Übernachtungsplatz Talladale – Gairloch – Gruinard Bay – Falls of Measach – Ullapool – Lochinver – Übernachtungsplatz Gainmhich
180 km
Irgendetwas haben wir falsch gemacht. Zumindest ist uns der Wettergott derzeit nicht mehr wohl gesonnen. Die ganze Nacht drückte der Wind auf unseren Wagen und schaukelte uns damit durch. Die dichten Wolken hängen auch mal wieder sehr tief.
Wir nehmen es halt wie es ist, zumal uns mittlerweile ein Gefühl sagt, dass wir ja noch eine ganze Menge in den verbleibenden anderthalb Wochen vor uns haben. Noch sind wir nicht im Norden angekommen, und dann kommt ja auch noch die Ostküste in Verbindung mit unserem Explorer-Pass, der uns ja die kulturellen highlights nahe bringen wird.
Bevor wir jedoch starten werfen wir erst noch einen Blick auf den Beinn Eighe, der heute Morgen schon wieder von Wolken verhangen ist. Stolz ergreift uns, wenn wir ihn so von unten vor uns sehen. Da oben waren wir.
Ein festes Ziel hatten wir uns nicht ausgesucht, es kommt eben darauf an, was wir unterwegs so alles sehen werden, um uns dann für die Nacht ein Schlafplätzchen zu suchen.
Monika machte mich dann jedoch darauf aufmerksam, dass wir jetzt entlang der Küste auch Ausschau nach Robben und Delphinen halten müssten. In den Besucherzentren gab es unzählige Hinweise auf derartige Küstenabschnitte, an denen diese Tiere recht einfach vorzufinden sind. Diese Stellen hatte sie auf unserer Karte schon entsprechend markiert.
Den kleinen Ferienort Gairloch ließen wir „links“ liegen, da wir ja gerade erst losgefahren waren und nicht gleich schon wieder anhalten wollten.
Unseren ersten Stopp legten wir dann am Ufer des Gruinard Bays ein, direkt vor der Insel, die hier mitten in der Bucht liegt. Während des zweiten Weltkriegs wurde Gruinard Island als Testgebiet für die biologische Kriegsführung genutzt. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sie nach großen Bürgerprotesten entseucht und gilt mittlerweile als sicher.
Den nächsten, jetzt aber auch längeren Halt, machten wir dann an den Falls of Measach. Schon eine geraume Zeit lässt sich sogar die Sonne wieder blicken sodass wir diese Chance nutzen.
Wir stellen unser Gespann auf dem Busparkplatz ab, denn die PKW-Plätze sind gut gefüllt. Vom Parkplatz aus geht es dann auf einem kurzen Fußmarsch hinunter zur Schlucht von Corrieshalloch. Diese Schlucht wird von einer Hängebrücke überspannt, unter der es 60 m tief hinunter geht.
Unter ihr stürzt sich der Wasserfall 46 m in die Tiefe. Um diese Schlucht führt ein kleiner Wanderweg herum, den die meisten Besucher jedoch verschmähen, zumindest heute. Aus der Ferne betrachtet sieht diese Brücke recht robust aus, jedoch stehen auf beiden Seiten des Zugangs Hinweisschilder, das maximal 8 Personen gleichzeitig diese Brücke betreten dürfen. Als ich dann auch auf ihr bin merke ich, wie sie ein wenig schwankt und schaukelt.
Monika, die ja derartige Bauwerke nicht mag, sieht zu, so schnell wie möglich über die Brücke zu gehen. Einige hundert Meter weiter, auf der anderen Seite der Schlucht, bietet sich ihr dann eine massiver aussehende Aussichtsplattform, von der aus sie sich diese Schlucht zusammen mit dem Wasserfall dann auch ansehen kann. Kurz bevor wir wieder den Parkplatz erreichen steht eine eigenwillige Bankkonstruktion, die aber gut in diese Landschaft passt.
Mit Schrecken sehen wir dann, am Auto angekommen, dass die rechte Hecktüre offen steht. Mir war sofort klar, warum. Bevor Moni sich jetzt unnötig Gedanken über einen möglichen Einbruch macht kläre ich sie sofort auf. Ich hatte mir ja, als wir hier angekommen sind und uns entschlossen hatten, diese kleine Wanderung zu machen, meine festeren Schuhe angezogen. Dazu war ich nach hinten gegangen und hatte sie geholt. Ich bin aber auch davon ausgegangen, dass Moni ebenfalls ihre Wanderschuhe anziehen wird und deshalb die Türe offen gelassen. Diese Türe bekommt man nur ganz auf, wenn gleichzeitig auch der Hebel der Handbremse des Anhängers ein wenig beiseite gedrückt wird. So kam es, dass wir losgingen, ohne dass Moni hinten am Auto war. Ich hatte es zwischenzeitlich vergessen. Also „Tag der offenen Türe“ ohne dass jedoch irgendetwas fehlte. Glück gehabt kann ich dazu nur sagen.
Nach diesem ersten Schrecken und der Aufklärung geht es dann weiter bis nach Ullapool. Ende des 18. Jahrhunderts wurde dieser Fischereihafen gegründet. Heute ist er darüber hinaus ein wichtiger Fährhafen für die Routen zu den Western Isles. Wir lassen uns am Ufer nieder, ohne viel von den umfangreichen Bauarbeiten in unserem Rücken mitzubekommen. Scheinbar wird hier der Hafenbereich, der auch gleichzeitig Busstation ist, neu gestaltet. In den malerischen Fischerhäusern sind im Erdgeschoss Geschäfte und Lokale untergebracht. Auch wir nutzen die Möglichkeit, unsere Vorräte aufzufüllen und den Wagen zu betanken. Denn insgesamt wird die Gegend hier einsamer, sodass es ratsam ist, nicht mit fast leerem Tank weiter zu fahren.
Es ist zwar noch früher Nachmittag, als wir uns wieder auf den Weg machen, aber die Ausschau nach Hinweisen auf Wandergebiete und damit auch Parkplätzen, die abseits der A 835 liegen, stand jetzt an. Kartentechnisch als auch dem ein oder anderen Informationsmaterial, das wir zuvor schon einmal in Besucherzentren abgegriffen hatten, konnten wir mögliche Parkplätze nicht finden. So musste es dann letztlich eine Parkmöglichkeit am Loch Gainmhich tun. Zumindest hatten wir hier einen Platz mit herrlichem Seeblick, der, je später es wurde, auch immer ruhiger wurde. Ab und zu kam noch einmal ein Auto des Weges.