Sonntag, 24.08. – Motorradtour im Argyll

140824_Motorradtour-Lochgilphead

Motorradtour

Strecke: Kilmartin – Dunadd – Bellanoch – Kilmory – wieder zurück – Achnamara – Bellanoch – Lochgilphead – Ardrishaig – Achahoish – Kilberry – Ardpatrick – Tarbert – Lochgilphead

180 km

 

 

Übernachtungsplatz Lochgilphead 2

herrliches Wetter für eine Motorradtour

Geweckt wurden wir heute Morgen durch die Wärme im Wagen. Nein, wir hatten keine Heizung an, erst recht nicht über Nacht. Ein erster Blick durch das Fenster, nachdem ich die Jalousie hochgelassen hatte, der zweite dann auf unser Thermometer. Es zeigte eine Innentemperatur von 19° an. Wahnsinn, aber dieser herrliche Sonnentag deutete sich gestern Abend ja schon an. Es könnte für eine weitere Ausfahrt mit unseren Bikes kein besseres Wetter geben.

Also schnell frühstücken und dann ab auf die Maschinen – halt stop, die hatten wir ja noch nicht abgeladen. Aber das funktioniert bei uns ja mittlerweile schon reibungslos, jeder weiß, was er zu tun hat.

Um 10.30 Uhr hieß es nur noch rein in die Motorradkleidung und los geht’s.

 

 

Kilmartin 3Kilmartin 1Unser erstes Ziel war Kilmartin. Über 150 prähistorische Stätten vor allem aus der Stein- und Bronzezeit sind im kleinen Umkreis und das Dorf anzutreffen. Wir steuern direkt auf die kleine Kirche zu. Auf dem Friedhof daneben befinden sich mehrere gut erhaltene und wunderschön verzierte Grabsteine.

Kilmartin 2In einem separaten Unterstand stehen meist mittelalterliche Grabplatten.

Im Kilmartin House, das sich direkt neben der Kirche und dem Friedhof befindet, ist ein archäologisches Museum untergebracht. Es erläutert nicht nur die hier gemachten Funde sondern dokumentiert auch die Geschichte dieses Landstrichs.

Uns zieht es jedoch weiter, denn auf dem Hinweg sind wir schon an einem ganz kleinen, leicht zu übersehenden Hinweisschildes vorbei gekommen. Nur der Blick zur Seite verriet uns, dass auch da noch etwas Besonderes anzusehen ist.

 Dunadd Fort 2Rundumsicht Dunadd Fort 1

Es sind die Überreste von Dunadd Fort. Wenig ist heute davon noch zu sehen bis auf ein paar Mauerreste, aber man hat versucht, diese Anlage zumindest fototechnisch ein wenig zu rekonstruieren. Auf Tafeln wird die Bedeutung dieses Ortes näher beschrieben:

Demnach hatte sich ein keltischer Volksstamm, die Skoten, hier im 5. Jahrhundert in Argyll angesiedelt. Sie gründeten das Königreich Dalriada, dessen Hauptstadt Dunadd war.

Hier in Dunadd soll einer Legende zufolge die Krönung von König Aidam (574) durch den hl. Columba, einem der ersten irischen Missionare, stattgefunden haben. Das ganze spielte sich auf dem schottischen Schicksalsstein, dem Stone of Destiny, ab. Diesen Stein hatten einst die Skoten aus Irland mitgebracht. Heute steht dieser Stein neben den schottischen Kronjuwelen im Crown House in Edinburgh, nachdem er 1996 aus London nach Schottland zurückgeführt wurde. Auf ihm wurden die schottischen Könige gekrönt.

Dass dieses Fort strategisch gut lag macht die Rundumsicht deutlich, die wir von oben haben:

 Rundumsicht Dunadd Fort 1  Rundumsicht Dunadd Fort 2  Rundumsicht Dunadd Fort 3
 Rundumsicht Dunadd Fort 4  Rundumsicht Dunadd Fort 5  Rundumsicht Dunadd Fort 6

Jetzt machen wir uns über Bellanoch Basin auf dem Weg zur hügeligen Halbinsel Knapdale.

Castle Sween Hinter Achnamara fahren wir ständig am Ufer entlang. Eine schmale Straße, ab und zu Ausweichbuchten, ohne dass diese Straße schon als single road bezeichnet oder gar angekündigt war. Der Wald, der Knapdale Forest, reicht bis hinunter an diese Uferstraße, teilweise auch über sie hinaus bis zur Küste, wobei es hier zumeist eine Steilküste ist. Unterhalb erstrecken sich herrliche weiße lange Sandstrände. Nach etlichen Kilometern tauchen die Ruinen des aus dem 11. Jahrhundert stammenden Castle Sween auf. Es ist die wohl älteste Steinburg Schottlands.

vor KilmaryAuf den zahlreichen Stränden, die heute nicht von Badegästen besucht und belegt sind, machen es sich Rinder in der warmen Sonne gemütlich. Wer mag es ihnen verdenken, wenn sie sonst den Scharen von Badegästen zuschauen müssen.

Es ist mittlerweile schon 14.30 Uhr. Wie die Zeit doch vergeht. Wir fahren weiter in südlicher Richtung, bis Kilmory. Dahinter wird die Straße noch kleiner, enger, bis sie an einem Wendehammer endet, an dem ein kleines Haus steht. Die Verlängerung ist dann nur noch ein Feldweg, der jedoch mit einer Schranke zugesperrt ist – für Autofahrer versteht sich, wir wären seitlich vorbei gekommen.

Unser nächstes Ziel war auch nordöstlich Achahoish, um von dort – immer an der Küste entlang – in einem Bogen über Kilberry wieder nördlich auf Tabert zuzufahren. Soweit unsere weitere grobe Planung.

Plötzlich erschien ein Schotte im bekannten, verwaschenen blauen Arbeitsanzug. Er sah wohl unsere Ratlosigkeit und sprach uns an. Wir erklärtem ihm, dass auf unserer Karte ein Weg eingezeichnet wäre, der wohl fahrbar sei, um auf kürzestem Wege nach Achahoish zu kommen. Seinem zweifelnden Blick war anzusehen, dass er das wohl für keine gute Idee hielte. Ja, der Weg hätte zwei Fahrspuren, aber dazwischen wäre Gras und neben dieser Fahrspur würde es direkt abwärts gehen. Es wäre die Ellary Road, die aber privat sei. Wir könnten sie fahren, er würde uns auch das Gatter aufschließen, aber … Dann blickte er wieder zu Monika und ihre Maschine und meinte, dass es damit wohl nicht so optimal wäre. Auch die Spur in der Mitte, dieser Grasstreifen, wäre voll Sch… wenn wir verstehen würden was er meinte. Wir überlegten weiter und dann fügte er noch hinzu, dass letztens jedoch einer mit einer Harley da hinunter gefahren wäre – er wäre nicht wieder zurückgekommen.

Dann wechselten wir das Thema und fragten ihn, was man hier so am Ende der Welt täte. Er sei hierhin gezogen, ja, okay, er hätte ein Handy, für den Notfall, aber keinen Fernseher. Er würde viel lesen und abends am Feuer sitzen. Grundnahrungsmittel würde er Einkaufen fahren, der Rest eben selbstversorgend.

Er wolle uns jetzt jedoch bei unserer Entscheidungsfindung nicht stören und verabschiedete sich.

FischadlerWir überlegten noch kurz und entschieden uns dann für umkehren, auch wenn wir damit einen riesigen Umweg fahren sollten.

So kam es dazu, dass wir ungefähr auf halber Strecke dann einen Fischadler sehen konnten, der am Himmel kreiste und sich dann auf eine kleine Felsformation nieder ließ. Natürlich hielten wir an. Monika mit ihrem Fernglas und ich mit meiner Kamera. Okay, irgendwann ist dann doch einmal ein anderes Objektiv fällig, denn mit dieser Brennweite von 450 mm ist bei derartigen Aufnahmen nicht allzu viel anzufangen. Bestimmt eine halbe Stunde schauten wir ihm zu. Er schien uns bemerkt zu haben, denn er bewegte sich von diesen Felsen nicht fort.

Als es uns zu dumm wurde setzen wir unsere Fahrt fort, wir hatten uns ja noch eine Menge vorgenommen.

Tarbert

fast wie in Edinburgh der “Kronen”kirchturm in Tabert

Ziel war jetzt ganz klar Tarbert. Das erreichten wir dann auch gegen 17 Uhr. Früher war es ein wichtiger Hafen für den Heringsfang, heute geht es um Krabben und Schellfisch. Weit wichtiger jedoch ist der Tourismus, vor allem die Jachten, die diesen Hafen anfahren. Irgendwie schien die Zeit stehen geblieben zu sein, denn nicht nur die Turmuhr zeigte 12:00 Uhr an. Auch sonst wirkte Tarbert auf uns irgendwie still, einsam und verlassen. Nichts, aber auch gar nichts war von einem pulsierenden Leben zu spüren.

 

Eine Stunde später waren wir wieder an unserem Nachtquartier-Stellplatz. Das letzte Auto verließ gerade diesen Parkplatz und wir hatten ihn wieder komplett für uns alleine.

Felszeichnungen mit Ringmarken am LochgilpheadBei der herrlichen Sonne machten wir dann noch einen kleinen Spaziergang, vor allem um herauszufinden wo der ein oder andere, der sehr schnell wieder zurückkam, denn so hin ging. Wir folgten also der Markierung die uns sehr schnell zu einem Felsen mit alten „Felszeichnungen“ aus der Bronzezeit brachten. Zeichnungen sind eigentlich falsch, denn sie wurden mit einem Stein und Hammer in den Fels geschlagen. Diese „Zeichnungen“ hier bilden die größte Gruppe von Ringmarken in Schottland. Ähnliches, aber weniger Ringe denn Abbildungen von Menschen hatten wir zuvor in Norwegen, in Alta, schon einmal gesehen.

 

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