Fevik – Lindesnes Fyr (Südkap)
Oh oh, der Morgen begrüßt uns mit Regen. Also rein in den Bus (es war ein kleiner Spielbus aus Holz für die Kinder, aber als Biker ist mensch ja für jede trockene Unterstellmöglichkeit dankbar), denn dort ist das Frühstück eben trocken einzunehmen. Und noch dazu im Sitzen.
Eigentlich sind wir heute Morgen recht früh aufgestanden, aber das Einpacken ging heute nicht so einfach wie tags zuvor. Weniger bei mir als bei Monika. Aber sie hat ja noch ein paar Tage Zeit, um das auch ohne fremde Hilfe zu schaffen.
Aber dann geht’s los. Es hat zwar zwischenzeitlich aufgehört zu regnen, aber die vielen Wolken am Himmel verheißen nichts Gutes. Zunächst starten wir ohne unsere Regenkombis. Doch dann erwischt es uns, aber total.
Wir finden erst keine Unterstellmöglichkeit, auch keine Brücke, um uns die Regenhaut anzuziehen, also suchen wir weiter und finden dann endlich auch eine. An einer Schule mit großem Vordach legen wir erst einmal eine längere Zwangspause ein.
Es hat noch nicht ganz aufgehört zu regnen als wir uns wieder auf unsere Maschinen setzen, aber irgendwann gibt’s nichts neues zu sehen, also stellt sich Langeweile ein. Zumindest lässt der Regen so langsam nach, sodass wir nach einigen Kilometern an einer Brücke einen Stopp einlegen, um die Regenkombis auszuziehen. Ich persönlich fahre höchst ungern in diesem Anzug, denn in Verbindung mit dem Regenwasser auf meiner Sitzbank habe ich keinen richtigen Halt, sondern rutsche bei jedem Lastwechsel (bremsen oder Gas geben) eben unkontrolliert auf der Bank herum. An dieser Stelle sollen eigentlich Lachse geangelt werden, doch wir sehen keine. Dafür treffen wir auf ein Paar Hamburger, ein bisschen Smalltalk, wie sonst auch, wenn man als Biker unterwegs ist, vor allem im Ausland. Dann geht es weiter, Ziel ist der südlichste Punkt auf dem norwegischen Festland – also statt des Nordkaps eben zunächst das Südkap.
Auch hier, am Südkap, werden wir wieder das Zelt aufbauen. Noch ist es trocken, aber dunkle Wolken lassen nichts Gutes erahnen. Vielleicht bewahrt uns ja der stürmische Wind vor heftigen Regenfällen.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist setzen wir uns noch einmal auf unsere Maschinen und fahren ans „Südkap“. Na klar, auch hier steht ein Leuchtturm. Dieser Leuchtturm Lidesnes Fyr ist der älteste Leuchtturm des Landes.
Aber es gibt hier auch ein kleines Restaurant. Doch bevor wir dort einkehren erst noch einmal ein wenig das „Südkap“ anschauen, sehen, wie die Küste hier beschaffen ist, welch ein „Denkmal“ hier aufgesetzt wurde.
Und dann natürlich auch der Hinweis auf das Nordkap – 2.518 km. Zu diesem Zeitpunkt stand es für uns noch außer Frage, dass wir das Nordkap auch anfahren werden.
Die Pächterin im Restaurant, das fast an der Küste gelegen ist, wie könnte es auch anders sein, keine Norwegerin, sondern eine Belgierin. Leider ist es mehr ein Schnell-Imbiss, also nichts Besonderes steht auf der Speisekarte. Doch diese Erfahrung mussten wir später noch häufiger machen, dass Norwegen da ein wenig anders aufgestellt ist als wir es aus Deutschland oder auch anderen südlichen Ländern Europas kennen gelernt haben. Dafür haben wir aber schnell Kontakt mit anderen, sei es der Belgierin oder auch einem Italiener, dem wir bei seiner Bestellung und den damit verbundenen Sprachproblemen behilflich sein konnten. Der wollte von der Belgierin zu seinem Essen immer wieder Pane haben, für die Belgierin scheinbar total unverständlich, bis wir es ihr übersetzten – Brot.
Nach dem Essen ging es dann noch an die Küste, das Meer besuchen. Und zu erleben, wie stark der Wind mittlerweile war.
Lange hielten wir es jedoch bei dem Wind, und der war ganz schön kalt, nicht aus. Das Zelt und damit die warmen Schlafsäcke riefen uns beide. Die gesamte Nacht blies der Wind recht heftig, aber auch der Regen peitschte unaufhörlich auf die Zelthaut. Wir hatten glücklicherweise unser Zelt am Rande des Platzes aufgebaut, hinter uns stieg es steil an. Vom Wasser waren wir als durch einen höheren Erdstreifen getrennt. Somit hatten wir für diese Nacht gut im Windschatten der Küstendüne gelegen, anderen auf dem Platz, vor allem denen, die ja zumindest das Meer sehen wollten, ging es da schon anders.