Schweden

29.05. – 20.06.

Entschleunigung auf schwedisch

Eigentlich gehört Skandinavien, und nicht nur Norwegen, auf der Wunsch- oder Traumliste eines jeden Motorradfahrers. Aber seitdem wir unseren Kastenwagen (KaWa) haben lieben wir es auf jeden Fall bequemer, vielleicht eben auch ein wenig „luxuriöser“ oder eben auch mehr dem Alter angepasst. Nein, das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber wenn’s eben nur drei Wochen sind, und dieses skandinavische Land auch sonst vieles zu bieten hat wovon unsere Seele träumt, müssen eben auch einmal Prioritäten gesetzt werden.

So hatten wir uns entschieden dieses Mal das für uns beide neue Land Schweden auch auf dem Wasser zu erleben, natürlich neben dem grundsätzlichen Wandern. Ein Ziel, oder gar eine festgelegte Route hatten wir nicht, treu nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“.

Okay, zwei Dinge jedoch waren für uns klar. Da wir wieder einmal die Fähre Kiel – Göteborg benutzten sollte es nicht südlicher Göteborgs sein, und eben Lappland war nicht zwingend ein Ziel im Norden. Den Rest, die eigentlichen Entscheidungen wollten wir situativ, nach Interesse, aber auch nach dem jeweiligen Wetter treffen.

 

Montag, 29.05.

Gepackt hatten wir schon step by step in den letzten vierzehn Tagen, da wir auch an den Wochenenden beruflich noch stark eingebunden waren. Heute Morgen standen dann noch das Verstauen diverser Lebensmittel an, auch um unseren Kühlschrank zuhause zu leeren. Das Boot befand sich schon seit einer Woche auf seinem Platz und die Fahrräder wurden am Sonntagabend noch verladen.

Beim Packen des Kajaks vor zwei Wochen war mir allerdings aufgefallen, dass ich wohl auf unserer letzten Tour eine Hülse verloren hatte. Und das ist eine ganz entscheidende Hülse, sie nimmt nämlich passgenau den Bolzen der Steuerung auf. Jetzt, ohne diese Hülse „schlabbert“ dieser Bolzen in dem entsprechenden Sackloch des Bootsrumpfes, er hat keine passgenaue Führung. Der Einsatz der Steuereinheit wäre somit nicht möglich, wir bzw. ich, der hinten sitzt, müsste dann also den Zweier ohne diese Steuerung auf Kurs halten. Was zwar geht, aber bei einem Zweier schon mächtig anstrengend ist.

Also hatte ich beim Hersteller des Bootes das entsprechende Ersatzteil bestellt. Mir wurde zugesagt dass es noch am gleichen Tag auf die Post geht.

Sicherheitshalber hatte ich es an meine dienstliche Adresse beordert. Doch bis zu meinem letzten Arbeitstag ist es nicht eingetroffen. Von daher hatte ich mich am Sonntagabend noch in meine Werkstatt begeben und versucht etwas Passendes herzustellen, zumindest als brauchbare Notlösung.

Doch bevor wir uns dann am Montag auf den Weg nach Kiel machten rief ich zuvor noch in meinem Büro an. Eine Mitarbeiterin teilte mir dann mit dass wohl am Samstag ein Päckchen von der Firma am Bodensee eingetroffen sei. Also starteten wir mit einem kleinen Umweg über Aachen unsere Reise, jetzt natürlich mit dem Handikap über das Ruhrgebiet fahren zu müssen. Und ja, es war das Ersatzteil und meine Freude war natürlich groß.

Noch im Zeitfenster des Eincheckens erreichten wir den Schwedenkai in Kiel, mussten also auch nicht lange warten bis das Verladen begann.

Und irgendwie mussten wir feststellen dass wir mit dem Reisetag, eben Montag und nicht am Wochenende, alles richtig gemacht hatten. Nicht nur wegen des erheblich niedrigeren Preises, auch sonst war die Fähre nicht übermäßig gefüllt. Beim Abendessen am Büffet ging alles ruhig und gesittet ab, kein Gedränge oder langes Warten.

Die Entspannung, die Gemütlichkeit, die Entschleunigung, wie wir sie nannten, begann also schon mit der Überfahrt nach Schweden, genauer nach Göteborg. Und diese Entschleunigung brauchten wir beide auch dringend.

 

Dienstag, 30.05. – Ziel ist das Naturreservat Glaskogen

Am anderen Morgen, beim Blick aus dem Fenster, waren wir uns nicht sicher ob die Scheiben einmal geputzt werden müssten oder ob …

Wir gingen kurz hinaus, es war nass, feucht und recht frisch, fast schon kalt war es, und um uns herum war alles diesig. Kein Ufer, keine Felsen zu sehen. Auch der Schärengarten war nicht auszumachen.

Beim Frühstück dann das gleiche Bild wie gestern Abend. Wieder herrschte kein Gedränge. Dann kam die Ansage, dass das Fahrzeugdeck erst nach dem Anlegen geöffnet wird. Und als wir anlegten ebenso kein Gedränge auf der Treppe, wie wir es schon bei anderen Überfahrten erlebt hatten.

Als Monika unser erstes Ziel in unser Navi eingeben wollte dann jedoch der Schreck. Schweden war nicht vorhanden, ebenso wenig wie Norwegen. Hatte ich womöglich die Nordeuropakarte gegen Südeuropa getauscht als wir letztes Jahr in Frankreich waren? Und jetzt nicht erneut gewechselt. Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht. Jetzt kam bei Moni Freude auf, nicht weil ich auch einmal etwas vergessen hatte. Nein, sie liebt es Karte zu lesen, mir die entsprechenden Ansagen zu machen und dann natürlich mit dem Textmarker die gefahrene Route gleich zu markieren.

Wir machten uns also auf den Weg von Göteborg aus hinauf in den Norden, ins Värmland. Eigentlich noch recht weit südlich in Schweden gelegen ist die Landschaft jedoch schon norrländisch geprägt. Wir waren bereit für unsere ersten Wilderlebnisse. Hier sollen Wolf, Luchs und das Vielfraß leben. Vielfraß? Da mussten wir auch erst einmal googlen, als wir die ersten Hinweisschilder sahen. Es ist also ein dem Marder ähnelndes Tier, was allerdings deutlich größer ist. Knapp über 600 soll es davon in Schweden geben, also relativ selten, demgegenüber gibt es allein 5 mal soviele Braunbären. In den ganzen drei Wochen haben wir beide nicht gesehen, auch wenn wir mancherorts schon Schilder sahen, die vor Bären warnten.

Unser erstes Ziel war das Naturreservat Glaskogen. Ein 22.000 ha großes Gebiet, mit unzähligen Seen, die teilweise durch kleine Flüsse verbunden sind. Da, wo es nicht der Fall ist, diese Flussverbindungen fehlen, muss das Boot eben getragen oder auf den Bootswagen gepackt werden. Auch so etwas hatten wir uns zwischenzeitlich zugelegt.

Wir fuhren den Campingplatz Glaskogen an. Er liegt mitten im gleichnamigen Naturschutzgebiet zwischen den beiden Seen Stora- und Övre Gla. Die Plätze für Wohnwagen und Mobile liegen weit verstreut, einige schöne und abgelegene Plätze allerdings ohne Stromanschluss. Aber alle liegen im Wald, keine Parzelle neben der anderen. Alle sind getrennt durch Kiefern, Felsbrocken oder Hügel. Hier, aber auch in vielen anderen Schwedischen Naturreservaten dürfen Wohnwagen oder Reisemobile nur auf Campingplätzen abgestellt werden. Das sogenannte „Jedermannsrecht“  gilt hier also nicht.

Abends machten wir noch einen groben Programmcheck. Je nach Wetter planten wir eine Bootstour zu machen oder mit dem Fahrrad nach Glava zu fahren. Glava könnten wir dann mit einem Einkauf verbinden. Und für einen dritten Tag wollten ja auch noch Moni’s neue Wanderschuhe eingelaufen werden.

 

Mittwoch, 31.05.

Der Morgen begrüßte uns mit Sonne. An der Anmeldung lag auch der Wetterbericht für diese Woche aus, Langsam weiter steigende Temperaturen und die ganze Woche über das Sonnensymbol, ohne Wolken.

Wir hatten uns für die Einkaufstour nach Glava entschieden. Runde 15 km hin, zwei Kilometer mehr für den Rückweg, da wir dieselbe Strecke nicht zweimal fahren wollten.

Einmal abgesehen vom ständigen bergab und bergauf eine herrliche Radtour.

Unterwegs auf der Strecke kamen wir immer wieder an Rastplätzen vorbei. Zumeist mit einer Feuerstelle, aber auch mit ausreichend Feuerholz. Häufig wiesen diese Plätze auch noch einen kleinen Unterstand auf, um bei Regen oder Wind die Nacht geschützt verbringen zu können. Die meisten dieser Plätze waren zudem sauber, kein Abfall lag verstreut herum, wie es sonst häufig in anderen Ländern zu sehen ist. Da bekommt mensch richtig Lust auch ohne ein Wohnmobil auf eine mehrtägige Rad- oder auch Kajaktour zu gehen.

Dieser Service wird finanziert aus der Glaskogen-Karte. Sie berechtigt eben zur Nutzung dieser Rastplätze, der Schutz- und Übernachtungshütten, aber auch des Brennholzes und der Toiletten.

Abends fielen dann erste Tropfen, es regnete sich so richtig ein. Trotzdem schmissen wir unseren Grill an, zogen uns etwas wärmeres an. Pünktlich zum Ende hin hörte es auch auf zu regnen, selbst die Sonne kam wieder heraus, auch wenn sich dann die Temperaturen merklich nach unten bewegt hatten. Wir luden schnell noch das Boot ab, denn für Morgen sollte es dann auf’s Wasser gehen.

 

Donnerstag, 1.06.

Herrliches Wetter, die Sonne schien und so ging’s eben auf den Stora Gla, einem See im Naturreservat Glaskogen.

Allein der Wind machte uns ein wenig zu schaffen sodass wir lieber auf die kleinen, angrenzenden aber mit dem Stora Gla verbundenen Seen blieben.

Weit und breit sahen wir ab und zu einmal Menschen am Ufer, ein kleines Feuer qualmte vor sich hin, aber auf dem Wasser trafen wir an diesem Tag gerade einmal drei andere Kanuten an.

So wunderte es uns auch nicht dass hier die Vogelwelt für sich lebte und, wenn wir ausreichenden Abstand hielten, ihnen ganz in Ruhe zuschauen konnten.

 

Wir entdeckten so auch den Horst eines Fischadlers. Erst scheinbar unbewohnt, doch dann sahen wir ihn über uns kreisen. Nach einiger Zeit der Vergewisserung steuerte er dann auch seinen Horst an. Von unten, vom Wasser aus, war es nicht genau auszumachen ob er noch in der Bauphase war. Jungvögel waren zumindest nicht zu sehen, und die Zeiten die er weg blieb, erschienen uns ebenfalls zu lange als dass dort schon Eier im Horst gelegen haben konnten.

Den Abend ließen wir dann wieder einmal gemütlich ausklingen. Bei gegrilltem, aber auch einem kleinen Feuerchen, denn auch auf dem Campingplatz gab es diese fertigen Feuerstellen. Nicht nur dass die Temperaturen jetzt doch erheblich herunter gegangen waren auch “besuchten” uns jetzt diese typischen Mücken, vor denen die meisten Menschen Angst haben. Entsprechende Mittelchen, aber auch Kleidungsöffnungen gut verschließen haben uns vor größeren Mückenstichen bewahrt.

Dass wir schon einige Kilometer weit nördlich waren merkten wir auch an der Helligkeit, dem doch noch recht hohen Stand der Sonne – dieses Bild entstand um 22:00 Uhr.

 

Freitag, 2.06.

Heute stand „Wandern“ auf dem Programm. Monika hatte wieder einmal eine schöne Wanderung heraus gesucht und geplant. Der Weg war markiert und führte uns – wie könnte es anders sein – durch den Wald.

ABER – auch wenn mehr als die Hälfte der Landfläche Schwedens mit Wald bedeckt ist so darf es nicht darüber hinwegtäuschen dass die größten Teile dieser Waldlandschaft mittlerweile in Industriewälder verkommen sind. Alte Naturwälder wurden abgeholzt und durch Plantagen und Wirtschaftswälder mit niedrigem Naturwert ersetzt. Nur noch einige wenige Prozent des produktiven Waldes unterhalb der fjällnahen Grenze bestehen aus Altwald mit hohem Naturschutzwert.

Doch zurück zu unserer Wanderung. Immerhin waren die Wege in diesem Wald schon eindeutig zu erkennen und auch von vielen Menschen zuvor schon gegangen worden zu sein. Hinweistafeln oder auch Schilder oder andere Markierungen, wie wir sie sonst zumeist gewohnt sind, suchten wir allerdings vergeblich. Einzig und allein mal die ein oder andere Farbmarkierung auf die Rinde eines Baumes gepinselt.
Aber es sollte ein Rundwanderweg sein und wir verließen uns darauf.

Vögel gab es reichlich, aber, wenn wir ehrlich sind, hielten wir ständig Ausschau nach Rentieren oder Elchen. Denn auf dieser Wanderung sollte auch eine alte „Elchgrube“ zu sehen sein.

Was wir jedoch als erstes sahen waren Spuren auf dem Boden, das konnte, das musste ein Elchabdruck sein, denn so einen hatten wir noch nie zuvor gesehen. Auch die Größe sprach dafür.

Eine ganze Zeit später kamen wir dann an einer Hinweistafel vorbei. Sie verwies auf eine Elchgrube. Wir gingen die wenigen Meter vom Weg hinein in den Wald und konnten dort dann die Reste sehen.

Wie wir der Tafel entnehmen konnten wurde sie damals genau an den Stellen angelegt wo die Elche nach dem Winter vorbei kamen wenn sie ihr Quartier wechselten, d.h. vom Winter- ins Sommerquartier zogen. Sie waren abgedeckt sodass der Elch in diese Grube fiel. Teilweise waren in ihnen auch angespitzte Hölzer eingelassen sodass die Tiere gleich aufgespießt wurden. 1845 wurde diese Art der Elchtierjagd jedoch in Schweden verboten.

Glänzender Wald, wie der Glaskogen auch übersetzt heißt, dieses Phänomen war jetzt im weiteren Verlauf unserer Wanderung deutlich zu sehen. Auch wenn hier Baum an Baum stand, teilweise auch das Unterholz ziemlich eng war – da frage ich mich wie hier Elche so einfach durch laufen – war es nirgendwo dunkel. Ein herrliches Spiel des Lichts, das wir in uns aufsogen. Und eine göttliche Ruhe.

Auch bei unseren Stops, Pausen, keine anderen Stimmen als unsere eigenen, keine Motorengeräusche, keine bellenden Hunde. Absolut gar nichts war zu hören, außer jede Menge Vogelstimmen.

Am Abend, als wir vor unserem KaWa saßen, mussten wir feststellen wie sich der Himmel mehr und mehr zuzog. Auch ein Blick ins Internet verhieß für die kommenden Tage kein „gutes“ Wetter, es sollte jetzt mehrere Tage bewölkt und vor allem regnerisch werden. Wir beschlossen diesen zumindest morgigen Regentag als Fahrtag zu nutzen, der uns noch weiter in den Norden in die endlosen Wälder von Dalarna bringen sollte.

Ebenso mussten wir auch überlegen und planen wie wir die kommenden Tage, das Wochenende und den darauffolgenden Dienstag, der Schwedens Nationalfeiertag ist, vor allem Einkaufstechnisch geplant bekommen.

 

Samstag, 3.06. – Auf nach Mora

Also machten wir uns am nächsten Morgen auf. Es regnete zwar nicht, aber ständig zogen dunkle Wolken über uns hinweg. Da war es nun, das „schlechte Wetter“, auch für die kommenden Tage. Aber im Gegensatz zu unseren Skandinavien Touren zuvor, die wir ja mit den Motorrädern gemacht hatten, bot uns unser Bus ja ein festes und solides Dach über dem Kopf.

Unterwegs kauften wir in einem Supermarkt ein und versorgten uns wieder mit den notwendigen Lebensmitteln, bevor es dann weiter zum Siljansee ging.

Um ihn herum hatte Monika jetzt einige Fluss Touren ausgesucht, als Abwechslung zum Seenpaddeln. Unterwegs schauten wir nach passenden Einstiegsstellen. Doch der nun mehr und mehr einsetzende Regen ließ unsere Planungen für den nächsten Tag vom Paddeln hin zum Radfahren schwenken.

Wir fuhren noch bis Mora, stellten dort dann unseren KaWa neben etlichen anderen Wohnmobilen ab, die sich ebenfalls dort eingefunden hatten. Was für ein Gegensatz jedoch zur herrlichen Ruhe der vergangenen Nächte. Und es lag nicht nur an dem Musikfest, das gerade an diesem Wochenende in Mora stattfand, von dem wir natürlich auch eine Menge mitbekamen.

Immer wieder sahen wir „getunte“ Autos, die wir an den anderen Wochenenden auch regelmäßig zu sehen oder besser noch zu hören bekamen. Es waren zumeist alte amerikanische Autos, die ausgeführt wurden. Sowohl farblich, vielfach in grellen Farben lackiert, aber auch von ihren Geräuschen zogen sie die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Wobei uns dann in der Nacht diese Motorengeräusche doch ziemlich störten.

Mora ist übrigens auch der Zielort des jährlichen Wasalaufes, über den wir jetzt in den nächsten Tagen nicht nur in Mora des öfteren „stolperten“. Dieser über 90 km (!) führende Skilanglauf wird seit 1922 ausgetragen.

 

Sonntag, 4.06.

Mora liegt an der Nordspitze des Siljan, einem der großen Seen Schwedens. Das Wetter lud uns nicht gerade dazu ein mit dem Kajak auf’s Wasser zu gehen sodass wir unsere Fahrräder nahmen und eine größere Radtour unternahmen. Und auch jetzt wieder das gleiche Bild, kaum hatten wir Mora hinter uns gelassen waren wir fast die einzigen Menschen.

Wir machten einen längeren Stop an einem Plateau wo auf einzelnen Infokarten die hier vorkommenden Vögel dargestellt waren.

Nach insgesamt 53 km wieder angekommen auf dem Parkplatz in Mora waren wir uns schnell einig hier jetzt keine zweite Nacht zu verbringen. Also machten wir uns auf und fanden einen kleinen Randstreifen, auf dem wir unseren KaWa abstellten. Ganz in der Nähe sollte dann auch die Einstiegsstelle für unsere morgige Kajaktour sein, die wir uns am Abend jedoch nicht mehr anschauten. Das hatten wir uns dann für Morgen als erstes vorgenommen.

 

Montag, 5.06.

Nach dem Frühstück schauten wir uns den Fluss an, den Monika für den heutigen Tag auserkoren hatte.

Für ein Wildwasserkajak und dann noch einen Einer ist dieser Fluss, wie er sich uns zeigte, bestimmt befahrbar. Aber wir haben erstens einen Zweier und zweitens eher ein Wanderkajak. Nicht nur dass sehr wenig Wasser im Fluß war, auch waren überall deutlich größere Steine als auch Felsen im Flußbett zu erkennen. Eine große Fließgeschwindigkeit hatte er jedoch nicht. Ohne diese leichten Verblockungen im Flußbett wäre es bestimmt ein gemütlicher Wanderfluß.

Wir überlegten zwar noch, ob wir ihn nicht doch fahren sollen, eben immer mal wieder aussteigen und das Kajak durch diese Stellen treiben lassen, aber insgesamt waren die Temperaturen nicht so ansprechend, dass wir mit unseren Füßen und auch Beinen in dieses doch recht kalte Wasser wollten.
Schweden hat genug Flüsse, die wir auch mit unserem Kajak angehen können. Wir werden schon noch etwas passendes finden.

Vielleicht war es auch das Wetter, die doch noch sehr geringe Temperatur die uns diese Entscheidung so leicht gemacht hat, also für das warme Plätzchen im Auto; so fuhren wir also noch weiter. Monika hatte dann auch während der Fahrt einen größeren, breiteren Fluss ausfindig gemacht, den wir jetzt ansteuerten. Schon während der Fahrt, vom Auto aus, sah er interessant und für uns befahrbar aus.

Wir fanden auch sehr schnell eine mögliche Einsatzstelle mit einem Parkplatz.

Doch zunächst erst einmal etwas zur Logistik die wir lösen mussten.

An diesem Parkplatz und unserer Einstiegsstelle hatten wir jetzt ja alles zusammen, also unseren KaWa, indem wir ja auch heute Abend wieder schlafen wollten, das Kajak und unsere Fahrräder.

  1. Also zunächst das Kajak vom Auto, mit ihm werden wir den Fluss abwärts paddeln.
  2. Am Endpunkt des Paddelns setzen wir dann unseren KaWa ab.
  3. Nehmen dann unsere Fahrräder und radeln vom angestrebten Endpunkt der Kajaktour zurück zur Einstiegsstelle.
  4. Sichern dort unsere Räder, steigen ins Kajak und Paddeln dann die ganze Strecke, die wir zuvor mit dem KaWa ja schon flußabwärts, mit den Fahrrädern wieder flußaufwärts gefahren sind jetzt auf dem Fluss wieder herunter.
  5. Dort angekommen das Kajak auf’s Auto und mit ihm zurück zur Einstiegsstelle.
  6. Die Fahrräder jetzt wieder laden und fertig; jetzt brauchen wir nur noch ein Übernachtungsplätzchen.

Ja, das alte Problem wenn wir nur zu zweit sind. Ich erinnere mich noch an Polen, wo wir mehrere Tage unterwegs waren und ich am Ende unserer Paddeltour zu einem Dörfchen mit einem Bahnhof wanderte, dort dann sehen musste dass „mein“ Zug nur wenige Male am Tag fährt. Dort saß ich dann einige Stunden am Bahnhof bis mein Zug kam. Was mensch nicht alles auf sich nimmt um einem Hobby nachzugehen.

Doch zurück zu Schweden und unserer Paddeltour. Zuvor hatten wir ja schon alles verstaut was wir für den Tag benötigten. In unserem Kajak ist reichlich Platz, trotzdem hat eben alles seinen Platz.

Und auch der Bootswagen kam dann noch zwischen Monika und mir auf’s Kajak, man weiß ja nie. Wenn wir auch nur das Kajak einige Meter schleppen müssen kann man quasi zusehen wie die Arme länger und länger werden.

Aber die ganzen Mühen, die ganze Organisation hatte sich gelohnt.

Wir waren den ganzen Tag über vollkommen alleine unterwegs. Vielfach konnten wir uns auch einfach treiben lassen, die Strömung war ausreichend genug. Die Sonne schien, manchmal ein paar Wolken, aber insgesamt keine Regenwolken. Naja, bis auf eine Ausnahme, aber die überstanden wir auch ohne einen kleinen Regentropfen.

 

Für die Übernachtung hatten wir uns diesmal dann einen Campingplatz ausgesucht, denn sowohl unser KaWa hatte es nötig (Frisch- und Abwasser) aber auch wir selbst konnten wieder einmal eine gepflegte Dusche vertragen.

Abends, vor unserem Wagen sitzend, mit einem Stück Fleisch auf dem Grill mussten wir wieder einmal feststellen „Mensch, geht es uns gut.“

Und als dann die ersten Regentropfen fielen, wir ins Auto gingen und das leichte Trommeln der Tropfen vernahmen dachten wir beide an Norwegen zurück, wo wir beide Male mit unseren Motorrädern unterwegs waren und häufig, auch bei Regen, in unserem Zelt übernachtet haben. Das hatte auch seinen Reiz.

 

Dienstag, 6.06.

Eigentlich hatten wir geplant erneut auf’s Wasser zu gehen. Es regnete nicht, war also trocken, aber es war lausig kalt und es pfiff ein gehöriger unangenehmer Wind. Wir entschieden uns also um, verbanden das mit einem Standortwechsel und gingen wandern.

Wir erhofften uns natürlich auch nicht nur alleine durch den Wald zu wandern sondern vor allem eins der typischen nordischen Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Allen voran natürlich der Elch, aber eben auch Rentiere, die nicht als Herde unterwegs waren.

Spuren vom Elch, nämlich seine Losung, sahen wir immer wieder und sie sah nicht sehr alt aus. Aber trotz der vielen Bäume war der Wald schon ziemlich licht, sodass wir weit hineinschauen konnten. Wir hofften natürlich so auch ein Tier zu sehen bevor es uns ausgemacht hat und das Weite sucht.

Der „Weg“ selbst war schon abenteuerlich, soweit wir überhaupt von einem Weg sprechen. Vielmehr waren es immer wieder nur vereinzelte Markierungen an Bäumen, an denen wir uns entlang orientierten.

Dann gab es auch einmal eine Zeitlang überhaupt keine Kennzeichnung, trotz langer und intensiver Suche. Wir fanden keine neue Kennzeichnung, dieses rot/orange aufrechtstehende Rechteck. Oder auch diesen gelben Ring.
Wir schlugen uns also weiter durch, immer wieder natürlich den Blick auf eine erneute Markierung gerichtet. Auch auf den Boden schauten wir, denn der markierte Baum konnte ja zwischenzeitlich auch umgeknickt sein und somit auf dem Boden liegen.

Wie froh wir waren als wir dann endlich unser Rechteck wieder erspähten.