Gjora – Amotan – Gorsy – Snökotten – Dovrefjell – Dalgardsgrenda
140 km
Ist das eine Überraschung heute Morgen. Beim Blick nach draußen ist die Sonne zu sehen, nicht nur für einen kurzen Moment, sondern auch am Himmel um sie herum sind riesige blaue Stellen zu sehen. Welch ein ungewohntes Bild. Zumindest während des Frühstücks, aber auch noch beim Packen und beladen unserer Motorräder.
Aber als wir dann gegen 11.00 Uhr endlich soweit sind und losfahren hat sich der Himmel schon wieder mächtig zugezogen. Vorbei ist es mit der Sonne, wenn auch zumindest die Straße noch trocken ist. Aber wenig später, an unserem ersten Etappenziel für heute in Amotan (zu deutsch Treffpunkt der Bäche), da wo genau drei Bäche Grøvu, Reppa und Lindola zusammen treffen, regnet es dann auch schon wieder. Wie sonst an den anderen Tagen. Und es hätte so schön werden können, zumindest unsere ersten heutigen Kilometer haben richtig Lust auf mehr fahren bei trockenem Wetter gemacht.
Doch zuerst müssen wir noch schnell tanken, also ab nach Gorsy. Unterwegs machen wir noch einen Stop an einem Museumdorf. Schon recht klein und flach diese Hütten damals, aber schon mit Bewuchs auf dem Dach, wie es heute der ein oder andere auch wieder hat.
Von da aus dann wieder zurück, wo Monika die Abzweigung nach Snökotten vermutete. Und wie meistens hatte sie Recht behalten, sie war es. Aber nach wenigen hundert Metern stehen wir vor einem Checkpoint. Dahinter handelt es sich nämlich um ein altes Militärgelände. Eine Soldatin fragt Moni aus, wo wir denn hin wollten. Sie sagt es ihr und zeigt es gleichzeitig noch auf ihrer Karte. Die aber scheint nicht mehr zu stimmen. Und man kann nur noch hier hereinfahren, aber nicht mehr durch. Und das Hineinfahren ist mautpflichtig, 50 NOK. Aber was Motorräder kosten weiß sie nicht, die verirren sich nicht hierher.
Dieses freundliche Gespräch führte dann zu einem Rabatt, wir durch für besagte 50 NOK mit beiden Maschinen passieren. Nach 7 km Schotterpiste, der ein oder andere Wagen, auch Militär, kamen uns entgegen, bleiben wir stehen. Auch andere stehen schon dort und haben scheinbar ihre Motoren abgestellt. Alle schauen gebannt in ein und dieselbe Richtung, auf einen Punkt. Und tatsächlich, da steht er, oder zumindest einer dieser Moschusochsen. Ein gewaltiges riesiges Tier. Wir hatten gelesen, dass man sich vor ihnen hüten sollte, zumal es keine Deckung, keinen Schutz gibt. Denn sie sind schnell, schneller als Menschen, was ihnen so ohne weiteres nicht anzusehen ist.
Plötzlich werde ich von jemandem auf deutsch angesprochen. Er meinte, eigentlich müssten wir fotografiert werden, wie wir seltene Tiere mit unseren Autos und Motorrädern aufsuchten. Er spielte da ganz eindeutig auf seinen Trecking-Trip an. Ich machte diesem Mitte Dreißigjährigen dann jedoch deutlich, dass ich diese Erfahrungen und Erlebnisse, wie er sie gerade sammelt, schon gemacht habe, da konnte er noch nicht einmal laufen. Mit diesem Spruch ließ ich ihn alleine stehen, ohne eine weitere Antwort von ihm abzuwarten, und wir setzten unsere Fahrt bis ans Ende der Straße fort, zumindest bis zu dem Punkt, wo sie jetzt eindeutig gesperrt war. Dort parkten wir, zogen uns warm an, naja, zumindest wieder unsere Handschuhe, und gingen zu Fuß weiter. Und es hatte sich gelohnt, denn plötzlich standen da gleich 6 – 8 ausgewachsene Moschusochsen. Und wir entdeckten auch ein Jungtier dabei.
Nach einer Zeit des Beobachtens und auch Fotografierens gingen wir den Weg noch weiter bis zu diesem scheinbar verlassenen Dorf. Aber ohne uns ein weiteres Mal dort aufzuhalten, es wurde kälter und kälter, ging‘s dann wieder zurück zu unseren Maschinen.
Es war so kalt geworden, dass Moni’s Suzi nur mit Müh und Not ansprang. Wie gut, dass meine serienmäßig über eine vernünftige Griffheizung verfügt. Damit war zugleich auch schon die Entscheidung gefallen, dass unser nächster Stopp bzw. unsere nächste Übernachtung uns ebenfalls wieder eine Hytta bescheren musste.
Wir fuhren also wieder zurück, der Pulk an Fahrzeugen hatte sich zwischenzeitlich auch aufgelöst, ohne dass uns irgendein Auto auf dem weiteren Stück zu der größeren Moschusherde noch wieder begegnet wäre. Auf der Hauptstraße nach wenigen Kilometern dann ein Campingplatz, eine Tankstelle und nebenan einen kleinen Shop. Was will mensch mehr, zumindest was die Grundnahrungsmittel mit Ausnahme der Gerstenkaltschale anbelangt. Für den Verkauf von Bier besaß die Dame keine Lizenz.
Also gab es dann Abends eben einen heißen Tee, was bei diesen Temperaturen ja auch mal ganz gut ankommt.
Die gesamte Anlage hatte jedoch den Flair der 70iger Jahre in Ostdeutschland. Gute Nacht also.