Mittwoch, 10.09. – St. Andrew – Crail – Kirkcaldy – Dunfermline Eisenbahnbrücke – Dunfermline Abbey

 

140910_Weiterfahrt-Edinbourgh-bearbCairnpapple – Falkirk – Edinburgh

75 km

Hatte ich tags zuvor ja noch festgestellt, dass Sightseeing müde macht so muss ich mich jetzt revidieren. Ich werde heute Morgen sehr früh wach. Vielleicht lag es aber auch daran, dass irgendetwas in mir sagte: Hey, steh auf sonst verpasst du noch diesen herrlichen Sonnenaufgang heute Morgen.

 

Cairnpapple 10Ich öffnete also das Rollo und sah meine Cairnpapple 9ganze, tieferliegende Umgebung unter einer Nebeldecke liegen. Da irgendwo muss Edinburgh liegen. Naja, und über diesem Dunst, diesem Nebel war zu erahnen, dass ich einem herrlichen Sonnenaufgang beiwohnen werde.

 

Langsam, ganz langsam zeigte sich der Feuerball und das in seinen herrlichsten Farben. Bisher kannte ich dieses Naturschauspiel ja nur in umgekehrter Reihenfolge, wenn also dieser Feuerball Cairnpapple 8so langsam auf die Erde aufschlägt bzw. am Horizont so langsam unter geht. Es jetzt eben einmal auf Sonnenaufgang zu Cairnpapple 7erleben hatte seinen eigenen, ganz besonderen Reiz. Was allein diese einstündige Zeitverschiebung so alles ausmachen kann.

Die unterschiedlichen Farbstreifen auf oder genauer gesagt vor der Sonne rühren durch die verschiedenen Dunst- und Nebelschichten, durch die das Sonnenlicht sich durchkämpfen muss.

Um sich eine Vorstellung machen zu können, in welchem zeitlichen Rahmen das ganz Schauspiel über die Bühne ging – das erste Foto ist um 6:10 Uhr aufgenommen worden, zwanzig Minuten später folgen dann die Aufnahmen mit der Sonne, also 6:30, 6:32 und 6:37 Uhr.

 

Cairnpapple 6Danach legte ich mich auch wieder ins Bett, denn zum Aufstehen war es wirklich noch verdammt früh.

Cairnpapple 1Gut eineinhalb Stunden später ließen wir die Rollos herunter und gönnten den Kühen und Kälbern, die direkt neben uns standen, einen neidischen Blick auf unseren Frühstückstisch.

Als wir gestern Abend hier eintrafen wusste ich nur, dass wir am Cairnpapple Hill standen. Wie es hier überhaupt aussieht und wo wir „geschlafen“ haben zeigte sich mir erst jetzt, auf einem kleinen Parkstreifen am Cairnpapple. Dazu mussten wir jedoch erst einen kleinen Wall hinauf gehen. Oben angekommen folgten wir einfach dem weiteren Fußweg, auch wenn auf ihm die hier grasenden Kühe und Kälber hier ihre Spuren hinterlassen hatten.

Cairnpapple 2Dieser Hügel wurde etwa vor 5.000 Jahren als Kult- und Gräberstätte angelegt. Um die Mitte dieses erst später aufgeschütteten Hügels herum waren kreisförmig Menhiren, das sind lange Steine oder auch Hinkelsteine, angeordnet, die für die Besucher jetzt durch diese Vertiefungen angedeutet werden. Ebenso standen in der Mitte (man muss sich diesen Hügel einfach wegdenken) drei derartige lange Steine.

Cairnpapple 4Erst viele hundert Jahre später wurde in der Mitte eine Grabkammer errichtet, die, ähnlich wie bei den Clava Cairns, ja auch erst einen Hügel schufen.

In diesem Kammergrab, das an Wochenende auch geöffnet ist und besichtigt werden kann, lag nur eine Person, wahrscheinlich also eine wichtige, der man auch Beigaben wie eine Holzkeule und Trinkbecher mit ins Grab gegeben hatte.Cairnpapple 5

 

Als wir wieder zu unserem Auto zurückgehen bietet sich mittlerweile, nachdem sich fast sämtlicher Dunst und Nebel aufgelöst hatte, eine herrliche Rundumsicht über diesen insgesamt 300 Meter hohen Hügel. Und es verspricht somit wieder ein herrlicher Tag zu werden.

 

Falkirk Wheel 1

 

Zuerst geht es heute Morgen zurück nach Falkirk, oder genauer dem dortigen Wheel. Musste man früher dort durch insgesamt elf Schleusen um den erheblichen Höhenunterschied zwischen dem Forth and Clyde und dem Union Canal zu überwinden so erledigt seit 2002 das einzige Riesenrad der Welt diese Aufgabe.

 

 

 

 

Falkirk Wheel 7Falkirk Wheel 6

 

Wie funktioniert dieses Hebewerk jetzt genau? Im Besucherzentrum wird dieses ausführlich und sehr anschaulich erklärt, zumal man auch immer wieder einen Blick nach draußen werfen kann und dort das Original sieht.

 

Zwei riesige Wassertröge sind auf einer Achse angebracht, in die die Boote einfahren können. Okay, bei den Booten handelt es sich jetzt nicht um große Lastschiffe oder Frachtkähne, sondern um kleinere Schiffe, die hier eher touristisch unterwegs sind. Fährt jetzt also ein Boot in die Wanne hinein verdrängt es s o viel Wasser, wie das Boot selbst wiegt. Das Ergebnis ist, dass damit beide Wannen immer im Gleichgewicht sind. Um jetzt das Drehen dieser beiden Wannen um die Nabenmitte zu ermöglichen bedarf es natürlich eines Motors, der jedoch ausschließlich die Reibung überwinden muss.

Dabei ist es dann auch vollkommen egal, ob beide Wannen ein Boot beinhalten, also eins nach oben und eins abwärts befördert werden. Als wir die Anlage Betrieb sehen konnte wurde beispielsweise nur eins dieser Besucherboote von unten nach oben gebracht. Der eigentliche Fördergang, also die halbe Drehung, dauerte gerade einmal fünf Minuten, natürlich war das hinein- und hinausfahren schon zeitintensiver, denn hier müssen ja die Wannen, wie in richtigen Schleusen auch geöffnet und wieder gut verschlossen werden.

 Falkirk Wheel 5  Falkirk Wheel 4  Falkirk Wheel 3
 Falkirk Wheel 2  Falkirk

Das tolle ist hier jedoch, im Gegensatz zu herkömmlichen Schleusen, dass nicht die gesamt Menge Wasser abgelassen oder wieder aufgefüllt werden muss. Ein wirklich geniales System.

Da es aber das einzige auf der Welt ist scheint es für größere Frachtschiffe doch nicht so praktikabel zu sein.

 

 

Von Falkirk aus nahmen wir jetzt die Autostraße, die uns direkt und auf kürzestem Wege nach Edinburgh brachte.

Wir hatten zuvor überlegt, wie wir Edinburgh überhaupt angehen wollten, wo wir nächtigen. Ziel war jetzt also ein Campingplatz am Rande von Edinburgh mit den beiden Optionen Besuch von Edinburgh

  • mit dem Linienbus
  • oder aber unseren Bikes.

Heute sollte es in die Stadt hinein gehen, ohne jedoch ins Castle, denn dafür hatten wir schon einen ganzen Tag vorgesehen, also Morgen.

Als wir, wenn auch am Rande, den hohen Verkehr hier in Edinburgh erlebten entschieden wir uns spontan dafür, den Bus in die Stadt zu nehmen, zumal wir auch bei unserer heutigen Stadtbesichtigung als auch Morgen im Schloss nicht unbedingt in unserer Motorradkleidung unterwegs sein wollten. Dafür war es einfach zu warm.

Edinburgh 27In unmittelbarer Nähe des Campingplatzes befand sich auch eine Bushaltestelle. Dort fuhr auch eine Linie, die uns direkt ohne Umsteigen ins Zentrum brachte. In der oberen Etage sitzend genossen wir die Fahrt und stellten beide fest, dass wir alles richtig gemacht hatten als wir die Bikes auf dem Hänger belassen hatten. Immerhin ist Edinburgh mit seinen fast 500.000 Einwohnern nach Glasgow die zweitgrößte Stadt Schottlands.

Edinburgh 18Nachdem wir den Bus verlassen hatten ging es erst einmal den Berg hinauf. Oben auf dem Felsen liegt das Edinburgh Castle und in Verlängerung der Straße, die zum Castle führt, die Royal Mile mit zahlreichen Sehens-würdigkeiten. Am Rand der Straße parkten Busse aus allen möglichen Ländern

Auf dem eigentlichen Parkplatz an der Burg werden noch die Reste der Bühne abgebaut, die für das alljährlich hier stattfindende Theater Festival aufgesetzt wird.

Wir aber lassen das Castle für heute links liegen und orientieren uns gleich östlich zur Royal Mile. Als erstes stoßen wir auf St. Giles Kathedrale, die, so wie Edinburgh 16sie sich heute zeigt, aus dem 15. Edinburgh 25Jahrhundert stammt. 600 Jahre zuvor wurde an dieser Stelle die erste Kirche errichtet. Eine bewegte Geschichte zeichnet diese Kirche aus, war sie gleichfalls auch einmal der Ort des schottischen Parlaments, aber auch Schule und Gefängnis waren irgendwann in ihr untergebracht. Die Wirren der Reformation haben ihr insgesamt sehr zugesetzt. So wurden die 44 Altäre, die diese Kirche einmal beinhaltete, in dieser Zeit entfernt. Was unverändert über die ganzen Jahre erhalten blieb ist der Kirchturm mit seinem kronenförmigen Abschluss, ähnlich dem Kirchturm, den wir in Tarbert schon gesehen hatten.Edinburgh 24

Edinburgh 22Weiter geht es vorbei am City Chambers, das ursprünglich als Börse erbaut wurde, dann jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Stadtrat aufnahm.

Insgesamt ist es in Edinburgh ziemlich wuselig, jede Menge Menschen, zumeist Touristen, sind unterwegs.

Wir sehen unseren ersten alten Doppeldeckerbus hier und auch wenn diese Busse im Stadtbild von Berlin gleichfalls anzutreffen sind so wirken sie hier doch anders und eigentlich platzierter.Edinburgh 20

Wir verlassen die Royal Mile und bewegen uns nördlich mit Blick auf dasEdinburgh 21 New Town von Edinburgh. Vor uns liegt der Bahnhof, dahinter das Calton Hill, ein Vulkanhügel, der Anfang des 19. Jahrhunderts mit Nachbildungen antiker Athener Bauwerke ausgestattet wurde und irgendwie hier in Schottland ein wenig deplatziert wirkt.

Beim Blick nach Westen sehen wir die Brücke der Straße „The Mound“, an der rechts die Royal Scottisch Academy und links die National Gallery of Scottland liegen. Alles vermittelt den Eindruck, dass Edinburgh insgesamt über wenig Platz verfügte und von daher vieles auf engstem Raum errichtet wurde. Vor allem wurde auch gut in die Höhe gebaut, denn rechts und links der Royal Mile fällt das Gelände gleich ab. Viele Straßen, oder eigentlich sind es Gassen, sind so schmal, dass gerade einmal eine Autobreite Platz ist. Sicher, beim Bau damals gab’s ja auch noch keine Autos, die zum Maßstab für die Straßenbreite hätten gesetzt werden können. Gleiches haben wir zuvor nur in kleinen Städten oder genauer Dörfern gesehen, aber noch nie in einer Großstadt.

Edinburgh 17Dass die Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands bevor stand war auch in Edinburgh stets präsent. Kannten wir ja die unzähligen Aufkleber oder auch Aufsteller schon, so trugen hier auch Motorradfahrer ihre politische Einstellung richtig offen und unübersehbar zur Schau.

Edinburgh 15Wir zogen in New Town einmal die Pricess und George Street rauf und runter, die die Geschäftsmeilen Edinburghs sind, bevor wir den Tag dann bei einem Italiener ausklingen ließen. Als wir dort aufbrachen war es schon dunkel, sodass wir dann auch das abendliche oder eher nächtliche Edinburgh erleben konnten.

Bei der Rückfahrt galt es jetzt nur, unsere Haltestelle am Campingplatz nicht zu verpassen, denn bei Nacht sieht ja bekanntermaßen alles anders aus als am Tag.

 

 

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