Sonntag, 26.07. – Die Anfahrt

Selfkant – Kiel – Oslo

090726_Kiel-bearb1.238 km

(davon bis Kiel rd. 610 km)

Es ging also früh los, um 5.00 Uhr war Start. Die Motorräder – eine BMW 1150 GS und eine Suzuki Bandit 650 – hatten wir tags zuvor schon fertig gepackt. Beide Maschinen verfügen über stabile Seitenkoffer und beide haben wir zusätzlich noch eine Packrolle als auch jeweils einen Tankrucksack dabei.
Um 13.00 Uhr war einchecken am Hafen in Kiel, wir hatten also 8 Stunden Zeit für diese rd. 600 km. Lieber einmal unterwegs eine Pause machen als irgendwann hetzen müssen. Beim Start am Morgen zuhause im Selfkant war es schon recht kalt für diese Jahreszeit, immerhin befinden wir uns Ende Juli, also eigentlich mitten im Sommer. Auch unterwegs ist es lausig kalt, und wir fahren nach Norden, nicht in den warmen Süden. Der Gedanke an wärmere Tage oder Regionen kommt erst gar nicht auf.

Die Autobahn ist total leer, erst um Hamburg wurde es etwas belebter und voller. In Kiel angekommen ist es 11.30 Uhr – geschafft. Die Fähre wird also nicht ohne uns fahren. Doch als letztes tanken wir erst noch einmal in Kiel unsere Motorräder so richtig voll.

Anstehen im Hafen von Kiel

Vor uns steht eine Gruppe Norweger, die ihren Urlaub schon hinter sich haben. Harleys, wenn schon nicht schnell, dann eben laut. Alle Motorräder, und das sind nicht einmal so wenige, parken hier auf einer eigenständigen Spur.

In der „Schlange“, die sich so langsam bildet, steht auch direkt vor uns ein Pärchen aus Düsseldorfer auf einer 1200er GS. Sie waren schon häufiger in Norwegen und raten uns, auf jeden Fall ans Kap zu fahren. Wir hatten in diesen Gespräch nämlich auch einmal durchklingen lassen, dass es unser erster Norwegenurlaub ist, und wir uns nicht zum Ziel gesetzt haben auf jeden Fall bis zum Nordkap zu fahren. So ist unsere vage geplante Route eher von Haken und Abzweigen gekennzeichnet denn von einer direkten Linie über die E 6 so schnell wie möglich gen Norden und zum Kap.

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die kleinste Maschine – aber mit den längsten Abspannungen

Dann geht’s endlich los, nach etlicher Zeit des Wartens. Zusammen mit vielen anderen Bikern fuhren auch wir mit unseren Motorrädern rauf auf’s Schiff. Als erstes mussten jetzt natürlich die beiden Maschinen verzurrt werden. Naja, das kennen wir ja schon wenn wir mit unserem  Trailer unterwegs sind. Und dieses Mal mit richtig professionellen Spanngurten. Vielleicht sollten wir uns beizeiten auch einmal für derartige Gurte entscheiden, spätestens wenn einige alte erneuert werden müssen.
KabineDann all das, was wir für die Nacht brauchen, an die Hand und auf Kabinensuche. Hilfreich sind da die ganzen Beschriftungen und Hinweise, auf welchem Deck und in welchem Teil des Schiffes man sich gerade befindet. Ohne diese Kennzeichnung, ohne dieses Orientierungssystem, wie es auch in der Uni in Essen zu finden ist, wären wir und die anderen bestimmt total aufgeschmissen. So finden auch wir unsere Kabine. Sie ist okay, eben ohne Fenster.

Dann rauf auf’s Deck. Aber zuerst einmal durch’s Schiff. Naja, es wirkt auf mich wie ein kleines CentrO, hier auf dieser Etage. Überall Shops, Restaurants, Kino, … und dazu jede Menge Menschen.

auf der Color FantasyWeiter oben dann sogar eine eigene Badeabteilung, hinter oder unter Glas. Wir aber versuchen, schnell nach draußen zu kommen, ganz nach oben, 13. Etage, auf’s Oberdeck. Da ist es dann schon herrlich. Ganz oben mit Blick auf bzw. über Kiel. Und endlich scheint auch die Sonne, und es geht los, wir legen ab.

Blick auf Kiel

Kiel

Natürlich genießen wir die Ausfahrt auf dem Deck. Dabei merken wir erst so richtig, wie hoch das Schiff ist, ziemlich hoch sogar, also muss es ein riesiges Schiff sein. Segler, die wir überholen, an denen wir vorbei fahren, sehen eher aus wie kleine Badewannenspielzeugschiffchen. Die auf den verschiedenen Decks stehenden Stühle als auch Liegen sind sehr schnell belegt.

Blick auf Laboe

Laboe

Nach der Ausfahrt aus dem Hafen, vorbei am Ostseebad Laboe, sind auch wir einmal herunter gegangen, ein wenig einkaufen. Wichtiger war uns jedoch zu schauen, ob es irgendwo ein freies Plätzchen in einem der zahlreichen Restaurants zu ergattern gibt. Wir hatten für die Überfahrt nämlich ausschließlich die Übernachtung gebucht. Also weder ein Abendessen, ob a la carte oder am Buffet, noch ein Frühstück für den kommenden Morgen. auf der Color FantasyAber leider Fehlanzeige, wir hätten da wohl einen Tisch vorbestellen, reservieren müssen. Naja, der Abend ist ja noch lang, und so geht’s erst mal in unsere Kabine. Der Fernseher dient nicht nur dem Empfang verschiedenster Fernsehsender sondern auf einem Kanal wird das aktuelle Bild der Außenbordkamera übertragen. Wenn’s draußen also zu stürmisch oder zu voll werden sollte können wir hier auch im warmen und trockenen …, und es ist Sonntagabend, also Tatorttime, das auf der Color Fantasy in Kielletzte Mal für die kommenden vier Wochen. Dabei das eingekaufte (Bier und Nüsse, fast wie zuhause) uns schmecken lassen. Gleichzeitig hofften wir natürlich, dass nach dem Spielfilm, also gegen 22.00 Uhr, sich die Reihen in den zahlreichen Restaurants oder anderen Betrieben gelichtet hätten. Aber irgendwie hat uns die Müdigkeit übermannt. Noch so richtig einkehren zum Essen oder auch nur auf ein Gläschen Wein – das hatten wir schnell abgehakt. Was wir auf jeden Fall allerdings noch gemacht haben war ein Gang auf das Außendeck, um den sich verabschiedenden Tag zu erleben.

War es am Nachmittag noch ziemlich voll so hatte sich zwischenzeitlich das Deck draußen kräftig geleert. Nur ein paar Unentwegte wie wir trafen wir an. Es war halt ganz schön zugig auf dem Deck und wenn keine windgeschützte Ecke aufzufinden war eigentlich auch zu kalt. Und in der windgeschützten Ecke sah man nichts mehr.

Storebælt Brücke

Storebælt Brücke

Die Liegen und Stühle, am Nachmittag noch voll besetzt und hart umkämpft, standen jetzt überall leer und wild durcheinander herum. Aber das interessierte uns weniger, wir genossen den Blick über die Reling, hinaus auf das Wasser. Und was für ein Glück wir dabei hatten. Denn wir kamen noch rechtzeitig, um die Unterquerung der Storebælt Brücke zu erleben. Diese 18 km lange Brücke über den Großen Belt verbindet Ost- und Westdänemark miteinander. Aber irgendwie war es kalt, frisch und ungemütlich – vor allem könnte auch das „zu“ davor gesetzt werden – um noch länger hier draußen zu bleiben. Zumal die Crew kräftig damit beschäftigt war, die ganzen Stühle und Sonnenliegen, die jetzt herrenlos überall herumstanden, einzusammeln und zu stapeln, damit morgen früh das Deck wieder frei ist, um den ganzen Passagieren die freie Sicht auf Oslo zu gewähren. Wir verabschiedeten uns jetzt auch und gingen in unsere Kabine. Und dann: Augen zu und trotz des Schaukeln, oder gerade deswegen geschlafen wie die Murmeltiere.

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