Flakveit – Stordalsstølen – Hest – Gaula – Skei
270 km
Das Wetter heute war einmal wieder nicht einladend. Scheinbar sind wir genau an einem der besagten 280 Tage des Jahres unterwegs, an denen sich die atlantischen Tiefausläufer mit ihren Regenwolken hier aufstauen und meistens dann auch abregnen. Zumindest regnete es noch nicht sodass wir ohne unsere Regenkombis anziehen zu müssen starteten. Sie lagen aber gleich griffbereit ganz oben auf.
Wir wollten jetzt aber einen weiteren großen „Schritt“ gen Norden machen, zumindest einmal schauen, wo wir am Ende unserer zweiten Woche und damit der „Halbzeit“ unserer Norwegenreise landeten. Es galt ja irgendwann auch die Entscheidung zu treffen, ob wir das Nordkap noch ansteuern wollen oder es für einen zweiten Besuch zurück stellen und somit aufbewahren.
Als erstes querten wir heute Morgen erst einmal den Salhusfjord und sind dann auf der kleinen Insel Osterøy.
Nein, nicht mittels Fähre sondern über die Nordhordlandsbrua. Fast 1.250 m dieser insgesamt 1.610 m langen Brücke sind frei schwimmend, nur auf Pontons. Sie ist damit die weltweit längste Pontonbrücke. 10 Jahrelang, bis Ende 2005, war die Benutzung mautpflichtig, heute ist es kostenlos.
Wieder einmal blies ein starker, von links (Westen) kommender Wind, obwohl wir überhaupt nicht in Küstennähe sind.
Nur wenige Kilometer weiter verlassen wir diese kleine Insel wieder – auch mittels einer Brücke, die aber nicht so spektakulär ist und erreichen Knarvik, ein kleines Dorf. Kaum erwähnenswert, jedoch fließen hier gleich vier Fjorde zusammen: der Salhusfjord im Westen, der Radfjorden im Norden, von Süden kommend der Sørfjorden und der Osterfjord, dem wir jetzt über 20 km weit folgen.
Eine schmale Straße, die wir jedoch absolut für uns alleine haben. Es begegnet uns keiner, auch werden wir nicht überholt. Ab und an eine kleine Hütte oder auch Scheune, aber weit und breit kein Wohnhaus sind zu sehen.
Wäre das Wetter doch nur noch besser, würde die Sonne sich einmal blicken lassen, es könnte noch herrlicher und vor allem idyllischer sein.
Kurz vorm Ende des Fjords in Romarsheim verlassen wir ihn und fahren jetzt nördlich weiter, auf den Sognefjord zu. Er ist mit seinen 205 Kilometern Länge und einer Tiefe von 1.308 Metern der längste und tiefste Fjord Europas und hat 80 km nördlich von Bergen direkten Zugang zur Nordsee.
Von ihr strömt teilweise „warmes“ Wasser des Golfstroms ein, sodass wir an vielen Stellen wieder auf Obstplantagen trafen, als wir an seinem Nordufer entlang fuhren.
Doch zunächst stand eine weitere Fjordquerung an, die wir in Ytre Oppedal, wo wir wieder einmal mit der E 39 auf eine verkehrsreichere Straße stoßen. Wir lassen uns zusammen mit vielen anderen auf einer schon größeren Fähre nach Lavik übersetzen und bleiben zunächst auf der E 39 bis hinauf nach Førde. Hier führt uns dann der weitere Weg westlich bis nach Skei.
Ein wenig durchgefroren gab’s dann keine größeren Diskussionen bei der anstehenden Übernachtungsfrage. Wir orderten erneut eine Hytta mit herrlichem Blick auf den Jølstravatnet, aber auch schon auf das Gebirge des Jostedalsbreen, einem weiteren Nationalpark Norwegens, der den größten Gletscher auf dem europäischem Festland beheimatet.
Eine grundsätzliche Frage musste am Abend geklärt werden: „Wie fahren wir weiter? Weiter nach Norden, dann jedoch mit dem festen Vorsatz das Nordkap anzusteuern, oder suchen wir jetzt eher schöne Strecken, aber auch Orte auf einem langsamen Rückweg nach Oslo, wo wir ja auch noch einige Tage verbringen wollten.“