Samstag, 6.09. – Weiterfahrt mit weltlichem Segen

140906_Weiterfahrt-Glas-Maol_bearbGrantown – Glenlivit – Braemar – Glas Maol (Devil’s Elbow) Skigebiet

115 km

 

Was für ein Tag, gleich zweimal lächeln mich heute wichtige und bedeutende Frauen an. Und dazwischen geht’s noch in eine Whisky Destillerie.

Aber fangen wir diesem heutigen Tag vorne an. Ich berichte ja nichts Neues wenn ich sage, dass das Wetter ein wenig besser sein könnte. Und wenn die Sonne schon nicht lacht, dann registriere ich eben das Lächeln von Monika.

Wir hatten uns gestern schon mit Unterstützung des Internets eine Whisky Destillerie heraus gesucht die geöffnet hat, denn es ist heute ja Samstag. Glenlivit war das Ziel, eine kleine aber doch bekannte Destillerie und bestimmt nicht so überlaufen wie die anderen größeren. Als wir auf dem Parkplatz eintrafen standen dort die wenigen PKW’s und ein Reisebus.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERADirekt im Eingang haben wir uns dann für die nächste Führung angemeldet und verbrachten die Zeit in den Ausstellungsräumen, in denen die Geschichte dieser Brennerei dargestellt wurde. Aber auch die Zeit, in der es viele Brennereien gab und teilweise auch der Whisky durch das schottische Hochland geschmuggelt wurde. Für ganz ungeduldige gab es weiterhin schon eine erste Einführung in die Abläufe des Whiskybrennens, aber auch eine Schanktheke, an der die einzelnen hier produzierten und dann natürlich mit steigenden Jahren gelagerten Whisky’s probiert werden konnten.

Zu Beginn der Führung, an der rd. 15 Personen teilnahmen, erhielten wir unseren Guide, der in vielen Sprachen zur Verfügung stand. Er war schon ganz hilfreich, denn mit dem anderen Ohr verfolgte ich die Erklärungen des Schotten. Immer wieder tauchten dann Begriffe auf, die ich nicht direkt erfassen konnte.

GlenlivitBis zu dem Zeitpunkt, an dem der ganze Sud erhitzt wird, erinnert die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte, die riesigen Kupferkessel aber auch das Aroma, der Duft sehr stark an das Bierbrauen.

Dann ging es in eine der riesigen Lagerhallen, in denen die Fässer fein säuberlich in Regalen gestapelt waren. Wenn man bedenkt, dass sie hier jetzt 12, 15 oder sogar noch mehr Jahre liegen dann ist die Whisky-Produktion schon ein flächenfressendes Unternehmen.

Nach der entsprechenden Lagerung in den Holzfässern und der anschließenden Abfüllung in Flaschen war es das dann. Der Whisky ändert in der Flasche weder die Farbe noch den Geschmack, anderes als z.B. beim Wein.

Den krönenden Abschluss bildete dann die Whiskyverköstigung im Dram Room. Auf einem Tisch, der uns zugewiesen wurde, standen drei Tabletts mit jeweils 20 Gläsern. Wir begannen mit dem 12 Jährigen, danach dem 15 Jährigen und zum Schluss dem 18 Jährigen. Alle hatten ihre eigene Geschmacksnote aber auch Farbe.

Über andere Besichtigungstouren hatten wir erfahren, dass es zumeist am Ende das eine obligatorische Glas Whisky gab, selbst in den Destillerien, in denen Eintritt gezahlt werden muss. Also ein Insider-Tip – Glenlivit in der gleichnamigen Ortschaft, etwas abseits des Whisky-Trails gelegen.

 

Bei unseren gestrigen Internetrecherchen stießen wir auch über eine Veranstaltung in Braemar: das Royal Highland Gathering, das jeden ersten Samstag im September hier stattfindet. Nicht nur, dass diese Highland Games in der Umgebung ihren Ursprung haben auch finden sie hier seit dem 11. Jahrhundert statt.

Als wir Braemar erreichen stehen unzählige Autos schon am Straßenrand. Auf einer von vielen Wiesen, die zu Parkplätzen umfunktioniert wurden, scheint es jedoch noch freie Plätze zu geben. Diese steuern wir an und setzen dort unser Gespann ab, möglichst nahe an der Ausfahrt, denn die eigentliche Wiese war jetzt schon gut aufgeweicht.

Pipeband in BraemarWas uns allerdings auffiel war das die Anzahl der Fahrzeuge, die diese Parkmöglichkeit verließen, deutlich in der Überzahl war. Ebenso strömten uns mehr Menschen entgegen als, wie wir, hinein nach Braemar. Wir folgten diesem Menschenstrom und standen dann plötzlich am Eingang eines großen Stadions. Dem Aushang war zu entnehmen, dass die eigentlichen Wettkämpfe schon beendet waren und jetzt die Siegerehrungen anstanden. Da immer noch nach der Entrichtung des Eintritts gefragt wurde entschieden wir uns, seitlich am Stadion vorbei zu laufen und zu schauen, ob irgendwo ein Blick hinein möglich ist. Schade, es war alles mit Palisaden abgeschirmt oder da, wo sie fehlten, war der große Cateringbereich. Wir gehen zum Eingang zurück und sehen und hören immer wieder die zahlreichen Pipebands, die sich irgendwie jetzt aufstellen. Wir nehmen an, dass sie gleich aus dem Stadion ausziehen werden und stellen uns an das Absperrgitter nahe des Eingangs.

Queen in BraemarEin Polizeimotorrad verlässt das Stadion, kurz darauf ein zweites, beide mit voller Beleuchtung. „Dann wird der Auszug der ganzen Bands jetzt gleich wohl starten“ denken wir noch so als eine Kolonne von Fahrzeugen erscheint, alles Range Rover. Die Standarte auf dem ersten Fahrzeug sehe ich erst später, als ich meine Fotos bearbeitete. Dieser Fahrzeugzug verlässt das Stadion und als der erste Wagen an mir vorbei fährt sehe ich sie, die englische Queen, am offenen Fenster sitzend und „ihrem“ Volk zuwinkend.

Ich bin total verwundert, sehe ich doch sonst große Staatsoberhäupter nur aus der Ferne, geschützt von mehrreihigen Absperrgittern und vor allem einem riesigen Polizeiaufkommen. Als wir uns danach über diese Situation unterhalten merkt Moni an, das hier ganz in der Nähe auch eins der Schlösser der Queen ist, das sie häufig im Sommer aufsucht.

Pipeband in BraemarAlso hat sie einmal wieder persönlich die Siegerehrungen vorgenommen. Sicher, in knapp zwei Wochen ist ja auch die Volksabstimmung der Schotten und da steht es ihr schon gut an, sich auch ihrem schottischen Volk wieder einmal zu zeigen. In Braemar selbst hatten wir ja auch schon zahlreiche Infostände gesehen, zumeist jedoch die Befürworter der schottischen Abspaltung und somit Eigenständigkeit. Sie waren an dem markanten weißen YES auf blauem Hintergrund gut auszumachen.

Pipeband in BraemarUnd dann kommen sie endlich, die Dudelsackbands. Für uns, die wir diese schottischen Musiker nur aus dem Fernsehen kennen oder aber auch jetzt vereinzelt Schotten mit ihrem Kilt auf den Straßen kleinerer Städte gesehen haben, ist es schon ein imposantes Schauspiel, sowohl optisch Pipeband in Braemarals eben auch akustisch. Eine ganz andere Art von Umzügen, wie wir sie in unserer Heimat erleben. Dort sind es die Schützen in ihren zumeist grünen Jackets. Dieses Bild, was sich uns bietet, ist auf jeden Fall farbenprächtiger.

Und eine reine Männerdomäne sind diese Pipebands schon lange nicht mehr.

 

Nach dem Auszug der Bands folgen auch wir den ganzen Besuchern, noch einmal durch Braemar durch, dass jetzt wie ein Volksfest aussieht. Überall haben die Pubs geöffnet, teilweise auch mit Stehtischen vor der Türe. Wir erreichen dann auch unsere Parkplatzwiese und müssen miterleben, wie sich ein dort abgestellter Reisebus immer tiefer in die Wiese eingräbt. Die herbei gerufene Hilfe in Form von großen Traktoren behebt dies aber sehr schnell. Überall am Rand sahen wir zuvor diese Geräte und wissen jetzt auch wofür sie dort standen.

Wir fahren vorsichtig über diese Wiese bis zum Ausgang und sind froh, als wir wieder auf der befestigten Straße sind, die jedoch mittlerweile gut vom Schlamm überzogen ist.

Da es jetzt jedoch nur im Schritttempo weiter geht beschließen wir, uns das kleine Schloss, das vor Braemer zu sehen war, noch anzusehen und damit dem groben Abfahrtstau zu entgehen.

Doch viel gab es hier nicht zu sehen, denn dieses kleine Schloss war mit einem Bauzaun eingefasst. Es stehen wohl größere Sanierungsarbeiten an.

Also reihen wir uns doch jetzt in den Autokonvoi ein, der mittlerweile jedoch schon etwas zügiger vorankommt.

Devil's Elbow ÜbernachtungsplatzMonika studiert jetzt erst einmal die Karte, ob sie evtl. einen Wanderparkplatz findet, der für die Übernachtung geeignet wäre. Aber alles Fehlanzeige. Wir entschließen uns weiter zu fahren, zumindest bis in das Skigebiet, Devil‘s Elbow. Dort wird es doch bestimmt größere Parkplätze geben.

Diese gab es auch, aber es sah einfach alles trostlos aus, wie eben Wintersportgebiete im Sommer so aussehen. Wir lassen die Talstationen der Lifte hinter uns und finden kurze Zeit später, noch bevor es wieder so richtig ins Tal hinab geht, einen Parkplatz am Rande. Nicht schön, aber für diese eine Nacht ist es schon okay. Und Outdooraktivitäten stehen eh nicht mehr an, da es mittlerweile wieder angefangen hatte zu regnen.

 

>>> weiter zum nächsten Tag