Sligachan – Old Man of Storr – Kilt Rock – Quiraing – Kilmaluag (Duntulm Castle) – Uig – Dunvegan Castle – Neist – Sligachan
160 km
Der schottische Platzwart sollte Recht behalten. In der Nacht war es schon sehr windig, und unaufhörlich prasselte der Regen auf unser Dach.
Ein niederländischer WoMo-Fahrer, der uns tags zuvor noch direkt vor dem Sanitär- und Aufenthaltshäuschen begrüßte hatte einen Standortwechsel vorgenommen. Er stand gestern noch in einer kleinen Senke, die jetzt mit Wasser vollgelaufen war. Ohne fremde Hilfe wäre er dort nicht wieder heraus gekommen. Glück gehabt, dass er es rechtzeitig bemerkt hatte.
Andere, zumeist (Rad-) Wanderer, schauten ebenfalls nicht gerade glücklich aus, als sie ihre Schlafsäcke und auch andere Dinge zum Trocknen hier im Häuschen aufhängten. Sind wohl in ihren Zelten „abgesoffen“. Sie alle drängten sich jetzt entlang der Hauswand, wo zumindest das überhängende Dach ihnen ein wenig Schutz bot.
Nach dem Frühstück checken wir erst einmal die Lage. Es hatte zwischenzeitlich aufgehört zu regnen. Um uns herum lag alles in Dunst und Nebel, die Wolken hingen so tief, dass von den uns umgebenden Bergen nichts zu sehen war. Richtung Norden waren jedoch auch kleinere Lücken in der Wolkendecke auszumachen. Mut zur Lücke, wenn schon kein Wanderwetter, denn gesehen hätten wir nicht viel, dann aber evtl. Motorradwetter, vielleicht klärt es sich ja noch auf. Schnell sind die Bikes abgeladen und wir in unsere Motorradkleidung rein.
Monika hatte wieder einmal eine nette Tour zusammengestellt.
Als erstes führte sie uns zum Old Man of Storr. Mit viel Fantasie gleicht diese Felsformation einem auf dem Rücken liegenden Mann, der einen Dolch in der Brust stecken hat. Die oberste Spitze des Berges The Storr, die wir leider immer nur kurz zu sehen bekommen, ragt 719 Meter in die Höhe.
Unterwegs kamen uns ständig Motorradfahrer entgegen, teils bepackt, teils auch wie wir ohne Gepäck unterwegs. Aber keiner trug einen Regenkombi. Es hatte ja auch noch nicht wieder geregnet, selbst die Straßen waren weitestgehend schon abgetrocknet. Schade nur, dass Dunst und Nebel eine größere Rundumsicht verhinderten. So eben auch am Old Man of Storr, der mal zu sehen war, kurze Zeit später dann auch wieder von Wolken eingehüllt wurde. Die Entscheidung, die wir hinsichtlich des Motorradfahrens und damit gegen eine Wanderung getroffen hatten, bestätigte sich mehr und mehr. Bei diesen tiefhängenden Wolken ist von dem Zauber dieser Landschaft nicht viel zu sehen und zu spüren.
Knappe 18 km weiter – die Wolken rissen teilweise auf und ließen sogar die Sonne durch – erreichen wir dann Kilt Rock. Die Ähnlichkeit mit einem Kilt, der hier ins Wasser stakt, haben wir nicht erkennen können. Dafür aber den Wasserfall, der sich hier 100 Meter tief ins Meer fallen lässt. An der Absperrung, dem Geländer, drängen sich zahlreiche Touristen. Einer der „volleren“ Orte, die wir bis hierhin auf unserer Schottlandtour erlebt haben. Auf dem gut gefüllten Parkplatz steht wieder ein Fish and Ships Imbiss. Er erinnerte mich daran, dass wir bis jetzt noch nicht diese „englische Spezialität“ probiert haben. Aber noch ist es einfach zu früh und rings herum waren auch keine gemütlichen Sitzplätze vorhanden. Also muss dieser Imbiss noch ein wenig warten, noch haben wir ja über zwei Wochen Zeit.
Wir fahren weiter auf der Küstenstraße entlang der hohen Klippen bis kurz vor dem Ort Brogaig, um dort links abzubiegen und ein kurzes Stück diese Route entlang zu fahren, die uns direkt nach Uig bringen würde. Wir würden dann jedoch die nördlichste Spitze von Sky auslassen, was wir nicht vorhatten.
Diese enge Straße schlängelt sich so langsam in den Quirang hinauf, mit wenigen Parkmöglichkeiten. Aber dort herrscht schon ein wenig Chaos, wenn Abreisende und Neuankömmlinge sich nicht sofort einig werden. Genug des Trubels und der Hektik, wir fahren zurück zur Küstenstraße und folgen ihr weiter in den Norden.
Unterwegs müssen wir stoppen, denn über uns kreist ein Seeadler – ich denke einmal es ist einer. Auch wenn es eine single road ist und wir mit unseren Bikes unterwegs sind, erst muss dazu ein passender Platz gefunden werden, denn wir sind nicht die einzigen auf dieser Straße. Wir schauen ihm zu, wie er ganz alleine seine Kreise zieht, fast immer in der gleichen Höhe. So bekomme ich ihn trotz meines Teles an der Kamera nicht besser abgelichtet. Ganz anders sieht es dann jedoch beim Blick durch das Fernglas aus.
Die Ruinen des Duntulm Castles, das einst eine wichtige Festung des MacDonald Clans war, lassen wir rechts liegen. Der nächste Halt wird an dem Museumsdorf Skye Museum of Island Life eingelegt. In sieben einzelnen Häusern wird uns das bäuerliche Leben nahe gebracht, teils durch Gegenstände, Werkzeuge, durch Inneneinrichtungen, aber auch mit alten Fotografien aus der damaligen Zeit.
Selbst (Arbeits-) Situationen oder ein Schulzimmer werden einem recht plastisch vor Augen geführt. Monika und ich sind uns einig, dass dieses Museum mit zu den besten gehört, die wir bis dahin zu sehen bekommen haben. Und das ganze unterhalten und begleitet von einem kleinen privaten Verein.
Als wir wieder zu unseren Motorrädern gehen richten wir einen skeptischen Blick zum Himmel. Ob es das jetzt war? Kommt jetzt der Regen? Eine dunkle Wolkenwand schiebt sich von Norden heran. Richtung Süden, also in unsere Richtung, sieht alles noch besser aus. Aber jetzt hier warten und den Regen vorbei ziehen lassen wollten wir auch nicht. Also Flucht nach vorne, Richtung Uig.
Kurz vor Uig hat uns dann der Regen eingeholt. Schnell die Bikes abgestellt und in einen Pub geflüchtet. Ein Tee kann ja auch nicht schaden.
Dort haben wir dann die schottische Gemütlichkeit erlebt. Die Bedienung nahm an der Theke jeweils eine Bestellung auf. Nachdem sie sie ein gebongt hatte kassierte sie gleich ab und ging dann mit diesem Bon zu einer weiteren Theke in diesem Pub. Von dort kam dann später auch unser Tee. Die Bedienung ging wieder zurück hinter ihre Theke und sprach: „the next one“ und diese ganze Prozedur wiederholte sich. Und das Ganze mit einer Wahnsinnsruhe und Gelassenheit.
Als unser Tee dann endlich kam hatte der Regen, vor dem wir geflüchtet waren, schon aufgehört.
Zurück auf den Parkplatz vor dem Pub, der sich zwischenzeitlich gut gefüllt hatte. In mehreren Reihen standen hier wartende Autos als auch Motorradfahrer, um mit der Fähre auf die Äußeren Hebriden über zu setzen.
Wir schlossen uns ihnen jedoch nicht an sondern setzten unsere Fahrt fort, zunächst weiter in Richtung Süden um das Loch Snizort Beag, um dann westlich abzubiegen zum Dunvegan Castle, wo seit 700 Jahren der Stammsitz des MacLeod Clans ist. Dieser hatte sich über Jahrhunderte erbitterte Kämpfe über die Vorherrschaft auf Skye mit dem MacDonald Clan – sie erinnern sich, Duntulm Castle – geliefert.
Wir versuchten nach Neist und dem dortigen Leuchtturm zu kommen, dass direkt an der Westküste liegt. Die Straße, die schon eine single track road war, wurde noch schmaler und schmaler. Irgendwann hörte dann auch der Asphalt auf, der zumindest für Moni’s Bandit von Nutzen ist. Kurz beratschlagt und mit einem Blick gen Himmel dann entschieden: zurück zum Platz. Begleitet von kleineren Regenschauern erreichen wir ihn. Um uns herum türmen sich die schweren Wolken, doch auf dem Platz selbst scheint die Sonne. Dafür sagt uns der Boden jedoch alles. Überall stand das Regenwasser, ein Zeichen, dass es im Verlauf des Tages hier gut und anhaltend geregnet haben muss. Auch der „Kollege“, der auf dem Dach seines Land Rovers sitzt, macht es ja bestimmt nicht der besseren Aussicht wegen.
Was wird uns also der morgige Tag bringen? Erneut einen unbeständigen, zumeist regnerischen Tag, der in keiner Weise zum Wandern angetan ist? Sollen wir weiter fahren, doch, wenn wir das Wetter in Betracht ziehen, wohin? Aber vielleicht sieht die Welt, der Himmel, ja Morgen schon anders aus.