Schon lange fahren wir Motorrad, Monika und ich. Seit Juni 2000 auch gemeinsam. Dazu zählen Touren an den Niederrhein, ins Bergische Land und in die Eifel, dort dann zumeist im belgischen Teil bis hinein in die Ardennen. In den meisten Fällen sind das Tagestouren. Manchmal fahren wir auch zu viert, mit unseren Freunden. Neben dem Motorradfahren an sich verbinden Monika und mich nicht nur unsere Liebe, sondern ebenso verbindet uns auch die Lust an der Natur, die im Gegensatz zum Autofahren hier wesentlich stärker und intensiver zu erleben ist. Der Geruch eines Rapsfeldes ist da, wenn du an ihm vorbei fährst. Im geschlossenen Auto suchst du besagtes Rapsfeld, wenn du es riechst, zumeist im Rückspiegel, und dann häufig noch vergeblich. Du spürst die Kühle eine Buchenwaldes oder eines Tunnels im Gesicht, auch wenn du nicht mit offenem Visier durch die Gegend fährst. Klar, du merkst auch den Regen, wenn du mal wieder ohne Regenkombi unterwegs bist oder zu lange gehofft hast, dass es nur ein kleiner Schauer ist. Hinzu kommt dann auch noch die Freiheit, mit einem Zelt im Gepäck auch die Möglichkeit zu haben, dort zu übernachten, wo du gerade möchtest, genauso gut aber auch eine Pension oder ein Hotel zu nehmen, wenn uns gerade danach ist, wenn das Wetter nicht mehr mitspielt oder wir mal wieder so richtig an einem Tisch frühstücken möchten. Neben dem Motorradfahren verbindet uns eben auch diese Lebenseinstellung, die wir dann auch noch mit anderen gemeinsamen Interessen verbinden, wie dem Kanufahren (Zweier-Wanderkanu) und auch unserem Interesse an den Ländern und Menschen Osteuropas.
Nagut, viele werden sich jetzt denken oder fragen – Norwegen, seit wann liegt das in Osteuropa? aber irgendwie musste ich ja den Einstieg gestalten. Für 2009 hatten wir uns auf jeden Fall vorgenommen, unseren vierwöchigen Urlaub mit unseren Bikes in Norwegen zu verbringen. Und wenn wir dabei irgendwie bis zum Nordkap kämen sollte es eben so sein, wenn nicht haben wir dafür schon unsere Gründe und müssen eben noch ein zweites Mal nach Norwegen. Aber davon später mehr.
Mit Norwegen verband ich Natur in Hülle und Fülle. So ein flächenmäßig riesiges Land, dafür aber wenigen Einwohnern, da muss es einfach viel freie und vor allem menschenleere Natur geben.
Bei viereinhalb Millionen Menschen und einer Fläche von etwas über 300.000 Quadratkilometern macht das im Schnitt 14 Einwohner/ km². Dazu im Vergleich Deutschland mit 82,33 Mio. Einwohner, die auf einer Fläche von 357.000 Quadratkilometern leben. Das sind durchschnittlich 231 Einwohner/ km², also gut das 16 fache.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass von diesen viereinhalb Millionen Einwohnern schon allein 800.000 in der Landeshauptstadt Oslo leben, weitere 800.000 in den großen Städten Bergen (214.000), Stavanger (174.000), Trondheim (147.000), Drammen (91.000), Kristiansand (64.000), Tromsø (53.000), Bodø (34.000) und Larvik (23.000), dann kann mensch eine Vorstellung davon haben, wie einsam und naturbelassen es in vielen Teilen Norwegens sein muss.
Das zweite, was ich mit Norwegen in Verbindung brachte, war Wasser. Sei es an der langen Küste, die mit ihren vielen Einbuchtungen – Fjorden – natürlich noch erheblich zur Steigerung der Wasserfläche beiträgt. Sei es aber auch in den unzähligen Flüssen, die Norwegen auch zu einem Paradies für Angler machen. Und das Wasser von oben, kurz Regen genannt, war mir schon ein wenig bewusst. Dass wir in diesem Jahr aber extrem mit ihm zu tun hatten – da half auch mein sonst häufig benutzter Spruch ‚Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung‘ nicht wirklich weiter.
Nach den ganzen Aufregungen der letzten Tage und Wochen, die durch die Vorbereitungen hervorgerufen wurden, war es endlich soweit. Es ist zwar nicht die erste Motorradreise, die wir direkt an unserer Haustüre starteten. Auch Ostdeutschland oder Slowenien hatten wir ohne unseren Motorradtrailer direkt am Hof begonnen. Aber es ist insgesamt die erste Reise, bei der wir zu Beginn aber auch am Ende klare Zeitvorgaben hatten, die es galt einzuhalten – eben unsere vorher gebuchten Überfahrten. Also schauen wir einmal, ob wir dieses insgesamt im Griff haben. Schon für die Anreise war natürlich sowohl das Navigationsgerät als auch diverse Portale im Internet hilfreich, zumal eine Reise zum Nordkap für die meisten Motorradfahrenden Menschen quasi zu den highlights gehören, die Mensch und Maschine gesehen und erlebt haben müssen.
Hier jetzt web Adressen aufzuführen die sich eh mit der Zeit wieder ändern – die schlechteste Lösung. Da verweise ich eher auf Suchmaschinen und die entsprechenden Stichwörter wie Norwegen, outdoor in Norwegen, mit dem Motorrad durch Norwegen usw.
Gebucht hatten wir die Überfahrt Kiel – Oslo. Dies ist nur eine von verschiedenen Anreisemöglichkeiten. Es ist zwar zeitlich auch die längste auf der Fähre, man umgeht damit allerdings auch die doch öde Anreise über Dänemark, bei der auf fast schnurgeraden flachen Straßen ausschließlich Kilometer gefressen und die Reifen ab, zumindest aber eckig gefahren werden.
Eine weitere Variante ist die über Schweden, wobei man dort die Überfahrt Kiel – Göteborg wählen kann und dann statt an der Westküste Norwegens durch Westschweden nach Norden hochfährt. Selbstverständlich kann man von Göteborg aus, wie wir es 2 Jahre später in 2011 getan haben, ebenfalls auf Oslo zufahren und dann die E 6 nach Norden fahren. Bei unserem 2. Norwegentrip hatten wir auf jeden Fall vor, zum Nordkap zu fahren, egal was kommt.
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