Montag, 17.08. – Wassermühlen in Vang, Stabkirche in Hegge und Rentiere

090817_Jotunheimvegen-bearbCamping Ardal – Wassermühlen Vang – Stabkirche Hegge – Jotunheimvegen

160 km

 

Heute ist der 23. Tag, seit wir Deutschland verlassen haben und in Norwegen unterwegs sind. Und wieder ist es ein Tag mit Regen. Die beiden Holländer von nebenan bleiben wohl noch, denn sie haben ihr Zelt zum Trocknen aufgehängt und sind mit nur einer Maschine losgefahren.

Uns aber reicht es und wir beschließen weiter zu fahren, auch wenn es uns schwer fällt, die trockene und warme Hütte gegen den ungemütlichen nassen Sitz auf dem Motorrad einzutauschen. Aber auch wandern im Regen macht ja keinen Spaß, genauso wenig wie Motorradfahren im Regen.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAWir starten mal wieder in der uns schon die ganzen letzten Tage bekannten Bekleidung „Regenkombi“.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERADoch plötzlich hört es auf. Monika hält an und meint, dass es jetzt schon seit fünf Minuten nicht mehr regnet. Sollen wir es wagen, die Regenkombis auszuziehen? Ich für meinen Teil würde es auch nur liebend gerne tun, denn bei Regen, wenn so langsam die Sitzbank auch nass wird, rutsche ich dann nur noch auf ihr herum.

Doch ein Blick um uns herum lässt mich sofort zweifeln. Es sieht nicht gerade nach herrlichem Sonnenschein aus und so setzen wir unsere Fahrt in den Kombis fort.

 

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Wir verlassen jedoch die E 16, die am Ufer der Vangsmjöse entlang führt und nehmen lieber die kleine Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Zunächst ist es noch eine herrliche Asphaltdecke bevor sie plötzlich aufhört und wir uns auf einem ganz kleinen feinen Split befinden, der wohl frisch aufgetragen aber noch nicht gewalzt wurde. Teilweise sinken unsere Reifen darin so richtig ein sodass wir mit Lenkbewegungen vorsichtig sein müssen. Also ganz schön schwierig zu fahren, vor allem für Moni mit ihrer Tourenmaschine. Da es jetzt schon eine geraume Zeit nicht mehr geregnet hatte, aber auch zur Erholung von diesem anstrengenden Straßenstück halten wir an und wagen es unsere Regenhüllen abzustreifen.

 

Schon beim Ausziehen hatte ich die vielen kleinen „Holzhütten“ gesehen die wir uns jetzt erst einmal genauer anschauten. Entlang des Baches Leine, der sich seinen Weg in den See sucht, stehen sechs dieser kleinen Häuschen, die sich dann bei genauerer Betrachtung als kleine Wassermühlen erweisen.

 

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAKONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAEs sind die Reste von ursprünglich einmal 13 derartigen Mühlen, von denen über die Hälfte bei der großen Flut 1860 mitgerissen wurden.

 

Auf den Infotafeln können wir weiterhin lesen, dass es laut Dokumenten aus dem Jahr 1729 hier in der Gegend um Vang 79 derartiger Mühlen gegeben haben soll. Normalerweise hatte jeder Hof mit einem Wasserfall auch seine eigene Mühle. Und Wasserfälle, selbst kleinere, gab es hier reichlich.

 

 

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Als wir unsere Fahrt fortsetzen scheint mittlerweile zwar die Sonne aber dieser ungemütliche Bodenbelag setzte sich noch etliche Kilometer fort. Wir waren heilfroh, als wir diese Schottersplittpiste endlich hinter uns gelassen haben. Zwar kein schwarzer glatter Asphalt, aber zumindest scheint hier dieser Split schon festgewalzt worden zu sein. So machte das Fahren auch wieder Spaß.

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Als nächstes erreichen wir Hegge und die dortige Stabkirche. Sie beinhaltet sowohl einen Taufstein aus dem 12. Jahrhundert als auch in den Säulen geschnitzte Gesichtsmasken, von denen eine nur ein Auge wie der Gott Odin hat. Leider können wir es selbst nicht sehen, da die Kirche verschlossen ist.

Auf dem sie umgebenden Friedhof sind sämtliche Grabsteine wie auf dem Reißbrett ausgerichtet. Noch etwas Besonderes, was ich zuvor noch nie gesehen hatte: einige dieser Grabsteine Stabkirche Heggewaren von beiden Seiten beschriftet. Aber nicht in der Art, dass sie, als die eine Seite „voll“ war, eben einfach gedreht wurden. Vielmehr waren die dort begrabenen Personen aus unterschiedlichen Generationen. Während bei uns eine derartige Familenbestattung nebeneinander stattfindet und dann eben auch die Grabsteine nebeneinander stehen waren sie hier scheinbar hintereinander begraben worden. Zumindest spart das einen zusätzlichen Grabstein. Nirgends haben wir jedoch eine Erklärung dafür gefunden.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERANach diesem Besuch stellte sich so langsam ein Hungergefühl ein. Auch wenn dieser Friedhof richtig idyllisch, wenig besucht und sogar Bänke vorhanden waren, es war eben ein Friedhof. Wir setzten uns also wieder auf unsere Bikes und fuhren weiter. Der herrliche Sonnenschein lud dazu ja auch regelrecht ein, zumal es jetzt wieder in höhere Regionen geht. In die Wintersportregion, in der bestimmt alles vorhanden ist, Tankstelle, Supermarkt. Vor allem hinsichtlich des Tankens wollten wir nicht erneut wieder zu einer zurückfahren müssen, wie wir es ja in den letzten Tagen das ein oder andere Mal wegen Spritmangels haben tun müssen.

 

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAKONICA MINOLTA DIGITAL CAMERANach dem Besuch der „grünen Männlein“ im Kiwi ging es weiter, immer noch bei herrlichem Sonnenschein. So schön kann „biken“ in Norwegen sein. Herrliches Panorama während wir ständig auf über 1.000 Metern sind. Wir verlassen diese gut ausgebaute Straße und biegen rechts ab, wieder auf eine kleine „mautpflichtige“ Straße. Während alle anderen Kraftfahrzeuge hier wieder ihre Maut bezahlen müssen ist sie für Motorräder kostenlos. Klasse, also hinein in diese 55 km. Die Gegend um uns herum wird wieder einsamer, menschenleerer, wir sehen auch weit und breit keine anderen Menschen, die hier unterwegs sind. Ab und zu eine kleine Farm und ansonsten nur Natur pur, einmal abgesehen von der Straße, die wie ein Strich durch diese Landschaft führt. Und Straße heißt auch wieder einmal keine asphaltierte, sondern mit grobem und lockerem Split versehene Schotterpiste. Aber fahrbar, auch für Monika mit ihrem Sporttourer.

Mittlerweile ist es auch schon spät geworden und wir müssen uns entscheiden, ob wir etwas zügiger fahren, um wieder in belebte Gebiete und damit möglicherweise zu einem Zeltplatz kommen. Oder ob wir hier jetzt das „Jeder-Manns-Recht“ einmal in Anspruch nehmen.

RentierBei einem Halt, den wir einlegen um das zu beraten leistet ein einsam und alleine daherkommendes Rentier Hilfestellung. Wenn dieser stattliche Bock hier so frei und ohne nervöses Umherschauen unterwegs ist suchen wir uns ein Plätzchen in dieser Einsamkeit und schlagen unser Zelt auf, zumal es weder nach heftigem Wind noch starken Regenfällen aussieht.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERAAb und an sehen wir hier ein einsames Wohnmobil stehen. Wir sind also nicht die einzigen, die hier übernachten werden. Aber so direkt an dieser „Straße“? Denn es geht ja nicht nur ums Schlafen, irgendwie meldete sich auch unser Magen, ein eindeutiges Zeichen von Hunger. Wir entdecken einen kleinen Weg, der von dieser Straße abzweigt, an dem wir unsere Motorräder gut abstellen können und bauen unser Zelt auf. Selbst an Wasser mangelt es hier nicht, denn wir haben ja immer nur unsere 1-Liter Wasserflasche dabei, die sich gut geleert hatte.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERANachdem das Zelt steht finden wir auch ein paar Steine oder Felsbrocken, um einigermaßen gemütlich unser Abendessen zuzubereiten. Wir müssen uns damit beeilen, denn immer mehr dunkle Wolken ziehen auf. Fast Pünktlich mit dem Ende unseres Abendessens beginnt es leicht zu tröpfeln. Schnell wird noch der Abwasch erledigt. Und aus dem leichten Tröpfeln wurde mehr und mehr, es regnete sich jetzt mal wieder ein. Nicht nur der Regen auch die langsam aufziehende Kälte lässt uns allerdings den kleinen Spaziergang, den wir noch antreten wollten, verschieben. Wir verschwinden nicht nur schnell in unserem Zelt sondern auch gleich in unsere Schlafsäcke. Einmal abwarten, was die Nacht so hergibt bzw. es Morgenfrüh aussieht.

Irgendwie stellt sich auch das Gefühl ein, dass unsere Norwegenreise sich so langsam dem Ende zuneigt. Das meiste spektakuläre haben wir gesehen, jetzt steht noch das Olympiazentrum und natürlich Oslo an, bevor es dann am Freitag auf die Fähre geht.

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