51° 1′ N, 5° 55′ O – der westlichste Punkt Deutschlands

Drei Länder Radroute mit Abstecher zum Westlichsten Punkt Deutschlands

Am Sonntag (13. September) waren wir die westlichsten Menschen NRW’s, ach was sage ich, die westlichsten Menschen Deutschlands.

Doch fangen wir vorne an. Nachdem am 20. Juni der westlichste Punkt Deutschlands als attraktiver Anlaufpunkt fertig gestellt wurde reizte es uns immer wieder, ihn jetzt einmal auf einer einfachen Fahrradroute zu erkunden.

Ein einfaches Knotenpunktsystem, dass hier in der Grenzregion eine Radroute markiert, die gleich durch drei Länder und dabei auch am westlichsten Punkt Deutschlands (51° 1′ N, 5° 55′ O) vorbei führt, kommt uns dabei zur Hilfe. Man kann die Radtour quasi ohne Karte und Garmin machen, man muss sich nur die Zahlen der entsprechenden Knotenpunkte notieren.

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Knotenpunktsystem

An diesen Knotenpunkten stehen dann diese Wegweiser. Hier zu sehen also der Knotenpunkt 44. Von hier aus kann jetzt zu vier Knotenpunkten geradelt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass in Deutschland diese Wegweiser rot auf weißem Untergrund beschriftet sind, ebenso sind auch die Knotenpunktnummerierungen rot / weiß. Die Niederlande benutzen die Farbkombination grün / weiß und die Belgier blau / weiß. Die Nummer 52 gibt es hier also gleich zweimal, einmal in Deutschland und einmal in den Niederlanden.

Radroute durch drei Länder

Radroute durch drei Länder

An vielen dieser Knotenpunkte stehen kleine Tafeln mit Karten, wo dann auch der nächste Punkt bestimmt werden kann, wenn man ihn nicht zuvor schon aufgeschrieben hatte.

Diese Drei-Länder-Route, die wir also gefahren sind, führte uns von unserem Startpunkt (53) über die Knotenpunkte (43) – (42) – (20) – (16) – (11) – (13) – (24) – (25) – (22) – (01) – (03) – (04) – (06) – (09) – (24) und (22) wieder zurück zu unserem Ausgangsknotenpunkt mit der Nr. (53).

 

 

alte Grenztafel im Selfkant

alte Grenztafel im Selfkant

Zwischen dem Knotenpunkt 20 und dem Punkt 16 machen wir einen kleinen Abstecher, der uns zum westlichsten Punkt Deutschlands führt. Bislang war es nicht möglich, diesen Grenzpunkt zu besuchen. Lediglich ein Gedenkstein am Straßenrand machte auf diesen Punkt aufmerksam, den unserer damaliger Bundespräsident Karl Carsten am 8. Januar 1983 einweihte. Er soll den Menschen ein Mahnzeichen für eine stets friedliche Nachbarschaft in einem grenzenlosen und damit vereinten Europa sein.

 

51° 1′ N, 5° 55′ O - der westlichste Punkt

51° 1′ N, 5° 55′ O – der westlichste Punkt

Jetzt hat die Gemeinde Selfkant den eigentlichen Grenzstein, der mittig im dortigen Rodebach liegt, entsprechend gestaltet. Hinter dem Dorf Isenbruch bildet der dort fließende Rodebach die Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden. Und genau da waren wir, am Grenzstein 309. Mit einem roten Mast, dessen Fuß mittig im Rodebach steht, ist dieser Grenzpunkt markiert, der damit auch der westlichste Punkt Deutschlands ist.

51° 1′ N, 5° 55′ O - der westlichste Punkt Deutschlands

51° 1′ N, 5° 55′ O – der westlichste Punkt Deutschlands

 

 

 

Die Gemeinde Selfkant hat sich hier etwas einfallen lassen und einen kleinen „Balkon“ gebaut. Setzt man sich auf die Bank, so sitzt man schon in den Niederlanden während die Füße noch in Deutschland sind.

 

 

Infotafel zur Geschichte dieser Grenzlandregion

Infotafel zur Geschichte dieser Grenzlandregion

Direkt angrenzend bietet ein Unterstand Regenschutz, liefert aber gleichzeitig auch Wissenswertes zur Geschichte dieses kleinen Grenzstreifens.

der Selfkant - bis 1963 unter niederländischer Auftragsverwaltung

der Selfkant – bis 1963 unter niederländischer Auftragsverwaltung

So erfährt man, dass nach dem zweiten Weltkrieg, am 23. April 1949, der größte Teil des Selfkants unter niederländische Auftragsverwaltung kam. Im Zuge der Kriegsentschädigungen, die Deutschland zu bezahlen hatte, aber auch auf dem Hintergrund von niederländischen Annexionsplänen diente dieses Gebiet als Pfand. Über 5.000 Selfkänter erhielten damals neue Pässe mit dem Eintrag „Wordt behandelt als Nederlander“. In den mageren Zeiten nach dem Krieg profitierten sie von dieser neuen Situation ganz gut. Butter, Kaffee und Zigaretten wurden in den Niederlanden gekauft, gearbeitet hat man zum größten Teil ebenfalls dort und aus Deutschland gab es zinslose Wohnungsbaudarlehen.

Eine Besonderheit war dann noch eine Straße, die auf der Karte nahe der Grenze von 1963 gut zu erkennen ist: die von Nord nach Süd verlaufende niederländische Nationalstraße N 274, die durch den Selfkant hindurch ohne Verbindung mit dem deutschen Straßennetz die niederländischen Gemeinden Echt und Brunssum verbindet. Hier wurde ein grenzabfertigungsfreier Transitverkehr vereinbart. Der in Deutschland liegende Teil dieser Straße wurde am 1. Januar 2002 unter deutsche Verwaltung gestellt, da die Transitregelung durch das Schengener Abkommen gegenstandslos geworden war. Sie wurde nach der Schaffung von Kreuzungen als Landesstraße 410 in das deutsche Straßennetz einbezogen.

Genau an dieser Stelle sind die Niederlanden nur 4,8 km breit. Deshalb spricht man hier auch von dem Flaschenhals der Niederlanden.

Warten auf Mitternacht

Warten auf Mitternacht

1963 geht der Selfkant nach sechsjähriger Verhandlungszeit und einer Zahlung von 280 Mio. D-Mark an Deutschland zurück. Und wieder profitieren die Selfkänter davon; man munkelt hier sogar davon, dass auch einige Herren aus der damaligen Bundesregierung es ihnen gleich taten. Und natürlich auch findige niederländische Geschäftsleute. In der Nacht zum 1. August 1963, als die Grenze fällt, stehen Häuser, Scheunen, aber und vor allem auch ein riesiges Heer an Lastwagen nicht nur mit heimischen Kennzeichen, vollgestopft mit Schmuggelware. Alles wartet auf Mitternacht.

erster offizieller Grenzgänger

erster offizieller Grenzgänger

Als es dann soweit ist haben Butter, Kaffee, Zigaretten als auch andere in den Niederlanden günstigere Waren tonnenweise das Land gewechselt, ganz ohne Bewegung und zollfrei.

Als die kleinen Selfkänter das mitbekommen, was da so vor sich ging, schickten sie am 1. August als ersten Passanten einen Esel über die ehemalige Grenze.

 

Brücke zu den Niederlanden

 

 

Geht man über die kleine Brücke so ist das ein Grenzübertritt in die Niederlande. An dieser Stelle ist damit auch das mit 4,8 Kilometern schmalste Stück der Niederlande erreicht. Holland hat an dieser Stelle den Flaschenhals, um vom Norden ins kleine Südlimburg zu gelangen. Er zwängt sich an dieser Stelle durch Belgien im Westen und Deutschland im Osten.

 

 

 

Amelbergabasilika in Susteren

Amelbergabasilika in Susteren

Weiterhin liegen auf dieser Route noch so interessante Orte und auch Sehenswürdigkeiten wie die Abtei Lilbosch Echt, die ihren Lebensunterhalt weitgehend durch einen biologischen Bauernhof verdient. Oder auch die römisch-katholische Amelbergabasilika in Susteren und nicht zu vergessen das belgische Städtchen Maaseik mit zahlreichen Renaissance Giebeln im historischen Stadtzentrum.

In den Sommermonaten (1. Mai bis 1. Oktober) ist der Grenzübertritt von Ophoven (Belgien) nach Ohè en Laak (Niederlande) kostenlos mit der kleinen Fähre zu bewerkstelligen.