Geweckt werden wir von der Sonne, die an einem total wolkenlosen Himmel strahlt. Der zweite Blick geht zum Thermometer. Draußen sind schon 19°, im Wagen „nur“ 17°. Das verspricht doch einen herrlichen Tag, auch zum Wandern. Doch nach dem Frühstück ist es mit dieser Herrlichkeit schon vorbei. Der Himmel hatte sich schon ganz schön zugezogen.
Also wagen wir es, packen schnell zusammen und wechseln den Parkplatz. Den richtigen für die vorgesehene Wanderung hatten wir gestern schon ausgemacht als wir mit den Motorrädern unterwegs waren.
Als wir ankommen ist der Parkplatz zwar nicht überfüllt, aber die freien Flächen sind nicht eben. Wir werden also später, wenn wir zurückkommen und beschließen hier zu übernachten das Gespann noch einmal umsetzen müssen.
Die Innenfutter der Jacken noch schnell eingepackt, ebenso die Regenhosen. Leider hatten wir vergessen, einen heißen Tee zumachen. Dumm, wie sich später noch herausstellen wird.
Zunächst ging es auf einem gut ausgebauten Weg langsam bergauf. Links von uns (auf dem Bild rechts) der Spidean a‘ Choire Leith, auch ein 1.000er. Ihn lassen wir jedoch links liegen und laufen auf den Sail Mhor, dem Westgipfel des Beinn Eighe, zu, den wir jedoch auch nur umrunden aber nicht besteigen werden.
Bei unserer ersten Pause war es noch trocken, allerdings hatte der Wind schon gut aufgefrischt. An größere Steinblöcke gezwängt ließ es sich jedoch aushalten.
Jetzt wird es steiler, vor uns taucht das Loch Coire Mhic Fhearchair auf. Wir gehen jedoch wieder einige Meter zurück, um im Windschatten der Kante unsere nächste Pause einzulegen. Wie gut hätte jetzt ein heißer Tee getan, denn der Wind pfiff ganz gehörig, auch die Temperaturen sind merklich gesunken. So gab’s zur Salami eben kaltes Mineralwasser. Wir sind froh, dass wir die Innenfutter und die Regenhosen mitgenommen hatten. Mittlerweile hatte es sich auch ganz zugezogen, selbst die Spitzen der angrenzenden Berge waren nicht mehr zu sehen. Wir zogen die Innenfutter ein, ebenso auch die Regenhosen über.
Wir mussten jetzt auch eine Entscheidung treffen. Gehen wir weiter oder drehen wir um, wie es zumindest zwei andere Wanderer getan haben. Jetzt, wo wir schon so weit oben sind entschließen wir uns zumindest noch um das Loch Coire Mhic Fhearchair herum zu gehen oder besser an sein Ende um dann letztlich die Entscheidung zu treffen. Vor uns sehen wir rechts die Steilen Wände des Triple Buttress, die bis an den See heranreichen, dahinter den Hauptkamm des Beinn Eighe.
Auf gut sichtbaren Pfadspuren am Ostufer des Sees erreichen wir dann auch sein Ende.
“Da wir schon mal soweit gewandert sind – lass uns weiter gehen und diese Wanderung zu Ende bringen und nicht wieder den gleichen Weg absteigen” das war nicht nur mein Gedanke, auch Moni war der gleichen Auffassung. Auch wenn der Blick dann schon ein anderer ist, aber es ist eben auch ein ganz anderes Gefühl, wenn man einen „neuen“ Weg geht.
Nach einem letzten Blick auf den See, der auf ca. 600 m liegt, geht es jetzt in etlichen Kehren so langsam an den Fuß des Ruadh-stac Mór. Uns ist beim Anblick dieser „Wand“ noch nicht klar, ob wir da hinauf müssen. Wir sehen jedoch auch nirgends einen Pfad. Geschweige denn andere Wanderer, die uns quasi den Weg zeigen. Okay, auf den Gipfel des Ruadh-stac Mór, der immerhin auf 1.010 m liegt, hatten wir auch nicht vor zu gehen, denn dieser Weg ist auf jeden Fall eine Sackgasse. Und das Wetter versprach auch nicht besser zu werden. Nicht dass wir uns wegen möglichem Regen Gedanken machten, eher war es die nicht vorhandene Aussicht die wir, oben angekommen, nicht haben werden.
Irgendwie bahnten wir uns einen Weg durch diese Steinblöcke, denn nirgends war zu erkennen, dass hier schon einmal vor uns auch andere gegangen waren. Ebenso war nicht auszumachen, wo wir denn über diese Kante, diese Stufe entlang müssen. Auch wie es dahinter aussah, wie es anschließend weiter gehen wird war nicht zu sehen. Also erst einmal zusehen, dass wir dorthin kommen. Eine Begrenzung gab es ja, den Bachlauf bzw. auch kleinen Wasserfall.
Mühsam erklimmen wir dieses Geröllfeld und stehen anschließend vor der Rinne, aus der ein Großteil dieser Blöcke herstammen muss.
Im Gegensatz zu wenige Minuten zuvor war es hier jedoch etwas leichter, nicht von der Anstrengung her aber der Orientierung wegen. Es gab eben nur diesen einen Punkt, den wir erreichen mussten. Ansonsten war es fast wie Treppensteigen, nur dass eben einige dieser Stufen schon etwas lose waren.
Wir sind jetzt auf 850 Meter, das heißt es waren 250 Höhenmeter vom See bis hier hinauf, auf den Grat.
Was uns jetzt fehlt ist die Sonne, zumindest aber klare Sicht. Das, was wir zu sehen bekommen, lässt einfach nur erahnen, welch herrlichen Rundumblick man von hier oben aus haben kann.
Im linken Bild ist sind die bis zum See abfallende Wände des Sail Mhor zu sehen, während das rechte den Höhenzug des Coire Dubh Mór zeigt. Hinter ihm der Liathach.
Hier oben gibt es dann noch einmal statt eines leckeren warmen Tees nur das kalte Mineralwasser und einen kleinen Snack. Denn lange wollen wir uns hier oben nicht aufhalten, noch ist es trocken. Wer weiß schon wie lange es noch so bleiben wird. Denn es sind noch einige Meter, die wir herunter müssen. Auch der Wind, der hier sehr böig und stürmisch ist, lädt nicht gerade zum längeren Verweilen ein.
Der Grat gibt uns nun den weiteren Verlauf des Weges vor, denn vor allem links geht es steil hinunter. Wir werden von heftige Böen geschüttelt, die uns das Laufen nicht gerade einfach machen. Etwas über 1km geht es jetzt, auf gleicher Höhe bleibend, über diesen Grat, bevor wir dann letztlich bis auf knappe 950 ansteigen.
Mehr als von diesem Punkt aus, wo wir noch einmal eine Pause machen, eher wegen des heftigen Windes, der hier oben blies als aus Kraftmangel, würden wir vom Spidean Coire nan Clach „ganz oben“ auch nicht sehen können.
Wäre doch das Wetter einfach nur besser gewesen. Jetzt geht es nur noch abwärts. Wobei „nur“ ganz schön untertrieben ist. Irgendwie schlagen wir uns durch das Gelände herunter, vereinzelt sind Spuren zu sehen, Schuhabdrücke, auch die markanten Löcher der Wanderstöcke, aber ein richtiger Weg oder auch nur Pfad ist Fehlanzeige. Auf einer Strecke von knapp 3 km steigen wir dabei von 950 auf 110 Metern ab. Der Untergrund besteht anfangs noch aus festem Felsen, geht dann in kleineres Geröll über und kurz vor dem Ende laufen wir durch sumpfige Wiesen, denn zahlreiche Rinnsale kommen hier den Berg herunter.
Wir sind froh, und auch geschafft, als wir wieder unten an der Straße angekommen sind. Jetzt geht’s allerdings noch rd. 3 km zurück zum Parkplatz, auf dem unser Auto steht.
Wir sind froh, dass sich das Wetter gehalten hat, dass es nicht zwischendurch regnete, denn das hätte vor allem bei diesem Abstieg mit Sicherheit keinen Spaß gemacht.