Im Nationalpark Hardangervidda zum Vørungsfossen
Geweckt wurden wir an diesem Morgen um 8.00 Uhr von einem Schiffshorn, das mehrmals Signale abgab. Zu sehen war aber zunächst nichts, bis dann endlich auf dem Fjord ein Schiff aus den Nebelschwaden auftaucht. Aber was für ein Schiff, ein Kreuzfahrschiff.
Am Ende des Fjordes, eben hier in Eidfjord, haben sich alle Busse Norwegens versammelt, um dieses Schiff zu begrüßen. Oder stehen Schlange, um die Bootsflüchtlinge aufzunehmen und den ganzen Tag zu bespaßen.
Sicher, von Kreuzfahrten hatte ich schon gelesen und auch gehört, aber nie einen Gedanken daran verschwendet, dass diese Schiffe ja auch noch in die Fjorde hinein fahren. So wie dieses heute Morgen. Langsam näherte sich dieses Schiff dem Fjordende, um sich dann in einem aufwändigen Wendemanöver an der Anlegestelle zu positionieren und festzumachen. Der komplette Vorplatz am Kai war mit den Reisebussen zugestellt, andere warteten noch weiter oben, außerhalb des Hafens, auf der Straße.
Nachdem dieser ganze Vorgang abgeschlossen war und sich die Reisebusse in sämtliche Himmelsrichtung verteilt hatten herrschte wieder eine absolute Ruhe im Hafen, an den der Campingplatz direkt grenzt.
Sowohl beim Frühstück, als auch als wir einen kurzen Ausflug in den Hafen unternahmen hatten wir schon beraten, was wir heute unternehmen.
Wir hatten uns entschieden – zumal die Sonne schon den ganzen Morgen zu sehen und vor allem auch zu spüren war – eine Wanderung zu machen. Immerhin befinden wir uns im größten Nationalpark Norwegens, der Hardangervidda. Wir packten die dafür benötigten Dinge wie Wanderschuhe, Verpflegung, meine „Gehhilfen“, ohne die ich nicht mehr wandern möchte, und machten uns gleichfalls auf den Weg. Wir steuerten einen Parkplatz an, an dem wir unsere Motorräder abstellten und uns umzogen.
Früher verlief der Verkehr, der jetzt über die ausgebaute und vor allem breitere Straße geht, hier über diese kleine Straße. Sie dient jetzt ausschließlich Fußgängern und Radfahrern, um zum Vørungsfossen zu gelangen. Wir hatten uns diese Strecke für den Rückweg vorgenommen und so versuchten wir zunächst das Museumsdorf Møböe zu finden, um von dort dann über die besagten 1.300 Stufen hinauf an den Wasserfall zu gelangen. Plötzlich glich die Landschaft den Bildern, die wir auch aus unseren Alpenländern in Erinnerung haben. Vereinzelte Häuser oder Höfe, eingekesselt von Bergmassiven. Aber auch hier wieder der Hinweis, dass wir uns im Bereich der Fjorde befinden und wir bei diesen Bergen nicht über 2.000er sprechen.
Dann haben wir ihn endlich erreicht, den Vørungsfossen, nachdem wir zuvor schon an seinem (Ab-) fluss entlang gelaufen und ihn auch einmal überquert haben. Diese ganze Angelegenheit – Wanderung zum Vørungsfossen – hatte allerdings auch ihre Grenzen, denn wenn wir uns heute schon einmal ohne Regen in Norwegen bewegen müssen wir uns ja nicht gleich freiwillig von der Gischt des Wasserfalls total einnässen lassen. Selbst aus einiger Entfernung war die Feuchtigkeit ganz gut zu spüren.
Den Rückweg traten wir dann über die alte Straße an, die 400 Jahre lang als Verkehrsweg gedient hatte.
Unterwegs mussten wir gleich mehrfach den Fluss überqueren. Bei dem Anblick der eigentlich schönen alten Brücken sind wir froh, dass sie heute nur noch den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Bei der Menge, vor allem aber der Masse heutiger LKW’s wäre es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, wann diese Steinbrücken dieser Belastung nicht mehr standhalten würden. Einmal ganz abgesehen von der Breite auf der Brücke, die nur eine einspurige Verkehrsführung zuließ. Unvorstellbar, bei dem Verkehrsaufkommen allein in der Ferienzeit.