Montag, 27.07. – die ersten Kilometer auf norwegischen Straßen

Oslo – Sandefjord

120 km

 

 

OslofjordDer nächste Morgen begrüßte uns – nein, leider nicht mit der Sonne, sondern eher gut bis stark bewölkt. Vor uns liegt Oslo, die Hauptstadt Norwegens. Und wir sind kurz davor, also schon recht tief in den rund 100 km langen Oslofjord mit seinen Abertausend kleinen Inseln und Abermillionen kahler Schären eingefahren. Aber wir sind mit unserem riesigen Schiff nicht alleine. Zwei weitere Kreuzfahrschiffe, die wir vorausfahrend sehen, steuern ebenfalls Oslo an.

 

Und wieder zeigt sich uns das gleiche Bild. Die Inseln im Oslofjord, erst recht die Gebäude auf diesen Inseln, sehen aus als ob sie von meiner elektrischen Eisenbahn wären.

 

OslofjordDa wir aber noch reichlich Zeit haben nach diesem ersten Blick nach draußen ging’s erst einmal wieder unter Deck, frühstücken. Ob wir diesmal einen freien Tisch bekommen? Als ob wir einen Hafen verpasst hätten, an dem der größte Teil der Mitfahrerinnen und Mitfahrer das Schiff verlassen hatten, die Shopping Meile ist dieses Mal fast menschleer. Von der Hektik und dem Gedränge vom Vorabend keine Spur Oslofjordmehr. Und mit einem Tisch hat es auch geklappt. Kein Problem. Also ran an den Kaffee und die erste Mahlzeit in Norwegen eingenommen. Aber irgendwie hatten wir doch keine Ruhe hier unten. Auch keine Fenster. Nicht nur, dass wir nichts sehen können, auch jegliches Zeitgefühl fehlt uns. Und wird es eine Durchsage geben hinsichtlich der Ankunftszeit? Bevor wir uns darüber weitere Gedanken machen gehen wir direkt nach dem Frühstück wieder ans Deck. Jetzt ist es nicht mehr ganz so leer, einige andere Neugierige oder Frühaufsteher sind jetzt auch an der Luft und wollen wohl die Einfahrt in den Hafen draußen miterleben. Oder einfach nur Sehnsucht nach Tageslicht, statt der künstlichen Kabinenbeleuchtung.

 

OslofjordOslofjordViel trennt uns jetzt nicht mehr von Oslo und auch davon, wieder festen, nicht mehr schwankendem Boden unter den Füßen zu spüren. Auch haben wir kräftig aufgeholt, na ja, wir sind auch wesentlich größer als das Kreuzfahrtschiff voraus. Aber selbst dieses „kleine“ Kreuzfahrtschiff lässt die Fähre im Vordergrund winzig aussehen.

Jetzt mussten wir uns aber von diesem Blick lösen und uns um unsere Sachen kümmern, ein wenig packen und dann hinunter ins Schiff, auf das Parkdeck zu unseren Motorrädern, die wir ja vielleicht erst noch suchen müssen.

Wieder hilft die gute Beschilderung – wir finden sie auf Anhieb, bringen sämtliches Gepäck wieder unter und zurren sie los. Mit Spannung warten wir auf das Signal, herausfahren zu können. Doch statt eines Signals stehen wir hier, eingekeilt zwischen anderen Motorrädern und vor allem den vielen Autos, die alle darauf warten, vom Schiff, oder müsste ich besser sagen, aus dem Schiff heraus zu fahren. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, bis wir endlich unsere Maschinen starten konnten und raus, ab ans Land durften.

 

Color Fantasy im Hafen von Oslo

Dort suchten wir uns dann erst einmal außerhalb des Hafens ein ruhigeres Plätzchen, um uns über das erste Ziel zu verständigen und damit dann das Navi zu füttern. Gleichzeitig bot sich die Gelegenheit, einen letzten Blick auf die Color Fantasy zu werfen. Auch von hier sehen wir jetzt noch einmal, wie riesig dieses Schiff ist. Schon beeindruckend.

 

Dann geht es endlich richtig los, die ersten km auf norwegischen Straßen. Schon etwas ungewohnt, das Tempo-Limit von 80 km/h, aber wir sind nicht die einzigen, die gemütlich des Weges ziehen. Alles hält sich an dieses rigorose Limit, und damit auch kein Drängeln und Schieben, wie wir es auf unseren deutschen Straßen gewohnt sind. Das gesamte Fahren strahlt einfach nur Gemütlichkeit aus.

„Schnell“ lassen wir Oslo, diese Millionenstadt, hinter uns. Ein Sightseeing Oslos hatten wir uns ja für die Rückfahrt vorgenommen. Vom Timing her wollten bzw. müssen wir uns ja vornehmen, Oslo ein paar Tage früher zu erreichen und uns somit ein kleines Sicherheitspolster zu verschaffen. Für alle Fälle. Und dann hätten wir ausreichend Zeit, um uns Oslo genauer anzuschauen.

Als erstes galt es jetzt jedoch, von dieser E 18 herunter zu kommen, denn es herrschte schon reger Betrieb, und nur in dieser endlosen Blechlawine mitzuschwimmen war nicht unsere Absicht.

Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, nach etlichen Versuchen, diese E 18 zu verlassen und dann auf kleineren Straßen des Weges zu ziehen.

Über Drammen und Holmestrand geht es zunächst Richtung Süden.

Unser erstes Ziel ist Sandefjord, fast schon mit Zugang zum Skagerak, also dem offenen Meer. Und leider mussten wir erstmals unsere Regenkombis anziehen. Das sollte nicht das einzige und letzte Mal sein. Wir finden dann endlich auch einen Campingplatz, wobei wir feststellen müssen, dass er sehr gut ausgeschildert war.

An der Rezeption wird sehr schnell deutlich, dass wir nicht in Holland, auch nicht in Frankreich sind, also her mit dem „Schulenglisch“. Und die Zahlen in NOK, also Norwegische Krone, sind zunächst einmal Böhmische Dörfer, zumindest bieten uns die Preisangaben weder eine Vergleichsmöglichkeit noch ein Gefühl dafür, wie „teuer“ das Produkt, die Dienstleistung hier in Norwegen jetzt gerade wirklich ist.

Zeltplatz am SandefjordDen Platz für unser Zelt konnten wir uns selbst aussuchen, doch bevor wir das taten haben wir erst einmal ein frisches, leckeres und gezapftes Bier zu uns genommen, noch bevor wir das Zelt aufgebaut oder das Abendessen zubereitet hatten. Mittlerweile hatte auch der Regen aufgehört und wir saßen sogar im abendlichen Sonnenschein und genossen unser Bier(chen).

Diese Ruhe um uns herum, davon sollten wir die nächsten Wochen noch mehr erleben. Fast als ob wir ganz allein gewesen wären, obwohl um uns herum unzählige Wohnmobile und Wohnwagen standen. Aber entweder waren sie nicht bewohnt oder aber Skandinavier sind etwas ruhiger.

Zum Essen: Der erste Versuch, das, was wir mitgebracht hatten, zu essen, denn an unserem ersten Tag waren wir noch nicht einkaufen. Und so musste eben das erste Essen aus der Tüte herhalten; Moni hatte natürlich starke Bedenken, ob es für mich auch ausreichend wäre. Ich weiß nicht mehr, ob es gereicht hatte oder mich einfach die Müdigkeit überwältigte. Auf jeden Fall ging es an diesem Abend ziemlich zügig in die Schlafsäcke.

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