Freitag, 14.08. – über eine alte Bergarbeitersiedlung in Vosdal in die Nähe des Sommerskizentrums im Strynefjell

090814_Low-bearbDalgardsgrenda – Vosdal – Vagamo – Low

 

?? km

 

Morgens erleben wir dann getarnte Franzosen. Wir bezeichneten sie so, weil sie französisch sprachen, allerdings ein Auto mit norwegischen Kennzeichen fuhren. Ein Leihwagen, wie wir dann feststellen mussten. Leihwagen haben überall in Europa auf der Tankklappe den eindeutigen Hinweis, mit welcher Art von Kraftstoff – in diesem Fall jetzt Diesel – betankt werden muss.

Und für die Tochter ist Lachen wohl ein Fremdwort, wohl verständlich, musste sie wohl mit ihren Eltern in den Urlaub fahren. So schaute sie auch gestern Abend schon drein, als sie noch auf der Bank vor der Hytta saß und ein Buch las.

Auf jeden Fall haben wir diesen Pack- und Abreisewettstreit eindeutig gewonnen. Wir waren als erstes mit allem fertig, obwohl sie schon packten, als wir noch unser Frühstück zubereiteten.

altes Bergwerk in VosdalUnser erstes Ziel für heute war dann Vosdal, ein altes Bergwerkdorf, das wohl total autark war, mit eigener Lebensmittelversorgung etc.. Wir waren wohl zu früh, denn gegen 9.30 Uhr kam die erste Mitarbeiterin und schloss das Museum auf. Rein sind wir jedoch nicht, sondern haben uns bei eisigem Wind auf dem Gelände umgeschaut. Der alte Förderturm steht noch, alles in weiß rot.

 

Weiter geht es dann, zuerst ein wenig verfahren, bis wir die richtige Straße gefunden haben. Hier kommt uns dann eine größere Gruppe Biker entgegen, die wir später noch öfters sehen sollten.

Auf jeden Fall hatte Moni mal wieder eine Straße entdeckt – war es auch die Richtige? Denn sie endete vor einem Schlagbaum.

Ein PKW kam, der Fahrer stieg aus und öffnete die Schranke.

Gleichzeitig kam auch die uns zuvor schon einmal entgegengekommene Bikergruppe an der Schranke an. Moni kam mit einem von ihnen ins Gespräch. Wie sich herausstellte war er der Guide dieser Gruppe, also eine geführte Bikertour. Er erklärte ihr dann das System mit den mautpflichtigen Straßen in Norwegen, die an der Ein- oder Ausfahrt nicht persönlich besetzt sind. Dort ist, quasi wie früher der Überweisungsträger, ein ähnliches Formular auszufüllen. Nur das hier neben dem Namen und der Adresse das Kennzeichen mit anzugeben ist. Das Original wirft man dann anschließend zusammen mit den entsprechenden Kronen in den bereitstehenden Kasten, die Durchschrift nimmt man selbst mit. So Straße, ohne Asphalteinfach geht das. Es baut also gut auf Vertrauen und Ehrlichkeit. In Deutschland, aber auch vielen anderen west- und südeuropäischen Ländern nicht vorstellbar.

Er gab ihr dann auch noch zwei weitere Tips bzgl. unserer Weiterfahrt, welche Strecke wir nehmen sollten.

Ich kümmerte mich zwischenzeitlich um meine Öleinfüllschraube. Ich hatte nämlich festgestellt, dass es um sie herum ziemlich ölig aussah. Beim Schrauben merkte ich dann, dass sich da wohl beim letzten Nachfüllen ein kleines Steinkörnchen verirrt hatte, sodass die Schraube eben nicht ganz auflag und hier eine leichte Undichtigkeit vorhanden war. Bei Druck und vor allem warmen bis heißem Öl wurde das wohl ein kleiner Ölsprühnebel rausgedrückt. Mal sehen, wie es sich jetzt weiter macht, ob es wieder dicht ist.

Als ich fertig bin kommt Moni auch zu mir und berichtet alles. Jetzt sind wir also informiert und mit weiteren Tips ausgerüstet.

Rinder/Kühe werden getriebenWeiter geht’s, bei ziemlich lausigen Temperaturen. Und die Oberfläche der Straße ist nicht geteert, sondern eine festgefahrene Schotterpiste. Für mich problemlos zu fahren, für Moni mit ihrer Straßenmaschine schon etwas feinfühliger, aber das kann sie ja.

querende SchafeNatur, soweit das Auge reicht, ab und zu einmal ein einsames Gehöft. Auch mal ein Auto, das uns entgegen kommt. Die Hälfte von ihnen mit norwegischen Kennzeichen, die andere Hälfte teilen sich Niederländer und Deutsche. Am Rande oder aber auch gut abseits dieser Piste steht hin und wieder ein Zelt, ein Caravan oder auch Wohnmobil.

Und immer wieder passieren wir Schafe und Kühe, teilweise rechts und links in den Wiesen oder aber auch die Straße nutzend oder auch nur querend. Weidezäune? Was sind das? Hier zumindest absolut unbekannt.

 

Stabkirche in Vagamo

 

 

Was wir nicht sehen sind norwegische Rentiere oder gar Elche, aber auf diesen riesigen Freiflächen, ohne schützende Büsche oder Bäume? Über zwei Stunden fahren wir durch diese Naturlandschaft, klar, auch langsam, teilweise nur 40 – 50 km/h und mit vielen Stops, um diese Ruhe, diese Naturverbundenheit einfach in uns aufzusaugen.

 

Irgendwann hatte uns dann die Zivilisation mit all ihren Macken dann wieder eingeholt. Als erstes nehmen wir eine hölzerne Stabkirche wahr, nicht nur mit den Augen sondern auch der Nase. Sie war gerade frisch behandelt worden, so stark und ausreichend, dass es am Boden zu sehen war. Und der „Duft“ erinnerte stark an, oder war es gar noch, Carbolineum. Es tropfte nur in einem fort, man meinte es scheinbar gut oder wollte noch die Reste dieses mittlerweile verbotenen Schutzanstrichs aufbrauchen. Wie dem auch sei, hinein gehen konnten wir leider nicht, denn sie war verschlossen. Gerade das Innere dieser Stabkirche in Vagamo soll jedoch einen Besuch wert sein. Der Zaun dieser Kirchanlage bestand aus riesigen Schieferplatten.

 

 

noch jede Menge PlatzPlatz in der kleinsten Lücke

Und da war dann noch dieser Wohnmobilfahrer, der Glück beim Parken hatte. Eigentlich jede Menge Platz auf diesem gesamten Parkplatz, auch für sein dickes Schiff, aber er musste sich genau da so abstellen, dass er seine Fahrertüre nicht öffnen konnte und Moni ihre Suzi kaum vom Seitenständer bekam, da sie dazu ja das Bike aufrichten musste, es dann jedoch an die Seitenwand seines Mobils kam. Aber vielleicht war es ja auch ein Mietmobil, und der Fahrer hatte einfach nur Glück bei seinem Einparken, dass er Monis Maschine nicht touchiert und damit wahrscheinlich gefällt hätte.

Stabkirche in LowDie nächste Stabkirche gab es dann in Low, wo uns unser weiterer Weg hinführte. Hier war sogar die Türe geöffnet, aber nur gegen NOKs. Irgendwie wiederstrebt mir diese Art der Kirchpolitik, die immer mehr um sich greift. Es kommt der Tag, da wird für den Gottesdienstbesuch oder die Beichte „Eintritt“ verlangt, neben dem Klingelbeutel und den zahlreichen Opferstöcken. Also verzichten wir auf den „Besuch“ im Innern und bestaunen die Kirche halt nur von außen. Aber auch das war interessant, denn scheinbar wurde hier auch erst vor ein paar Tagen gestrichen, ebenfalls reichlich. Und beim Turm hatte man insgesamt wohl vergessen, ihn begehbar zu machen. Jetzt gibt es eine Außentüre mit Freitreppe.

Was uns jetzt allerdings mehr als eine Kirche interessiert ist ein Supermarkt, denn in Vagamo hatten wir auch ein kleines Mittagessen aus unseren letzten Pölsevorräten zu uns genommen.

Wenig später fanden wir auch einen, zwar kein Joke oder einer mit grünen Männchen. Es war ein Coop-Markt. Er hatte jedoch etwas dagegen, dass wir nur sein Brot kauften, denn das Transportband an der Kasse klemmte die Brottüte ein. Wir legten sie frei, bezahlten und schon ging es weiter.

noch ohne EisDer Campingplatz in Low selbst machte auf uns jedoch einen gruseligen Eindruck. Wer’s mag, bitteschön, aber uns war er zu sortiert und aufgeräumt. Und dann lag er auch noch direkt an der Ausfallstraße.

Also fuhren wir weiter, obwohl insgesamt die Campingplätze hier ja nicht mehr so reich gesät sind. Aber nach knapp 20 km an der Abzweigung zum Sommerskigebiet fanden wir dann eine Alternative. Dort hatten sich auch schon Schwedens Jungalpinisten einquartiert, und zwar snowboarder, die bestimmt auch ihre Pudelmützen beim Schlafen anbehalten. Und auch sonst war der Kontrast ihrer Bekleidung schon sehenswert, dicker Anorack, aber barfüßig mit Flip-Flops unterwegs. Echte Männer eben, denn die Temperatur ging mittlerweile nahe Null Grad.

Es sollte eine kalte Nacht werden, und auch wir waren um 20.30 Uhr schon in unseren warmen Schlafsäcken verschwunden.

>>> weiter zum nächsten Tag