Ostern an der Weser

Dieses Jahr führte es uns über die Ostertage einmal nicht an die Nordseeküste, in die Eifel oder ins Hunsrück sondern unser Ziel war – von uns aus – nordöstlich, an die Weser. Das Weserbergland also.

Entfernungsmäßig eigentlich genauso weit wie die Nordseeküste oder die Mosel, jedoch irgendwie hatten wir zuvor diese Region noch nie ins Auge gefasst. Vor allem unterlagen wir einem Irrtum, nämlich der Annahme, dass es die meisten Menschen eher in andere Regionen zieht …

Weit gefehlt, wie wir bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz feststellen mussten. Stellplätze, die wir anfuhren, sagten uns nicht zu. Entweder waren sie mit der zugelassenen Anzahl von Mobilen schon belegt oder aber sie parkten mit Abständen wie auf einem ganz normalen Parkplatz eng beieinander.

Wohnmobilstellplatz in Lippoldsberg

Auf dem Wohnmobilplatz in Lippoldsberg war es dann auch nicht viel anders, auch er war nach unserer Auffassung überbelegt. Nicht nur dass auch hier die Fahrzeuge ziemlich eng standen auch die Sanitären Einrichtungen waren für die gerade herrschende Anzahl von Übernachtungen nicht ausgelegt. Und nein, es lag auch nicht daran dass möglicherweise einiges noch winterfest, sprich geschlossen war.
Gedränge herrschte vor allem “vorne” in der ersten Reihe, direkt am Ufer der Weser. Wir entschieden uns dann für die letzte Reihe, wo jedoch auch einen Tag später Auto an Auto stand.
Aber was sollte es, irgendwo mussten wir ja übernachten. Und da wir nicht beabsichtigten uns den ganzen Tag nur auf dem Platz, am Auto aufzuhalten nahmen wir dieses in Kauf. Zum einen hatten wir unsere Fahrräder mit dabei und ansonsten gab’s ja auch ein paar Ziele in der erreichbaren Umgebung, auch ohne uns ins Auto setzen zu müssen.

UNESCO Weltkulturerbe Schloss Corvey

Eins davon war das … ja, wie soll ich es jetzt nennen … Schloss Corvey oder doch eher Kloster Corvey? Auf jeden Fall ist es seit 2014 UNESCO Weltkulturerbe.
Den Ursprung oder Ausgangspunkt bildeten Überlegungen Karls des Großen, umgesetzt wurden seine Ideen jedoch erst Anfang des 9. Jahrhunderts.
Es beherbergt heute eine Klosterbibliothek, die ihren Ursprung auch gleich zu Beginn, also im 9. und 10. Jahrhundert hat.
So hat man u.a. auch Pläne, Fotos und Modelle für eine Welthauptstadt Germania gefunden, die ein Arbeitsstab von Hitler, der sich mit dem Wiederaufbau bombenzerstörter Städte befasste, dort im Frühjahr 1945 vergessen hatte.

Für die intensive Besichtigung, nicht nur von Außen, sondern auch der ganzen Räumlichkeiten mit den vielen Sälen, eben auch dieser Bibliothek hatten wir nicht genügend Zeit. Die Gesamtanlage mit dem Schloss, den ehemaligen Abteigebäuden, der Abteikirche umfasst rd. 80.000 Quadratmeter.

Hafen in Bad Karlshafen

Karlshafen ist ein anerkanntes Heilbad, das Mitte der 70iger Jahre den Zusatz Bad erhielt. Es liegt im Dreiländereck Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Diemel fliest hier in die Weser.

Der historische Weserhafen, der einschließlich des Umfelds gerade saniert wird, war fast 100 Jahre von der Weser abgeschnitten. Seit 2018 ist er wieder angebunden. Wer sich jetzt jedoch fragt wie denn in diesen kleinen Hafen Frachtschiffe hineinpassen sollen der kann beruhigt werden.

Hafen in Bad Karlshafen

Während er früher einmal ein Umschlagplatz für Waren aus aller Welt war soll er jetzt ausschließlich touristischen Zwecken dienen. Kleinere Yachten, Sportboote und Kanus werden als Nutzer erwartet.
Bei unserem Besuch hatten wir herrlichen Sonnenschein, sodass sich irgendwie ein mediterraner Flair breit machte, zudem die Häuser mit ihren weißen Fassen natürlich ihren Teil beitrugen.

Auf beiden Aufnahmen ist die Schleuse zu sehen, die mittels eines kleinen Stichkanals diesen Hafen mit der Weser, die direkt hinter den Häusern liegt, verbindet.

direkt an der Weser gelegen

Für die nächsten Tage wechselten wir unseren Schlafplatz. Ja, irgendwie war es uns zu unruhig geworden, auch konnten wir uns mit dem Zustand der Sanitäranlagen nicht so richtig anfreunden. Und bevor wir uns jedesmal bei der Rückkehr ärgern riskierten wir einen Wechsel, da ja immer noch die Ostertage zu einem höheren Aufkommen führten.

Höxter – ganz rechts der Stellplatz

Vor den Toren Höxters wurden wir fündig. Und wir standen diesmal auch nicht auf dem eigentlichen Campingplatz, der überwiegend mit Dauercampern belegt war, sondern direkt am Weserufer. Hätten wir unser Kajak dabei gehabt so wäre hier auch gleich ein Einsatzstelle gewesen. Merken, denn die Strömung auf der Weser ist auch Flussaufwärts zu schaffen.

ups, hier fehlt die Brücke

Auf unserer Radtour erlebten wir dann gleich zwei Highlights. Das erste war eine Flussüberwindung. Wir hatten irgendwann einmal den markierten und somit offiziellen Radwanderweg verlassen und uns mittels einer Karte, aber auch  unserem Phone den Weg „gebahnt“.

Bevor wir diese Stelle erreichten waren wir zuvor schon etliche Kilometer durch ein Waldstück gefahren indem zuvor Bäume gefällt worden sind. Das schwere Arbeitsgerät hatte beim umräumen der Stämme den Boden käftig gepflügt, und das nicht nur abseits des Weges sondern auch der Weg selbst war als solcher kaum noch zu erkennen. Ein umkehren schlossen wir also nach kurzer Beratung aus.

na dann … Brückenlose Flussquerung

Wenn ich zuvor von einem „Fluss“ sprach dann war er bestimmt nicht befahrbar, aber dieses Wasser als „Bach“ zu bezeichnen erscheint mir dann doch nicht angebracht. Wir konnten auch nicht erkennen ob es diesen Weg schon immer gab, hier immer schon eine Furt durch das Wasser führte. Auf jeden Fall schien sie aber von den Maschinen zuvor schon benutzt worden sein sodass wir davon ausgehen konnten dass der Grund kein loser Boden sondern gut verdichtet war. Es bestand also nicht die Gefahr dass wir plötzlich mittig im Fluss zum stehen kämen.

Und genauso war es dann auch. Selbst wenn das Wasser ein wenig spritze so kamen wir doch trockenen Fusses durch diesen Wasserlauf.

Gierseilfähre Reinhardshagen

Das nächste Highlight war dann direkt an der Weser. Ja sicher, eine Fähre, was ist das schon besonderes. Aber bei genauem hinsehen oder auch hinhören mussten wir feststellen dass es sich hier um eine Gierseil- bzw. Rollfähre handelt. Zum Fahren nutzt dieser Fährtyp allein die Ströung des überquerenden Flusses.

Bei der Rollfähre hier überspannt ein Drahtseil die Weser. Zwei weitere Drahtseile, von denen je eins am Bug, das andere am Heck befestigt ist, können sich mittels Laufrollen auf diesem Drahtseil frei bewegen. Durch einziehen oder auch lockern

Gierseilfähre auf der Weser in Reinhardshagen

kann so der Anstellwinkel der Fähre zum Fluss verändert werden. Der Druck des anströmenden Wassers drängt so die Fähre an das andere Ufer.

Das erste Mal hatte ich eine deratige Fähre 1995 an der Elbe gesehen, als ich von der Bastei eine ganze Zeitlang stromaufwärts auf die Elbe schaute.

Diese Technik kam verstärkt zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Kettenschiffahrt zum Einsatz, als sich Frachtschiffe entlang einer längs im Fluss liegenden Kette flussaufwärts zogen. Ein überkreuzen des Seils der Fähre mit der Kette des Frachtschiffes war so nicht möglich.

Rathaus in Hannoversch Münden

Ein Besuch in Hann. Münden gehörte natürlich auch zu unserem Kurztrip. Über 700 alte und prächtige Fachwerkhäuser prägen neben Wehrtürmen, dem Welfenschloss und natürlich dem Rathaus das Stadtbild und zeugen von einer ehemals reichen Handelsstadt.

Aber auch die Weser, die hier am Weserstein durch das zusammfließen von Fulda und Werra erst zur Weser wird, ist einen Stop wert. Und das ganze kann umweltfreundlich mit dem Rad erfahren werden, aber auch mit dem Kajak oder selbst Ruderboot.

Genauso sehenswert ist der Urwald Sababurg. Ein über 90 ha großes Gebiet beherbergt jede Menge alter Bäume und ist somit in Mitteleuropa äußerst selten. Totholz wird hier „stehen“ gelassen und verleiht diesem Wald ein urwaldartiges Aussehen.

Drei unterschiedlich lange Rundwanderwege, teils auch als Bohlenwege, führen durch diesen Wald. Allerdings führt die Menge an Besuchern dazu dass wild lebende Tiere vertreiben werden. Auch die vielen Schritte, die gemacht werden, verdichten den Boden und beschleunigen das Absterben dieser riesigen Bäume.