Wanderung
7 km
Wir hatten gestern schon einmal erste Überlegungen angestellt, was wir machen werden, wenn auch heute sich die Sonne zeigen sollte: Wandern, zum Aussichtspunkt auf / über den Geirangerfjord, anschließend ein wenig Moped fahren. Achja, und gewaschen werden muss auch noch. So das grobe Programm.
Und das war gut so, denn die Sonne begleitete uns vom ersten Augenaufschlag an. Aber zuerst einmal Frühstücken und dann weiter sehen. Nach dem Frühstück Wäsche zusammen gesucht. Das bekamen wir noch hin, aber dann war Schluss, denn jetzt kamen eben auch andere mit ins Spiel, die wir nicht berücksichtigt hatten. Alle Maschine im Waschraum waren jetzt belegt. Das bedeutete Programmänderung, erst Wandern.
Wir hatten uns eine Wanderung herausgesucht, die uns auf 500 Meter bringen und uns einen schönen Ausblick auf den Fjord bieten sollte. Allerdings zogen wir es vor, die wenigen Kilometer bis zum Startpunkt mit unseren Mopeds zu fahren.
Der Anstieg, auch wenn es nur auf 500 Meter ging, war ganz schön anstrengend und schweißtreibend, da wir schön steil hinauf kletterten, aber es hatte sich gelohnt. Wir waren auch noch weitestgehend rechtzeitig, um das Eintreffen eines Kreuzfahrtschiffes mitzuerleben. Aufmerksam darauf wurden wir, als Kanonenschüsse vom Ufer aus dieses Schiff begrüßte, während es mit seinem Schiffshorn antwortete. Den gesamten Anlegevorgang haben wir uns dann aber geschenkt, ebenso das Ausladen der Touris in andere Boote und die wiederum entleerten ihre „Fracht“ dann in die Busse, die am Kai standen oder aber ließen sie einfach nur heraus und frei, Geirager zu erkunden. Das wird ganz schön voll werden in diesem kleinen Städtchen.
Wir setzten lieber die Wanderung weiter hoch fort. Bis zum Aussichtpunkt, der den Geirangerfjord in die offene Richtung zeigte. Rechts am Ufer ein riesiger Wasserfall, die Sieben Schwestern.
Ungefähr in der Mitte ist ein kleines Plateau zu erkennen, auf dem sich ein Gehöft befindet. Eine Zufahrt oder sonstige Straße können wir nicht entdecken. Wir fragen uns, was Menschen dazu veranlasst, was sie dazu treibt, in einer solchen Abgeschiedenheit und Unerreichbarkeit sich zurück zu ziehen. Eine ganz besondere Art, ruhig zu leben ist zu einfach, um diese Lebensart zu beschreiben.
Dann erfolgte der Abstieg, denn wir hatten ja für heute auch noch etwas anderes vor. Uns kamen jetzt überraschend viele entgegen, die noch nach oben wollten. Zwei ältere Herrschaften fragten uns dann, wie lange es noch nach oben bis zum viewing point sei. Dreiviertelstunde von Oben, rauf wohl eher 1 Stunde, aber das lohnt sich auf alle Fälle, antworten wir ihnen. Einige Meter weiter kommen wir an einem Hinweisschild vorbei, an das ich mich noch erinnern konnte: noch 1:30 – oh oh, naja, das hätten sie ja auch selbst vorher lesen können.
Plötzlich waren wieder Schiffsirenen zu hören. Unklar ist allerdings noch, aus welcher Richtung. Ist es das erste Kreuzfahrtschiff, von heute Morgen? Oder ein zweites?
Dann sehen wir es, es ist ein zweites. So langsam füllt sich das Fjordende, denn auch die Fähre kommt gerade an. Sie kann aber im Gegensatz zu den Kreuzern direkt am Kai in Geiranger anlegen.
Wir verzichten darauf, das Einlaufen des zweiten Schiffes weiter zu verfolgen sondern sehen zu, zu unseren Mopeds zurück zu kommen, uns an- oder besser umzuziehen und zurück zum Zeltplatz fahren.
50 km
Zurück am Platz noch einmal ein Versuch, unsere Wäsche in die Maschine zu stecken. Aber hätten wir heute Morgen einmal richtig geschaut. Für die Nutzung sind Münzen notwendig gewesen, andere als die Duschmarken. Auch diese wären an der Rezeption erhältlich gewesen, die jetzt allerdings geschlossen ist und erst um 16.00 Uhr wieder öffnet. Da allerdings unser Wäschevorrat, vor allem der der Unterwäsche, sich so langsam dem Ende zuneigt entschließt Monika sich zur Handwäsche. Diese wird dann noch zum Trocknen aufgehängt – so lange die Sonne noch scheint – während wir uns wieder auf unsere Maschinen schwingen und Dalsnibba ansteuern, eine kostenpflichtige Fahrstraße zum 1.500 Meter hohen Aussichtspunkt.
Während wir es sonst häufig auf diesen kostenpflichtigen Straßen erlebt haben, dass die Nutzung für Motorräder frei war, so mussten wir hier auch bezahlen: 50 NOK.
Doch nicht nur die Preisgestaltung ist uns hier besonders aufgefallen und hat dafür gesorgt, dass wir diese Straße noch lange, wahrscheinlich lebenslang, in Erinnerung behalten werden.
Leider mussten wir feststellen, wie arm an Hirn doch eine Großzahl der Wohnmobilfahrer ist, die auf den Straßen unterwegs sind. Sie fühlen sich als Könige der Straße, zumindest zwei oder drei Wochen im Jahr, wenn sie in ihren zumeist gemieteten Wohnmobilen unterwegs sind. Die Hecks ihrer Wohnmobile sind doppelt so breit wie die Frontpartei, von daher müssen sie ja mittig auf der Straße fahren. Anhalten, aussteigen und dann schauen kennen sie überhaupt nicht, zumeist schauen sie sich während des Fahrens, was allerdings eher einem rollen gleicht, die Gegend an. Die meisten von ihnen haben noch nie auf einem Zweirad gesessen, sondern gleich bei der Entwicklung von Dreirad zum Vierrad das Zweirad übersprungen. Von Physik auch keine Ahnung, sodass sie sich dessen überhaupt nicht bewusst sind, dass ein stehendes Fahrrad umfällt, außer im Zirkus. Eigene Erfahrungen haben sie nie machen können, denn ihnen wurden die Stützräder von ihren Fahrrädern nie abgebaut. Wahrscheinlich sind die meisten VW-Bus Fahrer, vor allem aber die WoMo Fahrer, über das Stadium der Stützräder nie hinaus gekommen.
Sorry, wenn ich hier so ab lästere. Aber wenn ich Fotos machen möchte halte ich an, natürlich am Straßenrand und nicht „mittig“ auf der Straße. So behindere ich auch keinen anderen Verkehrsteilnehmer.
Anders ist ihre Fahrweise auf den Passstraßen nicht zu verstehen. Oder aber sie sind grundsätzlich überfordert. Von daher spreche ich mich dafür aus, dass solche Strecken nicht nur für Wohnwagengespanne, sondern eben auch für diese WoMo’s gesperrt werden. Sie gefährden mit ihrer unüberlegten Fahrweise nicht nur sich sondern eben auch andere im Straßenverkehr.
So schön diese Straße also war – oder besser hätte gewesen sein können, so schön war dann noch das Sträßchen, das Moni mal wieder in ihrer Karte ausfindig gemacht hatte. Und da war eben nicht nur etwas zum „fahren“ dabei, sondern eben auch mal wieder zum Staunen und betrachten, wie diese alte Brücke von 1880.
Zurück am Zeltplatz beginnt es zu regnen. Leider ist unsere Wäsche noch nicht trocken, wir retten sie noch und hängen sie unter der Überdachung unseres Essplatzes auf.
Als wir später dann in unseren Schlafsäcken liegen hören wir die uns schon bekannten Geräusche, die für die Nacht und auch den Morgigen Tag nichts Gutes erwarten lassen. Regentropfen fallen auf unsere Zelthaut. Ach wie ich das liebe.