Mittwoch, 3.09. – Weiterfahrt zum Loch Loyal

140903_Weiterfahrt-Loch-Loyal-bearbÜbernachtungsplatz Gainmhich – Scourie – Rhiconich – Kinlochbervie – Durness – Loch Eriboll – Übernachtungsplatz Loch Loyal

150 km

 

 

Am Loch Gainmhich

 

Am nächsten Morgen das gleiche Bild wie schon in den voran gegangenen Tagen. Dichte, tiefhängende Wolken begrüßten uns. Sollten wir jetzt wirklich schon unsere Sommersonnenstunden aufgebraucht haben? Dabei liegt doch noch gut eine Woche vor uns. Und die kulturellen Highlights befinden sich ja nicht gerade in Museumshallen, sondern sind zumeist alte Kathedralen, Abteien oder Schlösser, die dann häufig eben auch noch ohne festes Dach, wie es meist bei Ruinen der Fall ist, dastehen. Allein bei dem Gedanken daran fröstelt es mich schon ein wenig.

single track road

typische “single track road” in Schottland

So sind wir auch froh, den Motor starten und die Heizung ein ganz klein wenig aufdrehen zu können. Die Straße, die wir nehmen, ist menschenleer. Ab und zu kommt uns einmal ein Auto entgegen. Wir oder aber das entgegenkommende weichen jedes Mal rechtzeitig in die dafür vorgesehenen Buchten aus. Noch bevor wir in unseren Schottlandurlaub gestartet sind hatte ich mir das Befahren die single track roads eigentlich viel anstrengender und vor allem nerviger vorgestellt. Okay, wir sind nicht in Deutschland, aber selbst deutsche, zumeist Wohnmobilfahrer, fahren vorausschauend und eben mit der gebotenen Sachlichkeit. Keiner pocht auf irgendein Recht, vor allem das Recht dass er Vorfahrt hätte und der andere ausweichen müsste.

Loch Inchard

“Ebbe” im Loch Inchard

In Rhiconich verlassen wir die A 838 und biegen ab nach Kinlochbervie. Es liegt direkt am offenen Meer. Ganz deutlich merken wir aber auch, dass wir wieder in Küstennähe sind, dass es sich hier nicht um ein Loch im Sinne eines Süßwassersees handelt, sondern beim Loch Inchard eben um einem Meeresarm. Jedes Mal wenn wir „Küstenkontakt“ hatten trafen wir auf Ebbe, das Wasser hatte sich zurückgezogen.

Immerhin hatte es bis jetzt auch noch nicht geregnet, obwohl es ständig danach aussah. Hier sollte ebenfalls die Möglichkeit bestehen, vom Ufer aus Robben oder sogar Delphine sehen zu können. Trotz intensiver Suche unter Zuhilfenahme des Fernglases war aber weit und breit von ihnen nichts zu sehen.

Ich weiß nicht, aber es müssen nirgendwo zwischen zwei und drei Stunden gewesen sein, die wir jetzt schon unterwegs waren, in denen wir gemütlich durch die Lande gezockelt sind und an der ein oder anderen Stelle an der Küste angehalten hatten. Vielleicht sollten wir doch einmal irgendwo anhalten und länger stehen bleiben, damit Monika nach „ihren“ Robben Ausschau halten kann.

Smoo Cave

Eingang und erste der drei Kammern der Smoo Cave

Smoo Cave

die erste Kammer

Ich hatte diesen Gedanken noch nicht ganz zu Ende geführt da meldet sie sich mit dem Hinweis auf eine Höhle, die kurz hinter Durness im nächsten Dorf kommen muss. Smoo Cave. Und das Beste wäre zudem noch, dass es an der Küste Robben zu sehen geben soll.

Na endlich, Moni’s Robben, nach denen sie schon ständig geschaut hatte. Hoffentlich haben wir dieses Mal Glück. Damit wäre der Tag dann doch gerettet.

Smoo Cave

die zweite Kammer mit Blick in die dritte

Wir lassen unser Gespann außerhalb des Dorfes stehen und laufen zurück. Oben an der Straße sind umfangreiche Informationstafeln aufgestellt. Sie informieren u.a. darüber dass eine Besichtigung der Höhle mit Führung möglich und mit einem Boot durchgeführt wird um auch in die dritte Kammer zu gelangen. Wir steigen den steilen Pfad hinab und gehen durch den riesigen Eingang hinein in die erste Kammer. Von dort hat man dann auch einen Blick in die zweite Kammer und den Wasserfall. Der Allt Smoo, der auch schon einmal zu einem reißenden Bach werden kann, fließt durch ein Loch in der Decke in diese Kammer. Die Bootsfahrt in die dritte, beleuchtete Kammer sparen wir uns, denn der Führer hat sich gerade erst mit einer Gruppe auf den Weg gemacht.

 

Küste am Smoo CaveMonika brennt zu sehr darauf, am Rand dieser Bucht weiter zu laufen und dann das Meer abzusuchen. Und was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat zieht sie auch durch.

Küste am Smoo CaveMit aller Gelassenheit steht sie zuerst noch da, um sich irgendwann dann jedoch hinzusetzen und mit dem Fernglas die Küste rauf und runter zu schauen. Auch ich suche natürlich, mit Unterstützung meiner Kamera, das Wasser ab.

 

Robbe an der Küste am Smoo CaveRobbe an der Küste am Smoo Cave

 

Da war doch etwas, etwas, das nicht nach einer Ente oder Möwe aussah, das auch nur kurzzeitig mit seinem Kopf aus dem Wasser kam und dann wieder verschwand. Bestimmt war das eine Robbe. Ob Monika ihn auch gesehen hat? Wir stehen nämlich nicht beieinander, ich bin einige Meter weiter gegangen und versuche jetzt mit Handzeichen auf mich aufmerksam zu machen. Es dauert zwar etwas, aber dann sieht sie mich und ich deute auf’s Wasser. Sofort sehe ich, wie sie mit ihrem Fernglas in die von mir angezeigte Richtung schaut und kurze Zeit später einen kleinen Freudensprung macht. Na endlich, wer sagt’s denn, unsere erste Robbe vor Schottland.

Sicher lass‘ ich ihr ausreichend Zeit, bis sie von selbst zu mir kommt, überglücklich. Na dann, jetzt können wir ja weiter fahren.

Ceannabeinne Township Trail.Wenige Kilometer weiter halten wir am Ceannabeinne Township Trail. Auf einem knapp einstündigen Rundgang werden wir durch die teilweise noch erhaltenen Reste der Grundmauern eines alten verlassenen Dorfes geführt. An vielen Stellen, nicht nur am Eingang, befinden sich Informationstafeln. So bekommen wir erzählt, dass bis 1841 hier in dem Dorf fünfzig Menschen lebten. Vom Hügel aus bietet sich ein wunderschöner Blick auf die Sandstrände an der Küste, aber auch bis zur Mündung des Loch Eriboll.Ceannabeinne Township

Die hervorragend markierten Wege, die einen von Info-Tafel zu Info-Tafel bringen, werden aber auch von den vielen hier weidenden Schafen genutzt, sodass man aufpassen muss, wo man hintritt.

 

Ceannabeinne Township Trail

Ebenso empfiehlt es sich, diesen markierten Wegen zu folgen, vor allem wenn es auf die Holzbrücke zugeht. Denn hier beginnt der Boden sumpfig zu werden, und bevor man sich versieht ist man nicht in Schafssch… sondern in den morastigen Boden getreten und leicht eingesunken. Auch führt der markierte Weg uns durch die Lücken in der Trockenmauer. Ansonsten geht man nämlich auch da eine Zeitlang entlang, bis der nächste Durchgang erscheint.

Loch EribollAm Wagen angekommen, die Schuhe gewechselt und weiter ging es. Zunächst immer an der Küste entlang Richtung Osten. Doch dann ging nichts mehr, zumindest Richtung Osten, denn hier steht uns das Loch Eriboll im Wege. Es zählt mit seinen 60 Metern zu den tiefsten Löchern Großbritanniens. Rund um diese Meeresbucht führt wieder eine herrliche single track road, die Spaß macht zu fahren. Fast wie in Norwegen, nur dass dort in den Fjorden die Berge direkt bis an das Wasser reichen. Hier wechseln sich kräftige Berge, die allerdings ein wenig weiter zurück von der Straße liegen, ab mit dem Blick aufs Meer. Einmal abgesehen vom Ben Hope, der mit seinen fast 1.000 m alle überragt, sind die Spitzen um ihn herum als auch im Westen immerhin 500 m hoch. Wenn man bedenkt, dass die Straße fast auf Meereshöhe verläuft schon ein beachtlicher Blick, der einem hier geboten wird.

Delphin im Loch EribollWir halten erneut an, um diese Aussicht noch einmal zu genießen, in uns aufzusaugen. Na klar, Monika natürlich wieder mit ihrem Fernglas auf der Suche nach Robben. Und dann sieht sie sie, nicht Robben, sondern Delphine, wie sie das Loch herauf schwimmen. Mit Sicherheit sind sie auf Nahrungssuche, was ihnen jetzt und hier bestimmt leicht fällt. Denn im August, September sind tausende von Lachsen auf dem Weg ins offene Meer. „Leichte“ Beute also für die Delphine. Bis ich jedoch meine Kamera aus dem Wagen geholt habe und wieder am Rand der Küste stehe kann ich sie zwar noch springender Weise das Loch hinauf schwimmen sehen, doch für mein technisches Equipment, trotz Zoom, sind sie kaum noch erfassbar. Aber seht selbst.

 

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