14. – 18. Februar 2015
Über Karneval an der Opalküste
Als „Rheinländer“ zu Karneval flüchten? Wo gibt‘s denn das werden sich so einige jetzt fragen?
Richtig, aber diesem ausgelassenen Treiben, zumeist noch unter extremen Alkoholeinfluss, können wir nur wenig bis gar nichts abgewinnen. Von Karnevalsonntag bis Dienstag fahren diese Wagen durch‘s Dorf, was ja noch nicht stört, aber die auf den Anhängern installierten Musikanlagen dröhnen nur so vor sich hin. Also Flucht.
In den vergangenen Jahren war häufig die holländische Küste das Ziel. Diesmal, angeregt durch einen Beitrag in einer Zeitschrift, suchten wir uns die Cote d’Opale aus. Keine Sorge, ich hatte von ihr vorher auch noch nie etwas gehört oder gelesen. Diese Küste liegt in der Region Nord-Pas-de-Calais, also im Norden Frankreichs. Genauer es ist die Ärmelkanalküste von Dunkerque im Norden bis zur Mündung der Somme im Süden. England und Frankreich trennen hier gerade einmal 35 km.
Samstag, 14.02.
Na das war ja einmal ein Start heute Morgen. Das wichtigste gepackt und eingeräumt hatten wir gestern schon, heute kamen nur die Fahrräder dazu und natürlich musste der Frischwassertank gefüllt werden. Noch haben wir nachts Temperaturen um die Null Grad oder gar tiefer, sodass im unbeheizten Bus das Sicherheitsventil am Wasserboiler öffnet und das ganz Frischwasser aus dem Tank ablässt. Das bedeutet also, den Wagen zuvor ein wenig aufheizen, Frischwassertank füllen und dann losfahren und die Innentemperatur ein wenig über dem kritischen Punkt von +5 Grad behalten. Das ist bei der Nutzung, also im Fahrbetrieb, ja kein Problem. Das Befüllen war schnell erledigt und es konnte los gehen.
Tja, und dann passierte das Malheurs. Der Duc steht unter unserem Torbogen in der Einfahrt zum Innenhof. Das Tor besteht aus drei Teilen, einer kleineren Eingangstüre, der große Flügel und einem kleineren Teil über der Eingangstüre. Dieses muss ebenfalls aufgeklappt werden, denn der Duc passt nicht darunter hindurch. Alle drei Teile müssen jedoch nach innen geöffnet werden. Für die Ein- oder Ausfahrt unserer beiden PKW’s ist das zusätzliche Öffnen des drittel Flügels nicht nötig. Beide wissen wir das, und heute Morgen passierte es eben. Monika hatte also beide Türen/Tore aufgeklappt und wartete darauf, dass ich heraus fahre. Zumindest schaut sie mich dementsprechend an als ob sie fragen wollte: „Worauf wartest du denn noch?“
Also fuhr ich los und da passierte es. Der obere, also dritte Flügel, den ich jedoch nicht sehen kann, schlug rechts am Dach des Duc’s an. Dummerweise mit seiner Ecke und schob also eine gehörige Beule mit tiefer Furche in das schräge Dachblech über der Fahrerkabine. Zumindest bohrte er sich nicht ins Blech, also keine Undichtigkeit. Aber eben eine richtig fette Beule und natürlich ist der Lack ab. Spachteln ist ausgeschlossen, da die Beule zu tief sitzt. Also entweder ausbeulen oder diesen Keil, der oberhalb der Türe sitzt, wechseln. Mal sehen, was meine Werkstatt dazu sagt.
Nachdem wir den Duc befreit hatte, denn der hatte sich ein wenig eingeklemmt, und einiger Sichtprüfungen hinsichtlich des Schadens ging es dann endlich los. Beide waren wir der Ansicht, dass das Dach dicht ist.
Auf der Fahrt selbst kam dann der Test, denn zwischendurch regnete es immer wieder. Bei einem Stopp schauten wir natürlich in diesen Stauraum oberhalb der Fahrerkabine, wir fühlten hinein, konnten glücklicherweise kein eingedrungenes Wasser feststellen. Soweit hatten wir also noch einmal Glück gehabt.
Auf Höhe von Ostende hatten wir dann die Küste erreicht. Zuerst bekamen wir natürlich einen Schrecken, als wir an der belgischen Nordseeküste entlang gefahren sind bzw. auch einen kurzen Halt machten und ans Meer gingen. Dieser Küstenstreifen ist vollkommen zugebaut mit kleineren, aber auch etlichen hohen Betonklötzen für die Urlauber. Ein ganz anderes Bild als an der holländischen Küste. Einfach trostlos. Verstärkt wurde es natürlich auch noch vom fehlenden Sonnenschein und der Leere, die hier existierte.
Also schnell wieder ins Auto rein und weiter. Wir fuhren bis Oye Plage, knappe 10 km östlich von Calais und dann in Richtung des Naturreservates direkt am Meer. Hier ein absolut anderes Bild. Kleinere Dörfer, die wir durchfuhren, aber auch nirgendwo diese hässlichen Betonklötze.
Am Rande des Naturreservates fanden wir einen Parkplatz, auf dem auch schon andere Mobile standen. Von „no overnight parking“ war weit und breit nichts zu lesen. Auch die zahlreichen Piktogramme auf den Hinweisschildern untersagten die Übernachtung hier nicht.
Zunächst gönnten wir uns einen Tee und ein Stückchen Kuchen, bevor wir eine erste kleine Wanderung machten. Sie ging an den alten Flakstellungen vorbei über einen Holzsteg. Von diesen Stellungen war natürlich außer Beton nicht mehr allzuviel zu sehen. Das meiste überwuchert mit einer Dornenhecke.
Spannend wurde es, als wir zu einem Unterstand kamen, der direkt am Weg lag. Natürlich sind wir hinein und uns war klar, dass von dort aus bestimmt die Vögel zu beobachten sind, die wir die ganze Zeit schon gesehen hatten. Es waren bestimmt über 100 wenn nicht sogar noch mehr, die teilweise in diesem sumpfigen Gebiet auf den Wiesenflächen herumstanden oder auch liefen. Monika war sich ziemlich sicher, dass es Wiederhöpfe waren. Sie meinte noch, dass sie soviele auf einmal auch noch nicht gesehen hätte.
Als wir dann später wieder am Mobil waren und im Internet nachschauten mussten wir feststellen, dass es sich doch nicht um den Wiederhopf handelte. Dummerweise hatte ich mein Kartenlesegerät nicht dabei, das ich für die Übertragung der Fotos auf das Laptop benötige.Wir konnten also nicht sofort bei Tante google nachschlagen. Diese Tante eben, weil die entsprechende Literatur auch mal wieder zuhause vergessen wurde, also unser Buch „Vögel in Europa“. Muss also warten, bis wir wieder zurück sind.
Sonntag, 15.02.
Herrlich lange haben wir an diesem Morgen ausgeschlafen, obwohl auf dem Platz, auf dem wir die Nacht verbracht haben, gehörig was los war. Ungefähr mit 10 anderen WoMo‘s standen wir hier, aber nicht eng aneinander. Neben uns noch ein französisches, alles andere waren Belgier. Das ein oder andere war schon weg als wir das erste Mal aus dem Fenster schauten. Nein, es waren lauter PKW’s, die einen Parkplatz für den Sonntagsspaziergang suchten und diese Unruhe verbreiteten. Diese Fahrzeuge trugen alle französische Kennzeichen, während bei den WoMo‘s ja die roten und somit belgischen den Ton angaben.
Heute Nacht hatte es noch ein wenig geregnet, vereinzelt waren die Tropfen zu hören. Die Heizung hatte wir auf der niedrigsten Stufe laufen lassen und mein nächster Blick ging natürlich auf die Anzeige unseres Wasservorrats. Alles im grünen Bereich, spricht alle drei grünen Leuchtdioden brannten. Somit hatte zumindest das Sicherheitsventil am Wasserboiler sich nicht abgeschaltet bzw. geöffnet. Der nächste Blick zur Frontscheibe zeigte jedoch eine kleine Reifschicht, also hatten wir schon Temperaturen um die 0 Grad, was wir aber im Wagen selbst nicht bemerkt haben. Somit ist also zumindest ein kleiner Wintertauglichkeitstest überstanden.
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten auch wir. Ziel war das Cap Griz Nez, also „Graue Nase“. Im Gegensatz zum südlich von Calais liegenden, aus weißer Kreide bestehenden Cap Blanc-Nez (Weiße Nase) ist dieses grau, also eigentlich nichts Besonderes. Wenn nicht von dem auf dem Gipfel stehenden Leuchtturms von französischer Seite aus der gesamte Schiffsverkehr auf dem Ärmelkanal beobachtet würde.
Wir fuhren entlang der Küste zunächst bis nach Calais. Im Hafen am dortigen Wohnmobilstellplatz standen schon etliche Kollegen, alle schön dicht neben einander. Zu dicht, wie wir finden, aber als wir dann an der Strandpromenade Calais wieder verließen wurde mir auch deutlich warum. Überall waren zwar Parkbuchten oder –streifen, aber sie waren für Mobile gesperrt. Wenn es dort überhaupt eine freie Bucht gegeben hätte, denn es herrschte richtig Hochbetrieb.
Am Cap Gris-Nez selbst dann auch das Problem des Parkens. Überall stand das Verbotsschild und auch selbst ohne dieses Schild herrschte hier richtig kräftig Sonntagsausflugsverkehr, verbunden eben auch mit der Parkplatzsuche. Wir tuckerten weiter und landeten in Audinghen. Hier wollten wir dann auch unseren Duc abstellen und zu Fuß zum Cap Gris-Nez wandern. Neben zahlreichen Parkplätzen war auch einer für Busse und Reisemobile ausgeschildert. Den steuerten wir an. Er liegt direkt hinter der Kirche mit ihrem außergewöhnlichen Glockenturm, der von weitem zu sehen ist. Auch wenn es dort die berüchtigte Stange auf 2,1 Meter gab so waren aber auch einige Parkplätze für Busse und Mobile ausgewiesen. Wir hatten die Qual der Wahl, denn der gesamte Parkplatz war leer.
Während wir uns auf dem für Busse und Mobile ausgewiesenen Teil abstellten mussten wir dann beobachten, wie ein anderer Mobilist sich um diese Ausschilderung überhaupt nicht kümmerte und sein Mobil mittig auf dem Fahrstreifen des PKW Parkplatzes abstellt und mit Keilen ausrichtet. Und bestimmt war es kein Mietmobil. Bei solchen Verhaltensweisen ist es nicht verwunderlich, dass die Gemeinde der Wohnmobiltouristen immer mehr in Verruf gerät. Okay, ich habe ihn jedoch auch nicht auf diese Verhaltensweise angesprochen denn nach Ärger stand mir überhaupt nicht der Sinn.
Direkt am Parkplatz fanden wir zwei Übersichtskarten mit entsprechenden Wanderwegen. Demnach hatten wir für unsere Wanderung gleich vier Möglichkeiten, wobei zwei davon etwas längere (über 20 km) waren, die aber auch zusätzlich das Bike Symbol auswiesen. Auch wenn wir unsere Fahrräder dabei hatten so gingen diese Touren jedoch nicht an oder entlang der Küste sondern ins Landesinnere. Das hatten wir nicht vor, wenn wir schon einmal an der Küste sind. Also nahmen wir die, die uns zum Cap Gris-Nez führte. Ständige Wegbegleiter waren hier einmal wieder etliche Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Teilweise erinnerten sie uns an die Wolfsschanze in Polen, denn einige von ihnen waren gesprengt und die dicken Wände lagen mikadomäßig verteilt. Andere waren kräftig von dornigem Gebüsch eingehüllt, das selbst schon wie ein Stacheldrahtzaun wirkte.
Vor allem entlang der Küste dann immer mehr dieser alten Kriegszeugen des Atlantikwalls. Fast könnte ich sagen dass jeder zweite hier einen entsprechenden Bunker, eine entsprechende Stellung in seinem Garten stehen hatte. Der Wanderweg führte uns ständig oben entlang, denn die Küste an dieser Stelle besteht nicht aus feinem Sandstrand sondern Felsgestein. Also auch hier wieder ein ganz anderes Bild als an der uns bekannten holländischen Küste.
Monika sagte gerade noch, dass wir bei unserem letzten Küstenkontakt in Schottland Robben gesehen hatten als sie plötzlich der Ansicht war, eine gesichtet zu haben. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich dann als ein Stamm oder Felsstück im Wasser heraus. Doch plötzlich war wirklich eine da. Sowohl mit dem bloßen Auge als auch durch das Tele und erst recht mit dem Fernglas war sie zu sehen. Auch die zahlreichen Möwen hatten sie oder besser ihre Beute entdeckt und versammelten sich um die Robbe herum. Könnte ja einmal etwas abfallen. Die Robbe tauchte stattdessen jedoch erst einmal ab. Unweit von ihr war dann die nächste zu sehen. Und noch eine weitere. Eine ganze Zeitlang schauten wir diesen Robben zu. Andere Strandgänger oder Wanderer nahmen von diesen Robben überhaupt keine Notiz. Schon seltsam.
Doch auch wir rissen uns irgendwann von diesem Anblick los und wanderten diesen Weg weiter, bis wir links erneut riesige Betonbauten sahen. Zum ersten dieser Betonbauten sind wir nachher auch gegangen, denn unser Rückweg nach Audinghen führte uns direkt daran vorbei. Dabei handelt es sich um die ehemalige Batterie Siegfried, die später in Batterie Todt umbenannt wurde und heute ein Museum ist. Schon von der Küste aus sahen wir die riesige Kanone, und als wir an dieser Anlage vorbei kamen stand direkt daneben auch ein Transportwagen der alten Reichsbahn. Er ist einer der wenigen erhaltenen Eisenbahngeschütze, über die Deutschland verfügte. Ursprünglich waren in dieser Anlage, die einmal aus vier Türmen bestand, Geschütze installiert, die eine Reichweite von rd. 55 km hatten und somit die englische Küste aber auch den Schiffsverkehr im Kanal unter Beschuss nehmen konnten.
Im Herbst 1944 wurde diese Batterie von kanadischen Truppen erobert, allerdings von der Landseite her.
Montag, 16.02.
Wir fahren weiter ein Stück die Küste entlang, Richtung Boulogne sur mer. Unterwegs zwei weitere Parkplätze für unsere heutige Wanderung. Am ersten fuhren wir vorbei, aber dahinter fanden wir einen Parkplatz für eine weitere Wanderung, die uns zunächst südlich an der Küste entlang nach Wimereux führte. Das Städtchen selbst war wenig besucht, es ist zu merken, dass die Badesaison noch nicht begonnen hatte. Ein großer Teil der Häuser an der Küste war noch gut winterfest eingepackt, die Fensterläden geschlossen. Einzig und allein auf der Durchgangsstraße herrschte lebhafter Verkehr, der sogar von der Polizei bzw. einem Sicherungsdienst geregelt wurde.
Noch einen kurzen Blick auf die leere Strandpromenade geworfen und dann ging es auch schon wieder zurück.
Erneut nahmen wir den Küstenwanderweg, denn über die Straße wollten wir nicht gehen. Auf Höhe des Parkplatzes, auf dem unser Duc stand, bogen wir nicht zu ihm ab sondern liefen weiter die Küste entlang nach Ambleteuse im Norden und zum dortigen Fort. Leider trennte uns und das Fort jedoch ein Fluss, der hier an dieser Stelle kurz vor der Mündung in den Atlantik nicht zu überwinden war. Wir liefen ihn also aufwärts bis wir schon im hinteren Küstenland waren. Der hier entlanglaufende Wanderweg sollte uns dann auch zurück zum Parkplatz bringen, auf dem ja unser Duc stand. Das Hinterland hier war teilweise sehr sumpfig. Die sumpfigen Teile waren allerdings wie in der Eifel mit Holzstegen ausgelegt. Davor und dahinter jeweils sandige Fußwege, die schon sehr anstrengend waren.
Nun galt es für diese Nacht einen neuen Platz zu suchen. Wir steuerten also Boulogne sur mer an. Nach einigem rumkurven fanden wir dann auch einen Hinweis auf einen Stellplatz. Als wir dort aber eintrafen und sahen, wie sie hier in Reih und Glied standen und dazu lag der Platz auch noch weit ab vom Centrum fuhren wir weiter nach Equihen-Plage. Dort soll(te) es laut promobil 20 Stellplätze geben. Wir fanden jedoch nur drei vor, zwei davon waren schon belegt.
Das scheinbar ehemalige Areal für diese 20 WoMos war mit der bekannten Stange in 2,1 Meter abgesperrt. Ob sie in der Saison entfernt wird konnten wir nicht feststellen, denn der Platz selbst entsprach auch nicht mehr den gemachten Beschreibungen.
Wir gesellten uns also zu den beiden anderen und hatten Glück, denn ein wenig später kam noch ein weiteres Mobil. Es stellte sich dann auf der Zufahrtsstraße ab.
Abends hörten wir dann zumindest, dass auch hier an der Opalküste Karneval gefeiert wird. Musik war aus dem Dorf zu hören, aber überhaupt nicht vergleichbar mit den Lautstärken, wie sie bei uns zuhause in diesen Tagen zu hören sind.
Dienstag, 17.02.
Nach einer erneut kalten Nacht, zumindest außerhalb unseres Wagens, schien heute Morgen die Sonne. Genau das richtige Wetter für eine weitere Wanderung, die uns heute bis kurz vor die Hafeneinfahrt von Boulogne sur mer führen sollte.
Zunächst blieben wir oben auf dem ausgewiesenen Küstenwanderweg, der immer wieder rauf und runter führte. Der Küstenstreifen unten, direkt am Wasser, war einfach noch nicht breit genug, um dort problemlos entlang laufen zu können.
Nach einiger Zeit oder einigen Kilometern gab es dann einen Abstieg zum Strand, den wir nahmen. Anfänglich reichte die Breite des Strandes noch aus, später mussten wir quasi direkt unterhalb der steileren Küste über Steine laufen und immer wieder erreichten uns auslaufende Wellen. Bis zu einer alten Festung, dem Fort d’Alprech, liefen wir jetzt am Strand entlang, was jedoch zu dieser Zeit noch recht mühsam war. Kurz vor diesem alten Fort stiegen wir hinauf, da ein weitergehen unten an der Küste jetzt unmöglich war.
Das Fort d’Alprech wurde Ende des 19. Jahrhunderts am Cap Alprech erbaut und diente damals wie auch in den folgenden Jahren dem Schutz der Küste, aber auch des in unmittelbarer Nähe liegenden Hafens von Boulogne. Insbesondere in den Kriegsjahren 1914/1918 war es in Betrieb und wurde im 2. Weltkrieg (1940 bis 1944) von den deutschen Truppen besetzt.
Oben vom Fort, das übrigens frei zugänglich ist, bietet sich ein herrlicher Blick über die Hafeneinfahrt, aber auch über Boulogne sur mer einschließlich der Basilika Notre-Dame.
Für den Rückweg entschieden wir uns, ebenfalls wieder oben zu bleiben, denn der Blick sowohl die Küste entlang als auch auf’s offene Wasser waren von hier oben einfach herrlich.
Vor allem war jetzt sehr gut zu erkennen, wie groß der Strand wirklich ist, wenn sich das Wasser zurückgezogen hat. Ein Zeichen dafür, wie flach die Küste an dieser Stelle ist.
Dann gab es zwei Männer, die mit Eimer und eben keinem Spaten sondern eher einem Rohr, das sie in den Sand drückten, nach irgendetwas suchten. Was es genau war, ob sie Wattwürmer suchten oder gar Krebse, konnten wir nicht sehen, obwohl wir ihnen eine ganze Zeitlang bei ihren „Ausgrabungen“ zuschauten.
Als wir einen Tag später noch einmal eine ausgiebige Strandwanderung machten waren in dem von der Ebbe freigegebenen Strand die zumindest kleinen „Sandhäufchen“, wie wir sie von der deutschen oder holländischen Nordseeküste her kennen, nicht auszumachen. Für uns bleibt es also ein Rätsel, wonach diese beiden Strandgänger gesucht haben. Einer von den beiden hatte dabei sogar ziemlich systematisch seine Bohrungen im Strand vorgenommen.
Allein in dieser Zeit, in der wir oben auf der Dünenkante saßen, hatte sich das Meer gut merklich weiterhin zurückgezogen und der Strand an dieser Stelle wurde tiefer und tiefer.
Der Bick zur anderen Seite, ins Landesinnere, zeigte weiterhin das schon seit Tagen gesehene und gewohnte Bild der Relikte aus den Kriegsjahren, von denen wir wirklich bei jedem Schritt verfolgt wurden. In dieser Häufigkeit und damit Massivität hatte ich dieses bislang noch nirgendwo erlebt.
Auch beim Blick zurück auf den Leuchtturm mit der Wendeltreppe von Le Portel, der direkt neben dem Fort Alprech zu sehen ist, sind unterhalb wieder alte Kriegsreste zu sehen, wobei sie noch den Ursprung weit früher, eben Ende des 19. Jahrhunderts haben.
Je weiter wir uns zurück begeben umso imposanter wird der Anblick dieses Felsens, vor allem im Schein der untergehenden Sonne.
Ebenso ist jetzt auch der große breite Strand zu entdecken, den wir auf dem Hinweg noch nicht angetroffen hatten. Das Wasser reichte noch bis an die Steilküste heran und wenn es sich dort schon ein wenig zurückgezogen hatte sind wir teilweise durch und über die größeren Steine gegangen und geklettert. Ein ziemlich mühsamer Weg, zumal die Steine, auch durch den teilweise vorhandenen Algenbewuchs, verdammt glitschig waren.
Zurück am Wagen, der mittlerweile total einsam und alleine dort stand, entschieden wir uns, diese Nacht hier stehen zu bleiben.
Mittwoch, 18.02.
Wie schnell doch diese wenigen Tage vergangen sind. Heute Abend wollen wir wieder zuhause sein. Wir haben also noch den ganzen Tag Zeit, denn zurück fahren können wir auch im Dunkeln.
Wir wollen zum Obelisken am Cap Blanc-Nez. Natürlich nicht mit dem Auto direkt hinfahren sondern wieder wandernd, an der Küste entlang.
Wir parken am Rand von Wissant auf einem ausgewiesen WoMo-Stellplatz und gehen gleich hinein ins Städtchen. Es war Markttag, und so bummelten wir einmal über ihn. Typisch französisch, wie er auch in anderen Landesteilen Frankreichs anzutreffen ist. Seien es die Menge der Kastenwagen als Verkaufsstände aber auch das Angebot von Lebensmitteln, vor allem Käse, Wurst und Gemüse, aber auch Haushaltswaren und Bekleidung.
Irgendwie hatten wir dann einen falschen Weg genommen, der uns nur parallel des Wassers führte, nicht jedoch zum ihm hinunter. Noch konnten wir es überhaupt sehen. Also liefen wir zum Schluss sogar auf der Landstraße entlang bis zum nächsten Dörfchen, wo wir dann endlich hinunter zum Strand gelangen konnten, der jedoch wieder einmal nicht sehr tief war. Wir mussten also erneut häufig bis ganz an die steile Küste heran und über diese teilweise glitschigen Steine laufen. Wir gingen jedoch nicht zurück sondern nahmen die nächste Möglichkeit, um auf die Krone dieser Küste zu gelangen. Auf dem Rückweg, wenn sich das Wasser zurückgezogen hat, können wir dann ja am Strand entlang laufen.
Oben angekommen war er dann zu sehen, dieser Obelisk, der uns schon in Wissant am Horizont aufgefallen war.
Nach einem steileren Anstieg, und der betraf nicht nur den Weg vom Strand, sondern ebenfalls noch einmal auf diesen Hügel, erreichten wir ihn dann auch endlich. Hatten wir auf dem Fußweg dort hinauf nur vereinzelt andere Spaziergänger oder Wanderer angetroffen so herrschte oben auf dem Plateau schon ein wenig mehr Betrieb. Keine Frage, die meisten kamen vom angrenzenden Parkplatz.
Sahen wir zunächst nur diesen Obelisken so „stolperten“ wir beim Aufstieg erneut über Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg. Sie gehören zur ehemaligen Radaranlage „Würzburg Riese“ und der „Lindemann Batterie“, die auf diesen noch übrig gebliebenen Plattformen einmal standen. Denn dieser Punkt war und ist ein strategisch wichtiger Punkt. Die Straße von Dover, wie der Ärmelkanal an dieser Stelle heißt, ist nur knapp 35 km breit. Selbst mit dem bloßen Auge sind die auf der anderen Seite liegenden Kreidefelsen von Dover auszumachen. Den „Partnerobelisken“, den es auf englischer Seite gibt, konnten wir jedoch auch mittels Fernglas nicht erkennen, es war an diesem Tag leider zu diesig. Beide Obelisken wurden zu Ehren der britischen Dover Patrol des ersten Weltkrieges errichtet.
Bevor der Tunnel, der heute England mit dem Festland verbindet, gebaut wurde, waren auch im Küstenbereich noch etliche Bunkeranlagen aus den Zeiten des Krieges zu erkennen. Richtig, unter uns oder etwas seitlich verläuft dieser Tunnel.
Neben diesem Tunnel gibt es weiterhin auch noch einen regen Fährverkehr von und nach Calais, den wir von hier oben aus sehen konnten.
Den Rückweg nahmen wir jetzt ganz unten am Strand entlang. Immer wieder kamen jedoch vom Land her kleinere als auch größere Abflüsse einzelner Flüsschen vom Landesinneren herunter, sodass wir auch schon einmal durchs Wasser gehen mussten.
Und natürlich waren unsere ständigen Begleiter wieder einmal alte Bunker, die teilweise auch schon von der steilen Küste herunter gesackt sind. Denn die See hilft mit, diese hässlichen Relikte der Vergangenheit zu beseitigen.
Während wir hier so am Strand entlang liefen, und auch wenn es noch einige hundert Meter bis Wissant waren, konnten wir es uns kaum vorstellen, dass hier zur „Hochsaison“ der Strand gut besucht ist. Vielleicht lag es daran, dass hier jetzt kaum andere Menschen unterwegs waren. Wir hatten diesen Strand quasi für uns alleine.
Natürlich galt unser Blick auch immer wieder hin zum Wasser, denn wir hatten ja wenige Tage zuvor an dieser Küste Robben sehen können. Doch heute war von ihnen weit und breit nichts zu sehen. Auch keine Ansammlung von Möwen, die ja auch ein Zeichen dafür sein könnten.
In Wissant wieder angekommen herrschte am Spätnachmittag mehr Betrieb am Strand.
Auch der Wohnmobilstellplatz hatte sich gut gefüllt, wie wir bei unserer Rückkehr an unserem Duc feststellen mussten.
Beide waren wir uns einig, dass die Idee mit der Opalküste als Alternative zur holländischen Nordseeküste eine gute Idee war. Und mit rd. 300 km ist sie auch nur geringfügig weiter. Sie wird uns also nicht das letzte Mal gesehen haben.