Sachsen-Anhalt

Landeswappen Sachsen-Anhalt21. – 26.09.

Eine Woche unterwegs in Sachsen-Anhalt

Merseburg, Geiseltalsee, Bad Dürrenberg, Buchenwald

Sachsen-Anhalt, eins der neuen Bundesländer durch das ich bis dahin auf dem Weg nach Berlin oder später dann auf unseren Reisen in Osteuropa immer nur durchgefahren bin ohne anzuhalten. Diesmal war es jedoch ein ganz bewusstes Anfahren für einige wenige Tage. Sicher, damit konnte ich nicht das ganze Bundesland erkunden, aber immerhin einen kleinen ausgesuchten Teil. Zumal ich dann ja auch noch einen kurzen Abstecher nach Thüringen gemacht habe, zum ehemaligen KZ Buchenwald.

Stellplatz Merseburg

Stellplatz Merseburg

Für meine ersten Tage hatte ich mir Merseburg als einen Standort ausgesucht, von dem aus nicht nur die Stadt selbst mit ihrem Schloss oder auch dem Radweg an der Saale entlang schnell zu erreichen waren sondern gleichfalls auch weitere für mich interessante Punkte wie der Naumburger Dom, aber auch das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier, das einst zusammen mit den Chemiestandorten der Leunawerke in Leuna und den Buna-Werken in Schkopau zu den großen Zentren der Wirtschaft der ehemaligen DDR gehörten.

Mein erster Übernachtungsplatz war ein kleiner Parkplatz direkt an der Saale, unterhalb der Stadt Merseburg, auch wenn die Beschilderung dieses Parkplatzes für mich nicht ganz eindeutig war.

 

Ich hatte es jedoch so ausgelegt dass das Parken nur in der Zeit von Montags bis Freitags von 8 – 18 Uhr auf 2 Stunden beschränkt ist und diese Regelung nicht für Wohnmobile galt. Ich sollte damit Recht behalten, zumindest hatte ich keinen netten Gruß des Ordnungsamtes oder der Polizei am Scheibenwischer. Dieser Parkplatz verfügte weder über Strom noch sanitäre Einrichtungen, doch mein KaWa ist ja voll ausgestattet um einige Tage autark unterwegs zu sein.

 

 

Saale, Merseburger Dom, Merseburger Schloss

Blick von der Saale aus auf Dom und Schloss

Entlang der Saale zu Dom und Schloss

Von der Saale aus, an der ich entlang gefahren bin, bot sich ein herrlicher Blick auf das Schloss und den Dom, der bis zur Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts Bischofssitz und ein bedeutendes religiöses Zentrum im Osten Deutschlands war.

Merseburger Schloss mit Schlossgarten

Merseburger Schloss mit Schlossgarten

Das Schloss selbst geht auf König Ottos Vater, Heinrich I., zurück, der zur militärischen Absicherung der Reichsgrenzen schon 930 die „Mersiburc“ befestigt und zur königlichen Pfalz ausbauen lässt.

Das erste Schloss entstand dann im 13. Jahrhundert bevor es dann unter Bischof Thilo von Trotha 1470 bis 1500 als Dreiflügelanlage neu gebaut wurde. Der schon stehende Dom bildete dann den vierten Flügel.

Merseburg, Schloss Orangerie

Merseburg Orangerie

Zum Ende des 2. Weltkrieges wird nicht nur das Chemie- und Braunkohlengeprägte Umland begehrtes Angriffsziel der Bomber, auch Merseburg selbst und somit auch das Schloss werden getroffen. Der Ostflügel wird bei einem dieser Angriffe getroffen und brennt später vollständig aus.

Merseburg - Domeingang

Merseburg – Domeingang

Wurden bei diesen Luftangriffen schon große Teile der Innenstadt vollständig zerstört so wurde der Rest dann in den 1970er Jahren erledigt. Neben dem eingesetzten Verfall sorgte auch die sogenannte „sozialistische Rekonstruktion“ mit dem Abriss ganzer Straßenzüge dafür, dass neben den großen Wohnungsbauvorhaben in den Außenbezirken gleichfalls die historische Altstadt ihren Glanz verlor. Der historische Gebäudebestand stand oft für eine Zeit und ein Gesellschaftsmodell das als zu überwinden angesehen wurde. Später waren es dann mit dem berüchtigten Plattenbauten eher wirtschaftliche als politische Gründe, die zur Vernachlässigung historischer Bausubstanz gehörten.

Somit übte Merseburg mit ganz wenigen Teilen seiner Altstadt keinen besonderen Reiz auf mich aus, um mir mehr als das Schloss und den Dom anzuschauen.

Geiseltalsee

Geiseltalsee

Geiseltalsee

Für den nächsten Tag hatte ich mir als Ziel den Geiseltalsee ausgesucht. Dieser See ist mit fast 19 Quadratkilometern der größte künstliche See Deutschlands. Er entstand im Zuge von Rekultivierungsmaßnahmen des früheren Braunkohleabbaugebietes Geiseltal.

Um den See herum führt ein Radweg, der auf etlichen Schautafeln Auskunft über das Sterben von 16 Dörfern gibt, wie wir es im Rheinland in unseren alten Braunkohlenrevieren ja auch kennen. Ich erinnere dabei nur an die unsinnige Vergrößerung von Garzweiler II.

Übersichtskarte Geiseltalsee

Übersichtskarte Geiseltalsee

Doch zurück zum Geiseltal. Schön dokumentiert, auf großen Schautafeln, ist sowohl geschichtliches zu den einzelnen Dörfern einschließlich interessanter Fotografien als auch die Bedeutung dieses riesigen Braunkohlefeldes für die Wirtschaft zu erfahren. So wird u.a. an einer Stelle dem Besucher die Entstehungsgeschichte dieser großen Braunkohlenlagerstätte in der Zeit des Tertiärs (ca. 65 Mio. Jahre) erklärt, die sich insgesamt wie ein Gürtel von Westen nach Osten durch ganz Mitteleuropa zieht.

Weinberg Geiseltalsee

Weinberg am Geiseltalsee

Die ersten Umsiedlungen von insgesamt 12.500 Einwohnern begannen schon 1929. Die letzten fanden dann in den Jahren 1968 – 1975 statt.

Dieses Braunkohlenrevier gehörte zu den bedeutendsten Bergbaugebieten Deutschlands. Ursachen dafür waren die Qualität und Mächtigkeit der gewaltigen Lagerstädte, das verhältnismäßig günstige Abbauverhältnis und die wirtschaftsstrategisch günstige Lage im mitteldeutschen Raum nahe der Saale bei Merseburg.

Rinder am Geiseltalsee

Rinder am Geiseltalsee

Von der ersten urkundlich belegten Erwähnung im Jahre 1698 bis zur endgültigen Einstellung des Braunkohleabbaus 1993, am 30. Juni verließ der letzte Kohlezug den Tagebau, vergingen fast 300 Jahre. Vor allem im 20. Jahrhundert schuf diese Rohbraunkohle die Voraussetzung dafür, dass die industrielle Entwicklung im Raum Merseburg mit der Ansiedlung der Großbetriebe Leuna, Buna und Winthershall möglich war. Entweder wurde sie in diesen Großbetrieben zur Strom- und Prozesswärmegewinnung verbrannt oder in 8 Fabriken zu Brikett gepresst.

Geiseltalsee

Geiseltalsee

Zehn Jahre später, ebenfalls am 30. Juni 2003, wurde mit der Flutung des ehemaligen Braunkohletagebaus begonnen. Fast 8 Jahre lang wurde Wasser aus der Saale durch eine 11 km lange Stahlrohrleitung geleitet, um im April 2011 den vollständigen Füllstand erreicht zu haben. 28 der insgesamt 41 km Uferlänge werden heute touristisch genutzt. Dazu gehört der Radweg, auf dem ich fahre genauso wie ein Weinberg oder auch die um diesen Weinberg grasenden Rinder und Burenziegen. Vor allem letztere werden gegen die Verbuschung extensiv genutzter Weidelandschaften eingesetzt. Und ja, richtig, auf einer ehemaligen Abraumhalde wurde hier ein Weinberg angelegt. „Goldener Steiger“ heißt dieser Berg, an dessen Fuß sich sogar eine Straußenwirtschaft befindet, die natürlich auch Haltepunkt des kleinen, um den See herum führenden, Geiseltal-Express ist.

Marina in Mücheln am Geiseltalsee

Marina in Mücheln am Geiseltalsee

Südwestlich vom See liegt das schmucke Dörfchen Mücheln, das sich irgendwie dem Abbau der Braunkohle entziehen konnte.

Vom Geiseltalsee aus, an dessen Ufer man eine Marina angelegt hat, führen Steinstufen hinauf in dieses sich heute ruhig zeigende kleine Städtchen. Während unten am See sich so langsam neue Häuser, zumeist Ferienhäuser, breit machen ist weiter oberhalb im Städtchen

Marktplatz mit Terrassen in Mücheln

Marktplatz Mücheln

eine herrliche Altstadt anzutreffen. Direkt am Rathaus befindet sich der stufenförmig angelegte Marktplatz. Ursprünglich war es ein Hang, der im Rahmen der Ende des letzten Jahrtausends vorgenommenen Sanierung terrassenförmig gestaltet wurde. Eigentlich ideal für Veranstaltungen, wie mir Bürger der Stadt dann auch erzählen.

Aber auch das Rathaus selbst lohnt einen Besuch, mindestens aber einen Blick auf die in seine Außenwand eingelassenen kleinen Sitznischen oder auch die steinernen Bilder an der Außenfassade.

Braunkohleabbaus im Geiseltal

Relikte des Braunkohleabbaus im Geiseltal

Wendet man sich vom See ab, der natürlich den Anziehungspunkt dieses Erholungsgebietes darstellt, so sind die Spuren der Braukohleabbauvergangenheit natürlich nicht zu leugnen. Überall treffe ich auf lange Transportbänder, die die Braunkohle zu den verarbeitenden Stätten befördert haben. Was jedoch fehlt sind die ganzen, bestimmt auch hier einmal vorhandenen Pumpstationen, wie sie bei uns im Rheinischen Braunkohlerevier allerorten anzutreffen sind.

Was mir jedoch auch noch aufgefallen ist war die Ruhe. Sowohl bei meiner Rundfahrt um den Geiseltalsee aber auch auf dem Weg dorthin bin ich nur auf wenige Menschen gestoßen, die Landschaft als auch die Umgebung wirkten irgendwie geisterhaft auf mich.

 

 

Luftfahrt und Technik Museum Merseburg

Wolga im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

alter Wolga im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

Nordwestlich von Merseburg gelegen hat ein Privatmann in den 1990er Jahren einen Museumspark errichtet, nachdem feststand, dass das Luftfahrtmuseum „Butzweiler-Hof“ bei Köln vor dem Aus stand. Auf dem ehemaligen Flugplatz Merseburg baute er jetzt sein Museum, für das er schon in Köln ein entsprechendes Konzept entwickelt hatte. Er erweiterte jedoch das Angebot über Fluggeräte hinaus, sodass heute rd. 50.000 Ausstellungsstücke dort zu besichtigen sind. Teilweise in Hallen, aber auch im Freigelände stehen dort Fluggeräte, alte Fahrzeuge, aber auch Dampfmaschinen oder Bügeleisen bis hin zu alten Taschenrechnern oder Personal- oder besser Heimcomputern. So konnte ich auch meinen ersten, alten „C64“ dort sehen, mit dem ich meinen Einstieg in die elektronische Datenwelt bewerkstelligte. Er stand genauso dort wie seine Kollegen aus dem Hause Atari oder aber die DDR-Produkte Sinclair. Aber auch Schreibmaschinen, von den ersten manuellen aus dem Jahre 1888 bis hin zu den letzten, in der DDR gebauten mechanischen Modellen „ERIKA“.

Goggo im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

Goggo im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

Eine besondere Faszination übten auf mich jedoch die unzähligen Fahrzeuge aus, die hier ausgestellt waren. Seien es Nutzfahrzeuge oder auch die Feuerwehrausstellung, aber auch Personenkraft-wagen oder Motorräder.

So stehen dort alte Fahrzeuge aus Osteuropa wie natürlich der Skoda oder die Ostlegenden des Trabbis, Skodas

oder Wolgas, aber auch hostorische

brasilianischer VW-Bully im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

T2 VW-Bully im Luftfahrt und Technik Museum in Merseburg

Fahrzeuge aus westdeutscher Produktion wie das Goggomobil aber auch der für viele Camper legendäre VW-Bully T2.

Der hier ausgestellte wurde jedoch schon nicht mehr in Deutschland sondern in Brasilien produziert.

Motorrad mit Trabant Motor

Motorrad mit Trabant Motor

Besonders viele Exponate enthielt die Abteilung Motorräder. Dort ging‘s los beim Fahrrad mit Hilfsmotor bis hin zu einem Motorrad mit Trabantmotor, das ein findiger DDR-Bürger in dreijähriger Bauzeit (1977 – 1979) auf dem Rahmen einer Simson und unter Zurhilfenahme diverser Bauteile wie Dämpfer, Getriebe und Bremsanlage von einer MZ zusammen baute.

Miele ohne Schleudergang

Miele ohne Schleudergang

Und das Miele nicht nur Waschmaschinen baute wissen die meisten heutzutage schon nicht mehr. Ein Freund von mir fuhr damals, als ich eine „Viktoria“ von Zweirad-Union fuhr, so eine Waschmaschine auf zwei Rädern, nämlich eine Miele. Nur den Schleudergang hatte er schon damals nicht gefunden. War wohl auch besser, vor allem aber gesünder.

Zweiradgeschichte der DDR

Zweiradgeschichte der DDR

Gut dokumentiert ist dabei vor allem die Entwicklungsgeschichte der Zweiradmotorisierung der DDR nach dem Krieg.

Viele der gezeigten Fahrzeuge sind Scheunenfunde. Sie wurden damals jedoch nicht nur vor dem Zugriff durch die Deutsche Wehrmacht versteckt sondern vor allem auch vor dem Zugriff der Allierten, nach dem Krieg vor allem der russischen Brüder. Das verstecken reichte dabei von anderem landwirtschaftlichem Gerät oder auch unter Unmengen von Stroh und ging sogar bis zum vergraben.

Bick in eine TU 134

Bick in eine TU 134

Auf dem Außengelände sind weit über 60 Luftfahrzeuge zu sehen, größtenteils natürlich Militärflugzeuge beider Weltlager wie die MiG aber auch den Starfighter. Dazu kommen noch einige Zivilflugzeuge. So sind beispielsweise eine alte IL 14 als auch eine TU 134 der DDR Fluggesellschaft INTERFLUG frei zugänglich.

Beim Blick ins Innere der TU 134 wird man an die spartanische Ausstattung erinnert, wie ich sie auch noch aus meinen Anfängen der Fliegerei kenne. Kein Vergleich mehr zu dem Innenleben unserer heutigen Airbusse oder Jumbo-Jets.

 

 

Gradierwerk Bad Dürrenberg

Gradierwerk im Kurpark

Gradierwerk im Kurpark

Schwarzdorn statt Stroh im Gradierwerk Bad Dürrenberg

Schwarzdorn statt Stroh im Gradierwerk Bad Dürrenberg

Direkt an der Saale liegt Bad Dürrenberg. Schon von weitem sehe ich die mächtigen hölzernen Bauwerke. Sie gehören zum einstmals riesigen Gradierwerk. Von den ehemals fünf sind heute noch die Werke I bis III ganz bzw. teilweise erhalten. Mit über 635 m Länge ist es die längste zusammenhängende und heute noch erhaltene Gradieranlage in Deutschland. Ursprünglich hatte dieses Gradierwerk einmal eine Gesamtlänge von über 1.800 Metern.

 

Doch was passiert hier eigentlich, was bedeutet „gradieren“ überhaupt?

Gradierwerk Bad Dürrenberg 3Gradierwerke sind Anlagen zur Salzgewinnung, genauso Gradierwerk Bad Dürrenberg 4wie Salinen. Sie bestehen zumeist aus einem Holzgerüst, das mit Reisigbündeln verfüllt ist. Hatte man zu Beginn dazu noch Stroh verwendet so waren es später dann Zweige und Äste des Schwarzdorns. Das Wasser aus Solequellen wird nach oben gepumpt um von dort dann aus diesen Rinnen an den Reisigwänden herunter zu tropfen. Dabei werden diese Soletropfen immer feiner aufgeteilt und somit die Oberfläche immer größer. Durch die Sonne, aber auch den Wind und eben der trockenen Luft verdunstet das Wasser immer mehr sodass das enthaltene Salz diese Lösung immer mehr anreichert. Es entsteht ein der Nordseeluft ähnliches Mikroklima. Vor allem bei Atemwegserkrankungen ist dieser Solenebel hilfreich.

 

Heute kann man auf rd. 800 Metern Wandelstege direkt entlang dieser Reisigwände laufen oder sich im direkt angrenzenden Kurpark nieder lassen. Es gibt jedoch auch eine eigene kleine Solehalle, in der halbstündlich zusätzlich mit einem Zerstäuber die Sole quasi konzentriert „vernebelt“ wird. Vor allem nach einem selbst kurzen Besuch oder Aufenthalt in dieser Halle ist kurze Zeit später ein leichter weißer Salzbelag auf der Kleidung zu sehen.

Borlachbrunnen in Dürrenberg

Borlachbrunnen in Dürrenberg

 

Die Sole, die hier „verarbeitet“ wird, stammt aus dem „Borlachbrunnen“. Lange Jahre (1741 bis 1763) hatte der Bergrat Johann Gottfried Borlach hier Bohrversuche unternommen bis er einen ständigen Solefluss mit einem Salzgehalt von über 10 % erhielt. Während der Kurpark einschließlich des Gradierwerkes kostenlos aufzusuchen ist befindet sich im Borlachturm ein kostenpflichtiges und nur zu bestimmten Zeiten aufsuchbares Museum.

 

 

 

 

Naumburg Dom 3Naumburger Dom

Naumburg Dom 5

 

Ehemals die Kathedrale des Bistums Naumburg ist der Naumburger Dom heute evangelisch. Von 1029 bis zur Auflösung des Bistums Naumburg infolge der Reformation 1615 war er der Sitz des Bischofs.

 

 

Der heutige Dom, so wie er sich darstellt, hatte schon einen Vorläufer, wie man bei Ausgrabungen feststellen musste. Es war eine dreischiffige kreuzförmige Basilika, die jedoch wesentlich kleiner war.

 

 

Naumburg Dom 1Zahlreiche Um- aber auch Anbauten machten ihn zu dem Bauwerk wie es sich heute dem Besucher zeigt.

 

Naumburg Dom 2

 

Von der ursprünglichen Ausstattung des Domes ist nicht viel erhalten. Brände, aber auch die schwedische Besetzung ließen vieles abhanden kommen.

 

 

 

 

 

 

 

Buchenwald

Verbunden mit Buchenwald sind für mich zwei wichtige Begriffe und somit auch Begebenheiten der Geschichte der letzten einhundert Jahre.

Zum einen ist es der Begriff „Konzentrationslager“ womit „Buchenwald“ eben auch zum Synonym für die nationalsozialistischen Verbrechen ab 1937 bis 1945 wird.

Zum anderen aber auch der Begriff des „Speziallagers“, mit dem die sowjetische Besatzungsmacht das Hauptlager des ehemaligen KZ umfunktioniert. Zunächst für ehemalige Funktionsträger der NSDAP, später aber auch für Jugendliche und Denunzierte. Erneut werden hier von 1945 bis 1950 wieder Menschen verbracht, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nahm. Auch nicht von der Art und Weise wie sie hier leben mussten.

 

KZ Buchenwald

KZ Buchenwald

Zoo am KZ

1937 errichtet die SS auf dem Ettersberg ein neues Konzentrationslager. Falsch. Sie lies errichten. Politische Gegner, „Gemeinschaftsfremde“ wie Juden, Sinti und Roma, aber auch Homosexuelle, Wohnungslose, Zeugen Jehovas und Vorbestrafte sollen dauerhaft aus dem deutschen „Volkskörper“ ausgeschlossen werden. Doch zunächst müssen die ersten Häftlinge selbst den Wald roden, Kanalisation und Stromleitungen legen, Straßen, Kasernen, Wohnhäuser, Garagen und ein Barackenlager bauen.

Schon im Sommer 1938 ließ sich die SS direkt dem neben dem Stacheldrahtzaun einen Zoo einrichten, während zur gleichen Zeit mehr als tausend Juden im Schafstall ohne Betten, Bänke und Tische untergebracht werden.

Gedenkstätte Buchenwald

Verbrennungsöfen

Wegen der vielen Toten beginnt Anfang 1940 neben dem Appellplatz der Bau eines lagereigenen Krematoriums. Bis Februar 1940 sterben fast die Hälfte der Häftlinge im Sonderlager. Es ist der erste Massenmord in einem deutschen Konzentrationslager.

 

Gedenkstätte Buchenwald

mehrfach gesicherter Zaun des KZ Buchenwald

Über 250.000 Menschen wurden hier und in seinen 136 Außenanlagen seit Kriegsbeginn inhaftiert, zur Zwangsarbeit vor allem in der Rüstungsindustrie gezwungen aber auch getötet.

 

Am 11. April erreichen die Amerikaner das Konzentrationslager. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung.

Buchenwald ist das erste intakte und nur teilweise geräumte Konzentrationslager, das die Alliierten erreichen.

Am Ende des Krieges ist Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen sterben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage werden über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.

 

 

Speziallager Nr. 2

Gedenkstätte Buchenwald

Friedhofskreuze für die vielen, hier im Wald vergrabenen Toten des Speziallagers Nr. 2

Doch auch nach der Befreiung des KZ Buchenwaldes war die unrühmliche Geschichte nicht beendet. Die Sowjetische Militäradministration übernahm das Lager und nutzte es von 1945 bis 1950 unter dem Namen „Speziallager Nr. 2“ als Internierungslager.

Neben einer kleinen Gruppe von Hauptschuldigen an den NS-Verbrechen sind eine größere Anzahl kleiner und mittlerer ehemaliger Funktionäre der NSDAP, des nationalsozialistischen Staates und der Wirtschaft, Mitglieder der Hitlerjugend oder Hitlerjugendführer, Angehörige der Waffen-SS, Polizeiangehörige und Offiziere der Wehrmacht sowie eine Vielzahl von Personen, die infolge von Denunziationen, Verwechslungen und willkürlichen Festnahmen in das Lager gekommen.

Gedenkstätte Buchenwald

Stelen für die vielen, hier im Wald vergrabenen Toten des Speziallagers Nr. 2

Die zeitweise katastrophalen Zustände führten zu einer hohen Sterblichkeit. Offiziellen sowjetischen Dokumenten zufolge starben in diesen knapp 5 Jahren 7.113 Menschen. Sie wurden in Massengräbern beerdigt. Die Angehörigen erhielten keine offizielle Benachrichtigung. Im angrenzenden Wald sind heute zahlreichen Stelen aufgesetzt, die an diese letzte Ruhestätte erinnern.

 

 

 

 

Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald

Gedenkstätte Buchenwald

Denkmal für die Sinti und Rome in Buchenwald

Nach dem Abriss großer Teile des Lagers, also dem ehemaligen KZ Buchenwald und des sowjetischen Speziallagers, überließ man größtenteils der Natur den weiteren Verfall. Einige Bruchsteinfelder markierten die Standorte eines Teils der ehemaligen Blocks. Neben vielen anderen Gedenkorten und –tafeln, so z.B. für das jüdische Sonderlager, für ermordete Angehörige der britischen und kanadischen Streitkräfte, für sowjetische Kriegsgefangene, gibt es auch ein Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma. Schwarze Basaltsteine stehen an dem Ort, wo ehemals der Block 14 stand indem Burgenländer Roma festgehalten wurden.

Doch schon bald entstand die Idee einer monumentalen Denkmalsanlage, die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“, die am 14. September 1958 nach vierjähriger Bauzeit vom damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht und der Witwe des im KZ Buchenwald umgekommenen Ernst Thälmanns, Rosa Thälmann, eingeweiht wurde.

sterben und kämpfen zum Sieg

eine der sieben Reliefstelen

Wir betreten diese riesige Anlage durch ein Tor und steigen die Treppe hinab, an der sieben Reliefstelen das Motto „durch Sterben und Kämpfen zum Sieg“ verdeutlichen bzw. darstellen. Die Anzahl sieben steht für die sieben Jahre des KZ und sie stellen überwiegend Szenen aus dem Lagerleben dar. Derartige riesige Stelen erinnerten mich an Ostberlin. Dort hatte ich ähnliche Stelen schon einmal gesehen, damals noch zu Zeiten als die Mauer noch stand und fast undurchlässig war, zumindest für Ostberliner.

Gedenkstätte Buchenwald

Ringgrab

Unten angekommen stehen wir dann zunächst am Rand eines der drei Massengräber, die hier als Ringgräber gemauert angelegt wurden.

Der Abstieg, aber auch die Gräber selbst sollen die „Nacht des Faschismus“ symbolisieren.

Diese drei Ringgräber mit Mauern im römischen Stil sind aufgereiht an der „Straße der Nationen“.

Gedenkstätte Buchenwald

Straße der Nationen

18 große Pylonen säumen diese Straße. Auf jeder steht eine Feuerschale und in ihren Steinen ist der Name des jeweiligen Landes eingemeißelt das Opfer des Faschismus war.

Gedenkstätte Buchenwald

Glockenturm und Ringgrab

Als wir hier entlang gingen, aber auch die ganze Zeit schon an dieser Gedenkstätte Buchenwald ergriff mich ein Gefühl der Ohnmacht, aber auch der Wut. War es auf dem eigentlichen Gelände des KZ schon latent vorhanden so breitete es sich jetzt immer mehr aus. Wobei in dieser Wut, vor allem hier auf der „Straße der Nationen“, sich diese Wut ausdehnte auf den Teil, die Zeit nach 1945, der Zeit des sowjetischen Speziallagers Nr. 2, die, zumindest für mich, auch sehr stark eben mit Buchenwald verbunden ist. Sowohl was die Lebensumstände dieser Häftlinge in diesem Lager anbelangte aber auch die letzten Ruhestätten dieser zu Tode gekommenen sowjetischen Gefangenen. Waren es nicht auch Massengräber, anonyme?

Diese Gedanken schießen mir durch den Kopf als ich über diese „Straße der Nationen“ ging, die ja auch die kämpferische internationale Solidarität symbolisieren soll(te).

Gedenkstätte Buchenwald

Widerstandskämpfer unterhalb des Glockenturms

Vom dritten Ringgrab, in das man jedoch hinein muss, geht es dann die „Treppe der Freiheit“ hinauf zum Glockenturm, dem „Turm der Freiheit“.

Vor diesem Glockenturm, auf einem großen Versammlungsplatz der auch zu DDR-Zeiten immer wieder für Massenkundgebungen genutzt wurde, eine wieder recht große Figurengruppe, die dem Widerstand der im Lager gefangenen gewidmet ist.

 

 

 

 

Achso, gestanden und somit übernachtet hatten wir in Weimar auf dem dortigen kostenpflichtigen Wohnmobilstellplatz, der jedoch keinen wirklich einladenden Eindruck machte und somit nicht zu empfehlen ist.